Willkommene Lockerungen in den Heimen

Weitere Corona-Regelungen fallen weg: Pflegeheime im Diepholzer Land freuen sich über einen Schritt in Richtung Normalität.
Diepholz – Die Bilder aus der Hochzeit der Corona-Krise dürften vielen noch in unschöner Erinnerung sein: Ältere Menschen stehen winkend an den Fenstern von Pflege- und Seniorenheimen, abgeschirmt von Verwandten und Freunden aus Angst vor einer Infektion mit dem Virus. Traurige Szenen. Doch sie gehören schon seit geraumer Zeit der Vergangenheit an. Nach und nach wurden die Regeln gelockert – und mit dem heutigen Mittwoch fallen weitere Verordnungen weg. Mitarbeiter und Bewohner der Pflegeheime müssen keine Masken mehr tragen, Gäste benötigen keinen Testnachweis mehr, um ihre Angehörigen besuchen zu können, müssen lediglich noch eine FFP2-Maske tragen. Eine Erleichterung? Oder doch noch eine Gefahr? Die Stimmung in den Pflegeheimen im Diepholzer Land ist ziemlich eindeutig.
Diepholz
Im Seniorenhaus Anna Margareta sind in den vergangenen Wochen laut Geschäftsführer Till Duchatsch keine Corona-Fälle mehr registriert worden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Erkältungssymptome haben, müssen sich dennoch weiter testen lassen. Besucher haben freien Zugang – ohne Test, aber mit Maske. Damit hält sich das Seniorenhaus an der Von-Hünefeld-Straße an die gesetzlichen Vorgaben, verzichtet auf eine hausinterne Regel. Wer möchte, kann sich aber vor dem Besuch eines Angehörigen/Freundes vor Ort testen lassen. „Wir haben genügend Tests da“, sagt Till Duchatsch, Geschäftsführer des Seniorenhauses sowie des Seniorenzentrums in Rehden, für das die gleichen Rahmenbedingungen gelten.
Lemförde
Thorsten Grimm, Geschäftsführer der ATV-Pflegeeinrichtung sagt es frei heraus: „Wir sind froh, dass die neue Verordnung jetzt endlich greift und die Maskenpflicht für Mitarbeiter wegfällt.“ Die Kommunikation mit den Bewohnern sei oft mühsam gewesen, weil die Mimik fehlte, zudem die Sprache undeutlich wurde. Ein Problem bei oftmals schwerhörigen Bewohnern: „Das war mitunter wirklich schwierig.“ Und dass Ehepartner, Kinder und Enkel sich vor einem Besuch im Pflegeheim nicht mehr vorher testen lassen müssen, sei eine Erleichterung, „auf keinen Fall“ werde er Tests verlangen, so Grimm: „Wir sind froh, dass sich alles wieder normalisiert.“
Susanne Gohlke, Heimleitung im „Seniorenhaus Waldblick“, sieht ebenfalls keinen Grund mehr, nun wegfallende Vorsichtsmaßnahmen weiter zu verfolgen. „Wir werden die Lockerungen voll umfänglich umsetzen und freuen uns auch darauf. Wir hatten bei uns in der Einrichtung die letzten Corona-Fälle im Dezember – in allen Fällen gab es einen milden Verlauf.“
Barnstorf
Anderer Ort, gleiches Bild: Auch die Seniorenresidenz Huntetal in Barnstorf setzt alle Lockerungen „gesetzeskonform“ um, teilt Heimleiter Thomas Roggow mit: „Das haben wir in den vergangenen Jahren immer so gemacht.“ Durch die Lockerungen bestehe zwar ein erhöhtes Infektionsrisiko, räumt Roggow ein, „aber wir sind ja alle sensibilisiert“. Allerdings: „Im Bedarfsfall muss man mit den Konsequenzen rechnen.“ Daher stehe die Seniorenresidenz weiter in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt. „Wir melden alle unsere Infektionen“, so der Heimleiter. Sollte es also eine Coronawelle in der Seniorenresidenz geben, seien Verschärfungen der Regelungen nicht komplett ausgeschlossen.
Das Seniorenheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Barnstorf an der Friedrich-Plate-Straße stellt bei der Umsetzung der Lockerungen keine Ausnahme dar, sagt Tanja Schünemann-Iloge, Vorstandsmitglied im Diepholzer DRK-Kreisverband. Die Lockerungen seien „eine Erleichterung“, wenngleich sie noch nicht die „vollständige Rückkehr zur Normalität vor Corona“ bedeuten. „Ganz unbesorgt kann man natürlich nicht in die neue Situation gehen“, meint Schünemann-Iloge, „aber die sehr hohe Impfquote unserer Bewohner gibt uns eine gewisse Sicherheit.“ Doch natürlich gilt: „Wir werden die Gefährdung im Blick behalten.“
Wagenfeld
Auch für die Senioreneinrichtung Dorea Familie in Wagenfeld spricht Leiterin Manuela Wowerat von einer „Erleichterung“. Vor allem für Senioren mit einer Demenzerkrankungen sei es wichtig, nun wieder die Mimik der betreuenden Mitarbeiter sehen zu können. Bedenken wegen möglicher negativer Auswirkungen der Lockerungen hat die Leiterin nach eigener Aussage nicht, weil der Impfschutz bei den Bewohnern sehr gut sei. Nach ihrer Einschätzung ist das Coronavirus inzwischen in etwa auf einer Stufe mit saisonaler Grippe und Magen-Darm-Grippe.
Sollten künftig Corona-Infektionen auftreten, werde man punktuell handeln. Dass die Einrichtung noch einmal in einen Lockdown geht, kann sie sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vorstellen.