Innovatives für Pferdegesundheit von Firma aus Scharringhausen

Rolf Meyer ist noch nie geritten. Wie man Pferden etwas Gutes tun kann, weiß er dennoch. Und ist deshalb weltweit ein gefragter Mann.
Scharringhausen – Der Ritt mit Rolf Meyer aus Scharringhausen durch die Pferdeställe der Welt macht Halt in Turkmenistan. Im Westen dockt das Land an das Kaspische Meer an und was genau ein lokaler Pferdebesitzer mit Meyer besprochen hat – Meyer lächelt und schweigt. Er ist der Einladung gerne gefolgt. Reisen an exotische Orte oder aber einfach mal nach Süddeutschland, Leipzig oder England: 90.000 Kilometer sammelt Meyer allein auf dem Tacho seines Autos. Im Gepäck: ein besonderes Knowhow rund um Pferde, respektive ihre Gesundheit. Meyer hat technische Ideen umgesetzt. Solarium, Spiegel und Soleboxen. Der Clou: Rolf Meyer hat noch nicht eine Sekunde auf einem Pferd gesessen. Und, nein, Ingenieurwesen hat er auch nicht studiert. Dafür aber Landwirtschaft.
Dass in Scharringhausen eine der nach eigenen Angaben führenden Firmen ihren Sitz hat, die bekannt ist für die Entwicklung von besonderen Nischenprodukten für den Pferdesport und Kunden in 30 Ländern der Erde betreut – nein, das ist nicht allgemein bekannt. In der Pferdesportszene sehr wohl, denn „Summerwind“ gehört mit einem in 15 Jahren erworbenen Erfahrungsschatz zu den Marktführern. In die Pferdesportszene biegt Rolf Meyer damals eher zufällig ab.
„Summerwind“, der Name der Firma, ist nicht angelehnt an die Belüftung, mit der ihre Solariumsvariante die Pferde wohlig umhüllt. Eine Vorrichtung, die Mitbewerber eher nicht einbauen. „Ich will ja aber nicht nur einen warmen Rücken“, kommentiert Meyer. Mit Blick für Details der Pferdegesundheit erfolgt die Entwicklung für das Solarium. Das ein Pferdebesitzer aus Katar übrigens für seine 38 Pferde bestellt hat. Also, eines für jedes der Pferde.

„Summerwind“ ist der Name der Firma, die Meyer vor 15 Jahren gründet, weil er damals Rotorflügel konstruiert, die sich horizontal drehen. Die Kleinwindanlagen seien heute nicht mehr wirtschaftlich. Seine Idee, für die er noch heute die Patente hält, sei von „den Großen“ abgetan worden. Heute kann Meyer darüber lächeln.
Gefragt, was er gelernt hat, antwortet er wie aus der Pistole geschossen: „Bauer.“ Nein, auf dem Hof der Familie wurden keine Pferde gehalten. Nein, die Pferdexpertise ist nicht Ergebnis einer Ausbildung. Getüftelt klingt wenig professionell, tatsächlich aber wird auf hohem Niveau nach einer Problemlösung geschaut. Wenn die Kunden fragen, was im Portfolio der Firma möglich ist, bittet Meyer sie: „Sagen Sie, was Sie wollen. Und wir sagen, was wir tun können.“
Das kann dann auch ein versenkbarer Spiegel sein. Reithallenspiegel für den Innen- und Außenbereich sind eine weitere Nischen-Idee der Firma, die Rolf Meyers Sohn Matthias als Geschäftsführer leitet.
Man kann sich als Laie kaum vorstellen, wie groß die Dinger dann sein müssen. Meyer lächelt. 2,12 Meter hoch sollte die Fläche schon sein, mindestens, damit der Reiter seine Körperhaltung sehen kann – und die Fußbewegung des Pferdes. Der versenkbare Spiegel misst 28 Meter in der Länge. Staunen. Was wiegt das? 14 Tonnen, sagt Meyer. Es dauere drei Minuten bis der Motor den Spiegel hochgefahren hat, der sonst den Ausblick in eine wunderschöne Bodenseelandschaft versperrt hätte. Dressurreiter schätzen diese Spiegel sehr.
Zu den Kunden, so viel verrät Meyer dann doch, gehören Isabell Werth und Dorothee Schneider.
Mit der jüngsten Entwicklung stellt „Summerwind“ erneut ein Projekt vor, das eine ganz besondere Nische der Pferdetherapie abdeckt. Die Solebox kombiniert Infrarot, eine Farblichtanlage und, wie der Name sagt, einen Sole-Vernebler, der bei Atemwegserkrankungen, Allergien, Asthma und anderem eingesetzt werden kann. Die Solekonzentration, weil individuell medizinisch abzuklären, sei Sache des jeweiligen Veterinärs, die Technik liefert „Summerwind“ – in Form einer Box, die über drei Meter lang, fast zwei Meter breit und 2,40 Meter hoch ist.

Die Sole macht einen besonders unempfindlichen Stahlrahmen notwendig: Meyer setzt auf V4A-Stahl. Und auch in seinem Segment hat die Pandemie Auswirkungen: Der Preis für den Stahl habe sich verdreifacht, sagt Meyer. Per Glasdecke ist der Infrarotbereich an der Decke von der Kabine mit dem Sole-Nebel getrennt. Grundsätzlich baut das Team von „Summerwind“ alle Anlagen, ob Solarium, Spiegel oder Solebox, selbst auf. Alles soll schließlich perfekt funktionieren. Sein Team kennt alle Notwendigkeiten, die dafür wichtig sind.
Die Entwicklung der Solebox wiederum blieb nicht unbemerkt: Ausgezeichnet werden innovative Entwicklungen bei der weltweit größten Pferdemesse in Essen, der „Equitana“ (9 bis 15. März). Nominiert für den Innovationspreis war in diesem Jahr auch die Solebox. Für Meyer eine große Anerkennung, sei dies doch eine besondere Würdigung für innovative Betriebe.
Pikantes Detail am Rande: Ausgezeichnet wird in diesem Jahr auch eine schwedische Firma, für ein Solarium, dem allerdings wesentliche Elemente der Summerwind-Variante, die zum Wohlbefinden der Rösser dienen, fehlen, erklärt Meyer. Und lächelt.