Bäckerei Speckmann in Wehrbleck ist am 4. März letztmals geöffnet

Wehrbleck – Die Bestellbücher sind rappelvoll, „die Kunden horten die Ware und frieren sie wohl ein im Eisfach“, mutmaßt Waltraut Speckmann. Wer noch Backwaren aus der Wehrblecker Bäckerei Speckmann ordern möchte, hat dazu nur noch bis einschließlich Donnerstag Zeit. Denn: „Am Samstag, 4. März, schließt die Bäckerei endgültig“, sagt Frank Speckmann.
Er ist momentan 17 Stunden auf den Beinen, das heißt, eigentlich 13 bis 14, da drei bis vier Stunden seiner täglichen Arbeitszeit seit Wochen für Büroarbeiten „reserviert“ sind. Es geht nicht anders.
Seit der Ankündigung im September 2022, dass die Bäckerei schließen wird, weil die Betriebskosten so dramatisch gestiegen sind, dass der Verkauf von Brötchen und Broten nicht reicht, um die sie zu decken, kümmert sich Speckmann um allerlei. Zum Beenden eines Betriebes gehört deutlich mehr, als die Tür zu schließen und den Schlüssel herumzudrehen.
Am 1. Februar hat die Firma ihr 58-jähriges Bestehen – eben nicht gefeiert. Die 2002 übernommene Filiale in Wagenfeld ist seit Ende November geschlossen. Ab Samstag nicht mehr beliefert werden die Verkaufsstellen in Freistatt, Barver und Varrel.
Mitarbeiter erhalten bei Bedarf Folgeanstellungen
Was passiert mit den 17 Angestellten, allesamt langjährige Beschäftigte, die mitunter deutlich über 20 Jahre Teil des Familienbetriebes waren? Wer weiterarbeiten möchte, respektive muss, der hat auch eine Folgeanstelllung bekommen, berichtet Familie Speckmann unisono. Waltraut und Heinz Speckmann, die Eltern, stehen in dieser schweren Zeit an der Seite von Sohn Frank. Seine eigene berufliche Zukunft kann er frühestens planen, wenn er eine seit Jahren immer wieder hinausgeschobene und dringend notwendigen Operation samt Rekonvaleszenz hinter sich gebracht hat.
Ein Traditionsbetrieb am Ort weniger – und die Kundschaft verabschiedet sich jeden Tag ein bisschen mehr. Gerade waren die Mädchen und Jungen des DRK-Kindergartens „Wirbelwind“ da, haben ein Foto mitgebracht, etwas gesungen. „Das haben sie öfters mal gemacht, das war immer schön. Und es gab auch immer etwas Süßes“, erinnert sich Senior Heinz Speckmann. Dieser persönliche Abschiedsbesuch mit fast allen Kindern – eine Geste, die die Familie berührt, das Foto hat am Nachmittag bereits einen Ehrenplatz.
Frank Speckmann schließt Rückkehr in den Beruf aus
Was am Samstag nun passiert – die Familie weiß es nicht. Andrang zwischen 6 und 12 Uhr? Ein ganz normaler Samstagvormittag?
Mit der Backstube schließt auch der kleine Verkaufsladen im vorderen Bereich des Areals, das Laden, Backstube und Wohnhaus umfasst. Der Betrieb bleibt zwar offiziell bis zum 31. März angemeldet, aber eine Rückkehr in den Beruf schließt Frank Speckmann, demnächst 55 Jahre alt, aus.
Denn auch die Suche nach Personal gestaltet sich seit Jahren schwierig. Ergebnis: Wenn es weiterhin alle Brötchensorten, Brote und Gebäckteilchen sein sollten, die „immer schon“ auf der Karte standen, dann musste Frank Speckmann das auffangen. Ein Hamsterrad, aus dem der Bäckermeister nun aussteigt. Am Samstag, 4. März, um 12 Uhr mittags.