Auflagen erfordern Änderung beim Kirchdorfer Anrufsammeltaxi

Kirchdorf – „Man ist das auf dem Land mit dem ÖPNV gar nicht gewöhnt, das muss man mal ehrlich anerkennen“, sagt Heinrich Kammacher am Dienstagnachmittag in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Jugend und Soziales. Und deshalb rechnet der Kirchdorfer Samtgemeindebürgermeister mit zahlreichen Anfragen nach Verbindungen und Kosten für die Buslinie 127, die die Samtgemeinde ab dem 1. August üppig verstärkt.
Die Telefonkosten in den zurückliegenden Wochen in die Höhe getrieben hat Fachbereichsleiterin Sandra Meißner: Die Zahl der Gespräche in der Vorbereitung sei immens gewesen, erklärt Kammacher in der Sitzung, die Gero Enders leitet.
Anlass war die Kündigung des Vertrages für das Anrufsammeltaxi (AST) in der Samtgemeinde zum 31. Juli 2023. Was tun? Die Bürger hatten einst einen klaren Auftrag gegeben in den Jahren 2008 bis 2010, als gleich mehrere Mitgliedsgemeinden in der Dorferneuerung Weichen gestellt haben für eine positive Zukunft. „Mehr Mobilität“ war das Stichwort. „Das bekommen wir hin“, war die Devise einst und Kammacher gab sie jetzt erneut aus. Ein Bürgerbus, in den eng bewohnten Kommunen des Nordkreises damals schon eine Erfolgsgeschichte, war für die dünner besiedelten Südkreiskommunen keine Option. Entwickelt wurde das Anrufsammeltaxi, das als Ergänzung Bürger innerhalb der Samtgemeinde von A nach B bringt, zumindest aber zu einer Haltestelle der Landesbuslinien 137 oder 133, die die Samtgemeinde inzwischen anbinden in alle Himmelsrichtungen. Jene Landesbuslinien sollen gestärkt werden, das bisherige Anrufsammeltaxi habe in Konkurrenz gestanden – daher muss nun über die Neuausrichtung entschieden werden. Die Aufgabe: Eine Querverbindung fehlt.
Da gibt es die Linie 127, die von Freistatt nach Kirchdorf führt und aktuell fast ausschließlich der Schülerbeförderung dient. Die Stärkung dieser Linie zog eben jene Telefonate mit sich, um die Linie 127 auszubauen: Fahrten im Zwei-Stunden-Takt, an sechs Tagen die Woche in der Zeit zwischen 8 und 20 Uhr, zum Preis von 2,25 Euro pro Fahrt (Erwachsene). „Dafür kann ich mein Auto nicht anschmeißen“, kommentierte Kammacher. Er berichtete von zahlreichen ihm bekannten Fällen, die zeigten, dass ein Umdenken stattfinde: Zweitautos seien verkauft worden und viele nutzen beruflich und privat die Busse.
Kammacher betont: „Das Anrufsammeltaxi wird aber nicht eingestampft.“ Vielmehr seien mit dem ZVBN (Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen) neue Bedingungen verhandelt worden. Die Samtgemeinde wird in sechs Tarifzonen eingeteilt – eine für jede Mitgliedsgemeinde.
Die Fahrgäste werden in zwei Personengruppen unterteilt: die Gruppe Ü65/Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind sowie alle anderen, also jene jünger als 65 Jahre und solche, die nicht in der Mobilität eingeschränkt sind. Letzteren wird zugemutet, die bestehenden Landesbuslinien erreichen zu können. Sie dürfen das AST nur innerhalb einer oder von zwei benachbarten Tarifzonen benutzen. Personen im Alter über 65 Jahre und solche mit einer Mobilitätseinschränkung können mit dem AST weiterhin alle Ziele innerhalb der Samtgemeinde erreichen. Weitere Neuerung für das Anrufsammeltaxi: Noch sind Fahrten nur zwischen 9 und 18 Uhr möglich, ab dem 1. August zwischen 6 und 20 Uhr.
Die Kosten für die Samtgemeinde für die Stärkung der Linie 127 betragen etwa 36 000 Euro. Die Kosten für das Anrufsammeltaxi werden auf 32 000 Euro geschätzt. Aktuell liegt der Zuschuss, den die Samtgemeinde zahlt, bei etwa 77 000 Euro. Man geht davon aus, dass sich die Benutzerströme ändern.
Ob sich die Linie 127, die 16 Haltestellen ab Freistatt in Wehrbleck, Varrel, Schäkeln, Barenburg und Kirchdorf (Endstation: Grundschule, Fahrtzeit gesamt: 28 Minuten) anfährt, tatsächlich rentiert, ob sie genutzt wird – das soll in einem auf zwei Jahre angesetzten Probezeitraum ab dem 1. August herausgefunden werden. „Das ist ein echtes ÖPNV-Angebot“, erklärt Kammacher. In den Vorbereitungen stecke unglaublich viel Arbeit. Der Dank dafür gelte Sandra Meißner.
Der Ausschuss für Jugend und Soziales votierte einstimmig für die von der Verwaltung erarbeiteten Änderungen im AST und die Stärkung der Linie 127. Wenn der Samtgemeinderat, der am 23. März tagt, den offiziellen Beschluss fasst, können die Verträge vorbereitet werden. Die Leistungen des AST müssen ausgeschrieben werden.