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SPD 60plus will Baumöglichkeiten für Tiny-Häuser verbessern

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Von: Anke Seidel

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Tiny-Häuser sind beliebt, weil sie trotz begrenztem Wohnraum Komfort bieten können.
Tiny-Häuser sind beliebt, weil sie trotz begrenztem Wohnraum Komfort bieten können. © imago Images / blickwinkel

Die Senioren-Organisation der SPD will den Bau von Tiny-Häusern voranbringen. Einen Antrag dafür hat sie bereits erarbeitet – und fordert darin, dass die Bebauungspläne dort geändert werden sollen, wo Tiny-Häuser noch nicht zugelassen sind.

Landkreis  Diepholz – Viel zu groß, viel zu teuer und viel zu aufwendig in der Pflege: Das geräumige Einfamilienhaus mit dem großen Garten kann für alleinstehende Senioren zur enormen Herausforderung werden. Arno Büchel, Vorsitzender der SPD-Organisation 60plus im Landkreis Diepholz, kennt solche Lebenssituationen: „Der Ortsteil Varrel in Stuhr ist überaltert“, nennt er ein Beispiel.

„Dort wohnen viele Senioren allein in großen Häusern.“

Eine Alternative für die eigenen vier Wände will die Senioren-Organisation der SPD jetzt voranbringen: den Bau von Tiny-Häusern. Einen Antrag dafür hat sie bereits erarbeitet – und fordert darin, dass die Bebauungspläne in den Kommunen geändert werden sollen, wenn Tiny-Häuser dort noch nicht zugelassen sind. Am 24. April soll der SPD-Unterbezirksparteitag über diesen Antrag beraten.

Fakt ist: Die Mini-Häuser werden immer beliebter. Laut einer Umfrage des Finanzdienstleisters Interhyp unter rund 2100 Teilnehmern zeigten sich im Jahr 2021 exakt 23 Prozent der Befragten am Tiny-Haus interessiert. Zwei Jahre zuvor waren es nur 13 Prozent gewesen.

Das Wohnen auf kleinstem Raum ist durchaus erschwinglich, wenn man es mit einem klassischen Haus vergleicht: Je nach Größe und Ausstattung kostet ein solches Mini-Haus zwischen 30 000 und 80 000 Euro. In jedem Fall ist es mit einem minimalistischen Lebensstil verbunden. Denn jeder Millimeter muss gut genutzt werden, wenn insgesamt nur 15 oder 25 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung stehen.

Trotzdem scheint das Mini-Haus auch für junge Paare als attraktive Alternative zu gelten. Laut einer Marktstudie für Tiny-Häuser liegt das Marktpotenzial für diese Wohnform bei 3,9 Milliarden Euro.

Laut Interhyp-Umfrage verbindet mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) mit dem Mini-Haus geringe Baukosten sowie sparsames Wohnen. Weniger Zeitaufwand für Putzen und Aufräumen schätzen 41 Prozent an dem kleinen Haus und rund ein Drittel (31 Prozent) sieht das nachhaltige Wohnen als Vorteil.

Landkreisweit derzeit vier Bauanfragen für Tiny-Häuser

Genau das wollen offensichtlich auch Bauwillige im Landkreis Diepholz umsetzen. Wie die Kreisverwaltung in Diepholz auf Anfrage mitteilte, liegen dem Fachdienst Bauordnung und Städtebau zurzeit vier Bauvoranfragen für Tiny-Häuser vor.

Welche Voraussetzungen müssen für den Bau erfüllt werden? „Die Voraussetzungen für die Zulassung solcher Häuser sind die gleichen wie für ,normale’ Wohnhäuser“, erläutert Mareike Rein als Pressesprecherin des Landkreises. „Die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit muss gegeben sein und auch die bauordnungsrechtlichen Anforderungen zur Frage der Grenzabstände und der Lage und Anzahl der erforderlichen Stellplätze müssen erfüllt werden.“

Ob und wie viele solcher Minihäuser bereits im Landkreis Diepholz stehen, ist unklar: „Da es im Rahmen der vom Landkreis erhobenen Kenn- und Leistungszahlen keine Unterscheidung zwischen Tiny-Häusern und sonstigen Wohnbauvorhaben gibt, können wir leider keine konkreten Zahlen nennen.“

Das Landesamt für Statistik hat ermittelt, dass 44,6 Prozent der Haushalte in Mittelniedersachsen (Landkreise Diepholz, Nienburg, Schaumburg) in eigenen vier Wänden leben – sprich in einem frei stehenden Einfamilienhaus, einem Reihen- oder Mehrfamilienhaus. Die Erhebungsdaten stammen aus dem Jahr 2018. Demnach stehen im Landkreis Diepholz pro Person mindestens 52 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Im Nachbar-Landkreis Vechta sind es weniger als 48 Quadratmeter pro Person. Die durchschnittliche Wohnfläche in Niedersachsen beträgt laut Statistik 49,4 Quadratmeter pro Person, im Bundesschnitt sind es 45,1 Quadratmeter pro Person.

Wie aus dem Diepholzer Kreishaus zu erfahren war, nimmt die Zahl der Bauanträge für Wohnbauvorhaben eher ab: „Sind im Januar und Februar 2021 noch insgesamt 56 Anträge für Einfamilien-, Doppel- oder Reihenhäuser beim Landkreis Diepholz eingegangen, waren es im Januar und Februar 2022 51 Anträge und im gleichen Zeitraum 2023 insgesamt nur 26 Anträge“, fasst Mareike Rein die Zahlen aus dem Fachdienst Bauordnung und Städtebau zusammen.

Ähnlich verhalte es sich bei den genehmigungsfreien Wohnbauvorhaben nach § 62 der Niedersächsischen Bauordnung (NBauO): „Hier stehen jeweils für die Monate Januar und Februar den 16 Anzeigen des Jahres 2021 und den 22 Anzeigen des Jahres 2022 im gleichen Zeitraum 2023 insgesamt 9 Anzeigen gegenüber.“

Und wie groß ist das Interesse am Bau von Mehrfamilienhäusern? „Da die Kenn- und Leistungszahlen des Landkreises nicht zwischen Ein- und Mehrfamilienwohnhäusern unterscheiden, kann hier nur eine grobe Einschätzung erfolgen“, antwortet Mareike Rein. „Insgesamt wurden in den Monaten Januar und Februar 2023 vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 24 Wohneinheiten beantragt.“

Von Anke Seidel

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