Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck sagt Zucker den Kampf an

Peggy Schierenbeck (SPD) will eine Zuckerabgabe gesetzlich verankert wissen. Sie hat dabei insbesondere die Gesundheit der Jugend im Blick.
Weyhe – Hersteller von Säften und Softdrinks wie Limonade sollen künftig eine Abgabe zahlen, wenn ihre Produkte zu süß sind. Das fordert die SPD-Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck – und damit eine Zuckersteuer, wie es sie in Dänemark, Frankreich, Spanien oder Mexiko bereits gibt. Das Wort Zuckersteuer hört die 52-Jährige aber nicht so gern: „Für mich ist es eine Gesundheitssteuer.“ In jedem Fall sollen die Hersteller die Zuckerabgabe zahlen, wenn ihr Produkt mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter Getränk enthält.
Peggy Schierenbeck kritisiert die Getränkeindustrie für fehlende Eigeninitiative
Als Berichterstatterin des Bundestagsausschusses für Ernährung und Landwirtschaft will die Abgeordnete aus Weyhe den Weg für den Gesetzesentwurf bahnen und betont: „Es ist Aufgabe des Staates, für gesündere Lebensmittel zu sorgen. Starkes Übergewicht gehört zu den größten Risikofaktoren für Gesundheit und seelisches Wohlergehen.“ Genau das sieht die Sozialdemokratin stark gefährdet, wenn Kinder mit zu süßen Getränken viel zu viel Zucker zu sich nehmen. „Bei gleichzeitiger Ernährungsarmut“, betont Peggy Schierenbeck. Denn der zugesetzte Zucker liefere keine lebenswichtigen Vitamine oder Spurenelemente, sondern nur „leere“ Kalorien.

Deshalb fordert die Bundestagsabgeordnete: „Wir sollten alle Hebel in Bewegung setzen, Übergewicht und ernährungsbedingte Krankheiten zu vermeiden.“ Darin ist sie sich mit der Weyher Ökotrophologin Christiane Knipper einig, die seit mehr als 20 Jahren als Ernährungsberaterin Patienten mit auch essbedingten Erkrankungen bei ihrer Ernährungsumstellung unterstützt. Peggy Schierenbeck zitiert die Ernährungsberaterin so: „Es ist wichtig, in Bezug auf überzuckerte Lebensmittel den Fokus auf die Kinder zu lenken. Sie rennen komplett unwissend in die Katastrophe. Es ist ein Unding, dass die Getränkeindustrie unsere Kinder mit System krank machen darf!“
Allein im Landkreis Diepholz gehe es um die Gesundheit von rund 30.000 Kindern, so Peggy Schierenbeck. Im Landkreis Nienburg seien es rund 20. 000 Kinder und Jugendliche. Zwar gebe es seit einigen Jahren die Selbstverpflichtung deutscher Lebensmittelhersteller, den Zuckergehalt in Softdrinks zu reduzieren. „Aber das hat so gut wie nichts gebracht“, so die Bundestagsabgeordnete. Im Schnitt seien minimale 0,2 Prozent eingespart worden: „Freiwillig funktioniert es leider nicht.“
Dagegen sei in Großbritannien per besagter Abgabe der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks um 30 Prozent gesunken. Seit sechs Jahren gilt die Abgabe dort.
Bundeszahnärztekammer: Zucker hat zu großen Anteil an Energiezufuhr
Auch die Bundeszahnärztekammer fordert eine Sonderabgabe auf stark zuckerhaltige Softdrinks. Sie verweist auf einen Jahresverbrauch von 32,5 Kilogramm Zucker pro Verbraucher und Jahr in Deutschland, der deutlich über den Empfehlungen von Fachgesellschaften und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liege: „Gerade Kinder und Jugendliche konsumieren besonders viel Zucker. Die Krux: Zu viel Zucker macht krank!“ Das sei nicht neu – aber dennoch bleibe der Pro-Kopf-Verbrauch an Zucker seit Jahren entschieden zu hoch.
Die Bundeszahnärztekammer verweist auf Daten aus Verzehrsstudien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Ein großer Anteil an freiem Zucker in der täglichen Ernährung stamme aus Süßwaren (36 Prozent) und zuckerhaltigen Getränken wie Fruchtsäften und Nektaren (26 Prozent) sowie Limonaden (12 Prozent). „Das macht sich gerade bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar“, warnt die Bundeszahnärztekammer, „ihr Anteil an freiem Zucker in der täglichen Gesamtenergiezufuhr liegt bei rund 18 Prozent. Sie überschreiten die empfohlene Obergrenze von zehn Prozent von allen Personengruppen am stärksten.“ Und das fördere Krankheiten wie Adipositas, Diabetes und Karies.
Peggy Schierenbeck verzichtet für zwei Wochen ganz bewusst auf Zucker in ihrer Ernährung – und ist überrascht, in welchen Produkten er überall zu finden ist: „Ich konnte nur eine Sorte Kartoffelchips entdecken, die keinen Zucker enthält!“ Süßstoffe sind für sie keine Alternative – schon gar nicht beim Thema Zuckerabgabe. Denn die synthetischen Substanzen können weder vom Körper noch in den Kläranlagen abgebaut werden. So landen sie am Ende im Grund- und Trinkwasser – in Hamburg sei das seit Jahren nachgewiesen.