Jobcenter hat fast 12 000 Kunden

1 600 Menschen mehr mit Hilfebedarf als bisher muss das Jobcenter im Landkreis Diepholz versorgen– in nicht mal einem halben Jahr
Landkreis Diepholz. Diese Zahl entspricht fast den 12 482 Einwohnern der Samtgemeinde Barnstorf: 11 973 Bürger leben im Landkreis Diepholz in sogenannten Bedarfsgemeinschaften, beziehen also Leistungen vom Jobcenter. Diese Zahl (Stand Oktober) nannte Harald Glüsing als Geschäftsführer des Jobcenters im Fachausschuss für Jugend, Gesundheit und Soziales. Den niedrigsten Kundenbestand seit Bestehen der Einrichtung hatte das Jobcenter im Mai vergangenen Jahres registriert, damals waren 10 373 Menschen auf Unterstützung angewiesen. Zum Vergleich: Im Januar 2007 waren es noch 15 138 Menschen gewesen.
Die Nachwirkungen der Pandemie und der Ukraine-Krieg hatten 2022 in nicht einmal einem halben Jahr zu einem Zuwachs von 1 600 Menschen geführt – das sind mehr als alle Einwohner von Schwaförden (1488). Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften stieg analog dazu von Mai bis Oktober von 4 699 auf 5 392.
Weil ihr Lohn nicht zum Leben reicht, sind 10,5 Prozent der Jobcenter-Kunden auf zusätzliche Unterstützung angewiesen. Dieser Wert hat wieder das Niveau von 2007 erreicht, ging aus einer Grafik über die Struktur der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten hervor. Außerdem: Waren 2007 exakt 6,7 Prozent der Kunden wegen Aufgaben in Erziehung, Haushalt und Pflege gebunden (wie zum Beispiel Alleinerziehende), waren es 15 Jahre später bereits 8,8 Prozent. Noch stärker angestiegen war die Zahl der Jobcenter-Kunden in Schule, Studium oder ungeförderter Ausbildung – sprich von 6,4 auf 11,7 Prozent.
Und von 10,2 auf 12,6 Prozent war der Anteil der Kunden in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gewachsen – wobei der Anteil der arbeitslosen Kunden im gleichen Zeitraum von 44,6 auf 42,2 Prozent gesunken war. Doch es ist immer noch mit Abstand die größte Gruppe der Jobcenter-Kunden. Eines zeigte die Grafik zweifelsfrei: Deutlich niedriger waren alle Werte im Mai 2022, aber danach sprunghaft angestiegen.
Integration braucht Zeit
Von 961 auf 1392 war von Mai bis Oktober die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine geschnellt, um die sich das Jobcenter nun kümmern muss. Weil Integration in den deutschen Arbeitsmarkt Zeit braucht, lag diese Zahl im Dezember bei 91 – zumal das Jobcenter selbst keine Sprachkurse anbieten darf und auf andere Träger verweisen muss.
Um Kunden erfolgreich – sprich langfristig – in den Arbeitsmarkt zu integrieren, stehen dem Jobcenter verschiedene Programme zur Verfügung.
Wie Harald Glüsing mit einem Schaubild erklärte, fließen die Haushaltsmittel dafür in mehr als einem Drittel aller Fälle (36,36 Prozent, knapp 2,4 Millionen Euro) in Aktivierungsgutscheine und Maßnahmen bei einem Träger. Aktivierungsgutscheine werden für eine individuell passgenaue Unterstützung eingesetzt, damit die Jobcenter-Kunden beruflich wieder Fuß fassen können.
15,37 Prozent der Haushaltsmittel (1,01 Millionen Euro) werden in die berufliche Weiterbildung investiert und 7,08 Prozent (466 500 Euro) für Eingliederungszuschüsse gezahlt.
433.500 Euro Förderung für schwer zu erreichende Jugendliche
Um schwer zu erreichende Jugendliche zu fördern und ihnen eine Zukunftsperspektive zu schaffen, investiert das Jobcenter 433 500 Euro, was 6,58 Prozent der Haushaltsmittel entspricht.
4,61 Prozent (304 200 Euro) beträgt der Anteil an Einstiegsgeld und 2,86 Prozent (188 600 Euro) der für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen.
Der Rest fließt in weitere Programme und Haushaltspositionen.