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Landkreis Diepholz: 565 Hektar sind problemlos für PV-Anlagen geeignet

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Von: Anke Seidel

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Insgesamt 25 Freiflächen-PV-Anlagen (wie diese in Ströhen) gibt es bereits im Landkreis Diepholz.
Insgesamt 25 Freiflächen-PV-Anlagen (wie diese in Ströhen) gibt es bereits im Landkreis Diepholz. © Melanie Russ

1 721 Hektar Fläche könnten im Landkreis Diepholz mit Freiflächen-Photovoltaik (PV) bebaut werden – theoretisch.

Landkreis Diepholz – In Gesprächen zwischen Kreisverwaltung und den 15 planungsberechtigten Städten, Gemeinden und Samtgemeinden über deren eigene Flächengestaltungsziele wurden die „konfliktärmsten Standorte mit den aussichtsreichsten Realisierungschancen“ herausgefiltert, wie es Vanessa Scharninghausen aus dem Fachdienst Kreisentwicklung am Mittwoch im gleichnamigen Fachausschuss formulierte.

Ergebnis: 565 Hektar Kreisfläche könnten im 1 987 Quadratkilometer (198 700 Hektar) großen Landkreis problemlos für Freiflächen-PV genutzt werden. In einer lebhaften Diskussion bewerteten die Ausschussmitglieder, die unter Leitung von Joachim Hafer (CDU) im Diepholzer Kreishaus tagten, Chancen und Möglichkeiten. Zuvor hatte Erster Kreisrat Jens Hermann Kleine erläutert, dass PV-Anlagen – anders als die Windkraft sowie die Landwirtschaft – nicht privilegiert sind und die Kommunen Bebauungspläne auflegen müssten. „Landwirtschaftliche Nutzung ist das nicht mehr“, erklärte er – und prognostizierte, dass auf die Kommunen eine Flut von Bauanträgen für PV-Anlagen zurollen könne.

Auf landwirtschaftlichen Vorrangflächen – immerhin 60 Prozent im Landkreis Diepholz – sollen ohnehin keine PV-Anlagen erlaubt sein. „Wir wollen die regionale Produktion von Lebensmitteln“, betonte der Erste Kreisrat. Will heißen: Nahrung hat Vorrang vor Energie.

Mindestgröße sollte 60 Hektar betragen

Schritt für Schritt erläuterte Vanessa Scharninghausen, nach welcher Systematik der Fachdienst Kreisentwicklung besagte 565 Hektar PV-Flächen ermittelt hatte – und berichtete, dass die Mindestgröße 60 Hektar betragen soll, weil so eine einfachere Planung und eine schnelle Umsetzbarkeit erreicht würden.

Aber auch an 200 Meter breiten Streifen entlang von Bahnlinien oder Autobahnen könnten Sonnenkollektoren Energie erzeugen – über Teilprivilegierung und ohne Bauplanungsverfahren. An der Bahnlinie Bremen-Osnabrück könnten so 170 Hektar PV-Flächen entstehen und 17 weitere Hektar an der Autobahn 1. Zum Vergleich: Bisher bestehen im Landkreis Diepholz 25 Solarparks mit einer Fläche von knapp 70 Hektar insgesamt.

Ingo Estermann (SPD) begrüßte die PV-Strategie des Landkreises ausdrücklich: „Genau das ist auch unser Ziel.“ Die Kommunen seien gut beraten, sich diese PV-Strategie des Landkreises zu eigen zu machen.

70 Prozent der Flächeneigentümer im Landkreis sind keine Landwirte

Dankbar zeigte sich auch Wilken Hartje (CDU) – insbesondere für den Schutz der landwirtschaftlichen Vorrangflächen. „Es ist ein Wahnsinn: In Spanien, dort wo Wasserknappheit und Hitze extrem zugenommen haben, hat auch die Nahrungsmittelproduktion erheblich zugenommen...“ Hartje wies außerdem darauf hin, dass 70 Prozent der Flächeneigentümer im Landkreis keine Landwirte mehr seien: „Da wird man, und das werfe ich niemandem vor, nach besseren Renditen suchen.“ Hartje befürchtete, dass PV-Investoren „wie Heuschrecken“ in den Landkreis einfallen. Deshalb müsse man mit gleichem Maßstab messen und dürfe „den Flaschenhals nicht zu weit aufmachen“.

Das Schreckensszenario der Investoren-Invasion hielt Annika Bruck (Grüne) für „Quatsch“. Denn die Kommunen müssten die Freiflächen-Photovoltaik ja aktiv planen. Es sei gut und richtig, landwirtschaftliche Vorrangflächen zu schützen. „Aber das muss auch für Naturschutzflächen gelten.“

Windkraft sei in der Fläche sechs bis siebenmal effektiver

Ulrich Helms (FWG) sah das genauso. Wenn man 2 400 Hektar für die Wiedervernässung der Moore brauche, dann müsse das verhältnismäßig passen. Die Strategie des Landkreises „finden wir ganz hervorragend“, sagte Helms – und fügte mit Blick auf neue Industrie- und Wohngebiete hinzu: „Den Flächenverbrauch müssen wir grundsätzlich im Auge behalten.“

Matthis Langhorst (FDP) hielt es für genauso wichtig, „landwirtschaftliche Flächen gegen eine verhältnismäßig ineffiziente Form der Energieerzeugung zu schützen“. Windkraft sei in der Fläche sechs bis siebenmal effektiver, hatte zuvor Wilken Hartje festgestellt – und Erster Kreisrat Jens Hermann Kleine auf das enorme PV-Flächenpotenzial auf den Dächern der Gebäude im Landkreis hingewiesen. Jeder Bürger kann es über das Solarkataster selbst prüfen.

Solarkataster

solarkataster.diepholz.de

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