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Wehrhafte Herdenschutzhunde senken Zahl der Wolfsrisse drastisch

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Von: Harald Bartels

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Ein Schäfer mit drei Hunden vor einer Schafherde.
Auf der Weide: Schäfer Klaus Menke mit den drei Schutzhunden Alina, Balou und Albin bei einer Schaf- und Ziegenherde. © Bartels

Freistatt – Kaum nähert sich Schäfermeister Klaus Menke der Herde, laufen ihm Hündin Alina und die beiden Rüden Balou und Albin schwanzwedelnd entgegen, um von ihm geknuddelt zu werden. So freudig werden jedoch nur die allerwenigsten Besucher begrüßt, denn das Trio gehört zu den Herdenschutzhunden der Schäferei Freistatt.

Der Betrieb, der zum Unternehmensbereich Bethel im Norden der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gehört, erfüllt eine wichtige Aufgabe bei der Landschaftspflege der Moor- und Heidelandschaft. Unter der Aufsicht von Klaus Menke stehen 1 400 Diepholzer Moorschnucken sowie 100 Ziegen – überwiegend Burenziegen, aber auch die an kühlere Temperaturen besser angepassten Holländischen Landziegen.

Die Schafsherden sind jedoch nicht nur eine Attraktion als Fotomotiv für Touristen, sondern auch die Wölfe haben sie rasch für sich entdeckt – als mögliche Futterquelle. „Wir haben im Landkreis nicht damit gerechnet, dass der Wolf so schnell aus der Lüneburger Heide hierher kommt“, bekennt Klaus Menke, „aber wir haben vergessen, dass die Moore rundum für ihn ideale Rückzugsräume sind.“

Weniger Schafe fallen den Wölfen zum Opfer

Nach mehreren Wolfsübergriffen auf Nutztiere sei schnell klar gewesen, dass die bisherigen Zäune als Schutz nicht ausreichen. Daher habe er Schäferkollegen in Brandenburg besucht und sich mit ihnen ausgetauscht. Das Ergebnis: Seit 2015 werden die Herden der Schäferei von Herdenschutzhunden bewacht.

Der Erfolg spricht laut Klaus Menke für sich: Bis zum Einsatz der Hunde habe es um die 40 Verluste durch Wolfsrisse gegeben – seither seien es nur fünf oder sechs Tiere gewesen. „Wir haben keine nennenswerten Verluste mehr, und so, wie es jetzt läuft, bin ich ganz glücklich.“ Mittlerweile setzten auch die beiden anderen großen Schäfereien im Landkreis Diepholz Herdenschutzhunde ein, denn: „Wir müssen mit dem Wolf leben.“

Ein Schaf liegt neben einem Hund.
Moorschnucke und Herdenschutzhund liegen im Schatten einträchtig beisammen auf der Weide. © Bartels

Für den Herdenschutz in Freistatt sorgen insgesamt neun Pyrenäen-Berghunde. Sie arbeiten in drei Teams, jeweils mit einer Hündin als Anführerin und zwei Rüden. Die Hunde würden weder kastriert noch sterilisiert, damit ihre Verteidigungsbereitschaft nicht sinkt, erläutert der Schäfer. Wenn eine Hündin „in Hitze“ sei, werde sie solange von den Rüden getrennt.

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Wichtig bei der Arbeit: „Das Schaf ist der Sozialpartner der Hunde, nicht der Mensch“, betont Klaus Menke. Daher kämen diese Hunde eigens in Schafställen zur Welt, um sie von Beginn an mit den Tieren, die sie schützen sollen, vertraut zu machen. In Freistatt handhabe man es zudem so, dass über den Winter extra einige Schafe nicht geschoren werden, um mit den Hunden zusammenzuleben – „das war auch ein Tipp der Kollegen aus Brandenburg.“

Eine Hinweistafel bittet Spaziergänger um Abstand zu der Herde.
Derartige Hinweistafeln bitten Passanten um ausreichend Abstand. © Bartels

Wie er unter anderem aus Berichten von Jägern wisse, habe es bereits zahlreiche Begegnungen zwischen Wölfen und den Herden mit Hundeschutz gegeben: „Zwei Hunde laufen ,mit Imponiergehabe‘ am Zaun vor den Wölfen auf und ab, während der dritte bei der Herde bleibt.“ Vorrangig würden sie die Angreifer verbellen, aber es hätten auch schon einige seiner Hunde Wölfe nach Kampf vertrieben. „Sie mussten zwar vom Tierarzt behandelt werden, aber sie haben gewonnen.“

Problematisch sei allerdings, wenn sich Spaziergänger oder Radfahrer allzu forsch nähern: „Wir freuen uns über das Interesse an unseren Tieren“, betont der Schäfer, „aber die Hunde sind dann im Schutzmodus.“ An sich sei der Tag die Ruhephase der Tiere, damit sie nachts die Herden schützen können. Auf jeden Fall solle niemand auf die Tiere zu- oder von ihnen wegrennen, und „wenn die Hunde zu bellen beginnen, sind die Leute zu dicht am Zaun.“

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