Preis für Diepholzer Wissenschaftler: Vulkansystem im Meer um Santorini erforscht

Erste Erfahrungen mit Meeresforschung machte Jonas Preine schon als Schüler des Diepholzer Gymnasiums Graf-Friedrich-Schule (GFS). Zusammen mit zwei Mitschülerinnen gewann er den Bundespreis „Jugend forscht“. Nach dem Abi 2012 und einem „Work-and-Travel“-Aufenthalt in Neuseeland und Südostasien begann der Diepholzer ein Studium der Geophysik/Ozeanografie an der Uni Hamburg. Für seine wissenschaftliche Arbeit über teils versteckte Vulkane rund um die griechische Insel Santorini zeichnete die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft (DGG) Jonas Preine jetzt mit dem Günter-Bock-Preis aus.
Diepholz/Hamburg – Der Diepholzer Jonas Preine ist seit 2020 Doktorand an der Universität Hamburg. Im Rahmen seiner Arbeit erforscht er die Entwicklung von Vulkansystemen – und das auch auf See. „Insgesamt habe ich während meines Studiums und meiner Zeit als Doktorand an 13 Expeditionen auf deutschen und internationalen Forschungsschiffen teilnehmen können“, so Jonas Preine: „Meine Forschung fokussiert sich auf die marine Seismik. Dabei schleppen wir lange Kabel mit Unterwassermikrofonen – Hydrophone – hinter den Schiffen her und senden mit Luftpulsern akustische Signale aus, die zum Teil am Meeresboden reflektiert werden, aber auch in diesen eindringen und an geologischen Grenzflächen reflektiert werden. Die zurückgeworfenen seismischen Wellen nehmen wir mit den Hydrophonen auf und können so strukturelle Abbilder des Untergrunds erstellen. Das Verfahren kann man mit dem Ultraschall in der Medizin vergleichen“, erklärte der 28-jährige Wissenschaftler, dessen Vater Dr. Ingo Preine in Diepholz als niedergelassener Arzt bekannt ist.
„Großes Gefahrenpotential“
Die gewonnenen Bilder erlauben, geologische Prozesse zu rekonstruieren. Jonas Preine konzentriert sich in seiner derzeitigen Forschung auf marinem Vulkanismus in der südlichen Ägäis. „Dabei können wir mithilfe der marinen Seismik in Vulkane hineinschauen und so ihren Aufbau verstehen, ihre Entstehungsgeschichte rekonstruieren und die Größe von vergangenen Ausbrüchen ermitteln“, so der junge Wissenschaftler. Die meisten Vulkane liegen unter Wasser, sind aber kaum bekannt. „Dies zu ändern, ist wichtig, denn marine Vulkane stellen ein großes Gefahrenpotential dar“, sagt der Diepholzer zur Bedeutung seiner wissenschaftlichen Arbeit. So können Unterwasser-Vulkane große Tsunamis auslösen oder plötzlich große Mengen giftiger Gase freisetzen.
Verheerende Eruption
Ein Beispiel für eine besonders verheerende Eruption gab es vor etwa 3600 Jahren auf der Insel Santorini. Der damalige Vulkanausbruch gilt als einer der größten des aktuellen Erdzeitalters und hat zerstörerische Tsunamis verursacht, die den gesamten östlichen Mittelmeerraum betroffen haben. Preine: „Heute wird Santorini jährlich von über zwei Millionen Touristen besucht und die Frage ist nicht ob, sondern wann die nächste Eruption dort geschieht. Da Vorhersagen von Eruptionen noch ein weit entferntes Ziel ist, konzentrieren wir uns darauf, die Geschichte solcher Vulkane genau zu verstehen, um eventuelle Regelmäßigkeiten und Muster zu erkennen.“
Günter-Bock-Preis
Die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft (DGG) würdigt mit dem Günter-Bock-Preis seit 2006 hervorragende wissenschaftliche Publikationen junger Geophysikerinnen und Geophysiker. Die Auszeichnung ist mit 1 000 Euro dotiert. Mit dem Preis erinnert die DGG an ihr langjähriges Mitglied Günter Bock, der 2002 tödlich verunglückte.
Im Rahmen seiner Doktorarbeit hat der Diepholzer einen großen Datensatz von seismischen Profilen analysiert und dabei das Vulkanfeld von Santorini untersucht. Insgesamt besteht dieses System aus mehr als 20 Unterwasservulkanen, deren Alter bisher noch völlig unklar war. Preine entdeckte bei seinen Forschungen sogar bisher unbekannte Vulkane, die unterhalb des Meeresbodens versteckt waren. Neben dem Vulkanismus ist die südliche Ägäis auch durch Erdbeben bedroht. Hier hat Preine untersucht, wie die tektonischen Phasen mit dem Vulkanismus zusammenhängen. Der Günter- Bock-Preis wurde ihm für diese Arbeit verliehen.
Stelle an der Uni Hamburg
Jonas Preine hat seine Doktorarbeit im Dezember eingereicht, Der 28-Jährige freut sich: „Ich werde meine Forschung als Post-Doktorand an der Universität Hamburg fortsetzen können und habe dafür eine von der Deutschen Forschungsgesellschaft finanzierte Stelle eingeworben. “