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„Fridays for Future“-Demo: „Klima? – Aussichtsloser als mein Abi“

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Von: Sven Reckmann

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Der Demonstrationszug in der Langen Straße. Schätzungsweise 350 vorwiegend junge Teilnehmer reihten sich ein. Foto: Reckmann
Der Demonstrationszug in der Langen Straße. Schätzungsweise 350 vorwiegend junge Teilnehmer reihten sich ein. © Reckmann

Diepholz – „Fridays for Future“ – die weltweiten Proteste zumeist junger Menschen für den Klimaschutz haben auch Diepholz erreicht. Am Freitagmittag zog der erste Demonstrationszug durch die Kreisstadt.

Von der Mediothek im Schulzentrum über den Hallenbad-Kreisel, am Rathaus vorbei, durch die Lange Straße bis hin zur Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz schlängelte sich der Zug durch die Straßen. Es war eine der größten Demonstrationen der letzten Jahre in Diepholz.

Schätzungsweise 350 vorwiegend junge Protestierer reihten sich ein. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsre Zukunft klaut“, Trillerpfeifen waren zu hören, zahlreiche selbstgefertigte Plakate machten die Forderungen deutlich. An der St. Nicolai-Kirche läuteten für eine halbe Stunde zum Gruß die Glocken.

Die Jungen und Mädchen reckten eine Vielzahl von Plakaten in die Luft: „Klimanotstand jetzt“, hieß es darauf unter anderem. „There is no Planet B“, „Euch gehen die Argumente aus, uns die Zeit“ oder „Das Klima ist aussichtsloser als mein Abi“.

Bei der Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz sprach zunächst der Diepholzer Bürgermeister Florian Marré. Er zeigte sich beeindruckt von der Zahl der Teilnehmer und freute sich, dass die junge Generation sich offensichtlich für die Politik und die Gestaltung der gemeinsamen Zukunft interessiert.

Die Aktivisten von „Fridays for Future“ lud er zeitnah zu einem Gespräch ins Rathaus ein, um auszuloten, welche konkreten Vorhaben als Nächstes in Diepholz in Angriff genommen werden können.

Johannes Luber, neben Paula Marit Tabke und Joel Hoff Gründungsmitglied von „Fridays for Future“ Diepholz sagte als nächster Redner, in Diepholz fehle völlig die Akzeptanz der Fakten. Das Klimaschutzkonzept liege vor, „aber was bringt es uns zu wissen, was wir machen müssen, wenn wir es dann nicht machen?“ Er forderte erneut die Einstellung eines Klimaschutzmanagers und die Feststellung des Klimanotstandes in Diepholz. „Wir haben eine Verantwortung auch für die nachfolgenden Generationen“, sagte Luber.

Der Weyher „Fridays for Future“-Organisator Siard Schulz freute sich, dass die Bewegung mittlerweile durch den ganzen Landkreis gehe. Am Freitag war auch eine Demonstration in Bassum. „Wir allen uns nicht davon abhalten, aktiv einzugreifen, wenn uns die Dinge Sorge bereiten.“

Und das kann aus seiner Sicht auch ruhig während der Schulzeiten sein. „Wir wollen unbequem sein, man kann uns doch nicht vorschreiben, wann wir zu demonstrieren haben.“

Aus Osnabrück war Lars Biesenthal, einer der Initiatoren der dortigen „Fridays for Future“-Demonstrationen gekommen. „Wir sagen: ‘es geht doch’, während auf der anderen Seite der Erde die Menschen schon auf der Flucht sind. Wir haben noch die Möglichkeit zu handeln.“

Und die Schulen? Die musten zur fünften und sechsten Stunde mit einigen Schülern weniger auskommen.

„Es ist uns bewusst, dass zum einen die Forderungen der Gruppe im Einklang mit dem Leitbild der Graf-Friedrich-Schule stehen“, schreibt deren Schulleiter Lars Buse in einem Elternbrief, „und dass zum anderen das Ziel gymnasialer Bildung nicht zuletzt darin besteht, die Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen ihre staatsbürgerliche Verantwortung wahrzunehmen und zur demokratischen Gestaltung der Gesellschaft beizutragen.“

Aber er machte ebenso klar, dass es sich nicht um eine Schulveranstaltung handelte, und somit auch kein Versicherungsschutz bestand.

Die Initiatoren der Protestaktion waren zufrieden mit der Resonanz auf ihren Aufruf: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele werden“, freute sich die 16-jährige Paula Tabke am Ende ihrer ersten selbst auf die Beine gestellten Demonstration. „Glücklich und total zufrieden“ war auch Johannes Luber.

Als Nächstes wollen sie jetzt nun das angebotene Gespräch im Rathaus in Angriff nehmen.

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