SoVD zeigt Ausstellung „Ohne Angst verschieden sein“ in OBS Varrel

Varrel – Die Ausstellung „Ohne Angst verschieden sein“ wurde bereits vor gut zehn Jahren konzipiert – und ist immer noch aktuell. Warum? Weil verschieden sein immer noch nicht zum Alltag in der Gesellschaft gehört, egal, ob mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung.
Mit der Ausstellung, die der SoVD-Ortsverband Varrel jetzt erneut in den Landkreis Diepholz holt, macht er auch erneut aufmerksam: „2009 trat die von den Vereinten Nationen beschlossene UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft – und vieles ist eben noch nicht selbstverständlich“, betont Ortwin Stieglitz, Vorsitzender des SoVD in Varrel.
Unterstützung dabei, die Ausstellung nach Varrel zu holen, fand Stieglitz in der Oberschule, die die Räumlichkeiten stellt. Laut Schulleiterin Carola Labbus sind einige der Themen, die an den sechs Stellkästen aufgezeigt werden, auch Bestandteil des Unterrichts. Die neunte Jahrgangsstufe etwa ist im Geschichtsunterricht demnächst mit der Zeit des Nationalsozialismus befasst – und wird in der Ausstellung informiert darüber, mit welch grausamer Einstellung Nazis Menschen mit Beeinträchtigungen gegenüberstehen. Die Jahrgangsstufe acht thematisiert im Religionsunterricht derweil die Diakonie und ihre Arbeit.
Neben den Schülern und Lehrern, die sich informieren können, ist die Ausstellung auch für die Öffentlichkeit zugänglich: Am Mittwoch, 22. Februar, und am Mittwoch, 8. März, ist die Oberschule jeweils von 15 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet. Dass die Ausstellung nach Varrel geholt werden konnte, ist auch dem Förderverein der Oberschule zu verdanken. Dessen Vorsitzender, Samtgemeindebürgermeister Heinrich Kammacher, erklärte, dass der Förderverein froh sei, die Infoblöcke präsentieren zu können. Stieglitz und Kammacher danken den vier Schülern, die beim Aufbau geholfen haben. „Schule und Inklusion“ ist ein Thema – sowohl in der Ausstellung als auch in der Oberschule, wie Carola Labbus erklärt. Jedoch mit Kritik verbunden: „Vieles ist gut gedacht, aber schlecht gemacht.“ Kammacher stimmt zu: „Nicht immer sind pragmatische Lösungen und geltendes Recht gut miteinander vereinbar.“
Möglichkeiten, die Oberschule Varrel noch barrierefreier zu gestalten, bedürfen weniger baulicher Eingriffe als in manch anderen Schulgebäude, weil die Räume fast alle ebenerdig zu erreichen sind. Einzig zum Lehrerzimmer (für die Überwindung der Stufen gibt es bereits eine provisorische Rampe) und zu den Fachräumen müssten Zuwegungen geschaffen werden. Labbus’ Gedanken gelten dabei den Kindern, die deshalb eine Schule am Ort nicht besuchen können, den Freundeskreis verlassen müssen, weil andere Schulen bereits barrierefrei sind.
Inklusion und Integration in der Schule, in der Gesellschaft: Die Ausstellung ist bereits gut zehn Jahre alt – aber viele der seinerzeit als beispielhaft präsentierten Lösungsansätze sind noch immer nicht flächendeckend umgesetzt. Die Ausstellung mag als Hinweis auf noch ausstehende Aufgaben dienen.