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Kreissparkassen: Fusion kein Tabu mehr

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Von: Anke Seidel

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Sehen Vorteile in einer Fusion: (v.l.) Jens Bratherig (Vorstand Kreissparkasse Syke), Landrat Cord Bockhop und Claus Nordsieck (Kreissparkasse Grafschaft Diepholz).
Sehen Vorteile in einer Fusion: (v.l.) Jens Bratherig (Vorstand Kreissparkasse Syke), Landrat Cord Bockhop und Claus Nordsieck (Kreissparkasse Grafschaft Diepholz). © Seidel

Gehen die Kreissparkassen Syke und Grafschaft Diepholz gemeinsame Wege? Über den Fusions-Prüfauftrag entscheiden am 15. März die Verwaltungsräte

Landkreis  Diepholz. Gehen die Kreissparkassen Syke und Grafschaft Diepholz bald gemeinsame Wege? Die Fusion ist zumindest kein Tabu mehr, sondern eine strategische Option. Das stellten Landrat Cord Bockhop und die Vorstände Jens Bratherig (Syke) und Claus Nordsieck (Diepholz) am Freitag klar. Die Verwaltungsräte der beiden Sparkassen entscheiden am 15. März über einen Prüfauftrag für die Fusion.

Sollten sie grünes Licht geben, würde in beiden Häusern systematisch geprüft, wie eine gemeinsame Struktur praktisch gestaltet werden könnte. Landrat Cord Bockhop ist überzeugt: „Ein ganz erheblicher Teil der Struktur würde sich nicht verändern.“ Er kennt die beiden Sparkassen in dreifacher Funktion: als Verwaltungsratsvorsitzender beider Kreissparkassen und aus der Perspektive des Gewährsträgers Landkreis Diepholz.

Genau deshalb wäre eine „Fusion auf Augenhöhe“ in diesem Falle keine Worthülse. Ob es soweit kommt, müssen die Verwaltungsräte entscheiden. Darin arbeiten jeweils 15 Vertreter mit – fünf der Sparkassen-Mitarbeiter und zehn der Politik, sprich aus dem Kreistag oder den dort vertretenen Parteien.

Gemeinsam stark

Würden die Kreissparkassen Syke und Grafschaft Diepholz fusionieren, wären sie sechstgrößte Sparkasse in Niedersachsen. Das stellte Jens Bratherig am Freitag klar. Denn sie hätte eine Bilanzsumme von fast sieben Milliarden Euro. Die Kreissparkasse Syke würde dabei 4,4 Milliarden Euro einbringen, die Kreissparkasse Grafschaft Diepholz rund 2,1 Milliarden Euro.

Knapp 600 Mitarbeiter teilen sich in der Kreissparkasse Syke insgesamt 480 Vollzeitstellen. In der Kreissparkasse Grafschaft Diepholz sind es 320 Mitarbeiter auf 260 Vollzeitstellen.

Landrat Cord Bockhop ist sich mit den Vorständen Claus Nordsieck und Jens Bratherig einig: „Wir sehen in einem Zusammenschluss Vorteile!“ Zum Beispiel bei der Transformation der Wirtschaft, sagt Jens Bratherig: „Wir könnten unsere Finanzierungs- und Beratungskompetenz sogar weiter ausbauen.“ Will heißen: Die Größe der Firmenkredite – wichtiges Kriterium für Leistungsfähigkeit und Erfolg – könnte wachsen. Sein zweites Argument ist die ausufernde Regulatorik: „Wir brauchen immer mehr Expertenwissen, aber diese Experten sind immer schwerer zu finden.“ Grundsätzlich sei der Fachkräftemangel ein großes Problem. Allein in der Kreissparkasse Syke würde bis 2027 ein Viertel der Mitarbeiter in Rente gehen. Eine ähnliche Entwicklung gebe es in der Kreissparkasse Grafschaft Diepholz, ergänzt Claus Nordsieck. Für beide Häuser fasst Cord Bockhop zusammen: Ein Fünftel des Personals werde in den nächsten fünf Jahren pensioniert.

Klare Botschaft am Freitag: Sollte es zur Fusion kommen, würde kein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz verlieren, auch würde keine Filiale geschlossen. „Die Kreissparkassen haben ihre Hausaufgaben bereits gemacht“, stellt der Landrat fest – und betont ausdrücklich: „Die Sparkassen haben keine wirtschaftliche Notwendigkeit für eine Fusion. Sie haben keine Handlungszwänge und sie handeln aus einer Position der Stärke heraus.“ Zurzeit gehe es deshalb ausschließlich darum, den Gedanken einer Fusion offen zu prüfen.

Dass es zwischen den beiden Häusern Verbindungen gibt, stellt Claus Nordsieck klar: „Es herrschte schon immer eine gute Zusammenarbeit.“ Es gebe Dinge, „die Syke besser kann“ – umgekehrt gelte das für Diepholz genauso. Synergieeffekte zu heben und sich im digitalen Wettbewerb um Kunden stärker aufzustellen – auch das könne durch einen Zusammenschluss erreicht werden. Claus Nordsieck: „Eine Fusion kann nur erfolgreich sein, wenn die Mitarbeiter sie erfolgreich zum Kunden tragen.“ Deshalb sei es wichtig, sie von Anfang an mitzunehmen, so Cord Bockhop: „Alle Mitarbeiter sind informiert.“ Transparenz ist ihm in diesem Prozess enorm wichtig: Erst am Donnerstag waren die Verwaltungsräte der beiden Sparkassen über „aktuelle Herausforderungen von Regionalbanken“ und die möglichen Auswirkungen auf die beiden Sparkassen informiert worden – am Tag darauf die Mitarbeiter der Sparkassen sowie der Kreisausschuss.

„Auch selbstständig gute Chancen“

Sollten die Verwaltungsräte den Prüfauftrag am 15. März nicht erteilen, „könnten sich beide Sparkassen auch in den nächsten Jahren selbstständig gut weiter entwickeln“, hieß es. Der Landrat stellt aber ebenso fest: „Für eine mögliche Fusion spricht, dass wir dann aufgrund der Größe der Sparkasse eine bessere Ausgangsposition bei eventuellen weiteren Strukturveränderungen hätten.“ Wenn die Verwaltungsräte das auch so sehen, könnte die Prüfung Ende Juni abgeschlossen sein: Basis für die weiteren Beschlüsse.

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