Aktivisten holen Schweine von „verwahrlostem“ Hof

Dörrieloh - Von Ove Bornholt. Völlig verwahrlost haben Mitglieder der Organisation „Tierretter“ nach eigenen Angaben einen Hof in Dörrieloh (Samtgemeinde Kirchdorf) vorgefunden. Inmitten des Chaos hätten sie drei Schweine und einen Hahn entdeckt – ein Schwein habe apathisch inmitten von Müll im Badezimmer gelegen. Der Vorfall ist auch deswegen brisant, weil die Besitzerin eine dicke Akte beim Veterinäramt hat.
Die Aktivisten sprechen von scharfkantigen Blechdosen sowie Unmengen an Sperrmüll. „Was wir allerdings nicht fanden, war geeignetes Futter und Trinkwasser“, teilen sie über ihre Organisation „Tierretter“ mit. Sie brachten die Tiere auf anderen Höfen unter.
Dabei will die Besitzerin des Hofes in Dörrieloh, Barbara B., die früher schon wegen der Zustände auf dem Hof vor Gericht stand, und für die das Veterinäramt ein Haltungsverbot verhängt hatte, die Tiere stets gut gepflegt und versorgt haben. Derzeit lebt sie in Clausthal-Zellerfeld im Harz. Gut zweieinhalb Stunden Fahrzeit von Dörrieloh entfernt. „Ich bin jeden Tag gekommen, habe die Tiere gefüttert“, sagt sie.
Wegen des strengen Winters, habe sie warten wollen, bevor sie die Tiere in den Harz bringe. Diese würden ihrem Mann gehören, wendet sie gegen das Haltungsverbot an. Auch gegen den liegt aber laut Veterinäramt ein Haltungsverbot vor. Für die aktuellen Zustände seien andere verantwortlich, sagt Barbara B. Unbekannte hätten Ende Januar und Mitte Februar das Gelände verwüstet.
Infolge einer Forderung durch eine Bank wurde der Hof zwangsversteigert. Um den Verkauf vorzubereiten habe man die Gebäude leergeräumt und alles ordentlich gelagert, so die Besitzerin.
Vandalen hätten dann das Chaos angerichtet. Barbara B. vermutet, dass ein Schwein durch eine aufgebrochene Tür ins Badezimmer gekommen war oder dorthin getrieben wurde. Sie brachte den Vandalismus und den – aus ihrer Sicht – Diebstahl der Tiere zur Anzeige. Derzeit müsse die Staatsanwaltschaft über den weiteren Verlauf der Ermittlungen entscheiden, so die Polizei.
Auch das Veterinäramt war auf dem Hof. „Der Ernährungszustand war sehr gut, die Schweine waren sauber und gepflegt“, zitiert der zuständige Fachdienstleiter, Dr. Karljosef Graf, aus einem Bericht von zwei Amtstierärztinnen, die den Hof am 19. Januar auf einen Hinweis hin unangekündigt besucht hatten.
Barbara B. habe sich dabei eingefunden und die Mitarbeiterinnen angesprochen, so Graf. Diese hätten ihr gesagt, dass sie die Tiere wegen des Haltungsverbots zeitnah entfernen müsse. Die Einhaltung dieser Aufforderung „hätten wir auch überprüft“, versichert Graf, der sich gegen Vorwürfe verwahrt, seine Behörde habe nicht reagiert.
Hintergrund
Das Veterinäramt Diepholz holte im November 2010 und im März 2011 ein großen Teil der dort gehalten Hunde von dem Hof. Im anschließenden Prozess sagten Mitarbeiter des Veterinäramtes aus, dass die Hunde in Räumen gehalten worden seien, die mit Kot und Urin verschmutzt gewesen waren. Es habe keine trockenen Liegeflächen gegeben. Eine Hündin mit Welpen sei ohne Wasser in einem Raum eingesperrt gewesen.
Das Landgericht Verden verurteilte Barbara B. im Berufungsprozess zu einer Bewährungsstrafe von acht Monaten. Im ersten Urteil waren es noch 20 Monate Bewährung gewesen. Gegen das Landgerichts-Urteil ist Barbara B. laut eigenen Angaben in Revision gegangen.