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Fahrradverkehr in den Niederlanden als Vorbild

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Etwa 60 Interessierte waren zum Vortrag über Radverkehr in den Niederlanden ins Rathaus gekommen.
Etwa 60 Interessierte waren zum Vortrag über Radverkehr in den Niederlanden ins Rathaus gekommen. © Gerwanski

Es ist Familien-, Kaffee- und Fußballzeit. Und dennoch haben am Samstagnachmittag gut 60 Interessierte den Weg ins Diepholzer Rathaus gefunden. Dorthin hatte der Allgemeine Deutschen Fahrradclub (ADFC) zu einem Vortrag eingeladen. Heiner Rusche vom örtlichen ADFC kann als Referenten Thomas Gotthardt aus Göppingen begrüßen. Dieser gibt einen Einblick in den Radverkehr in den Niederlanden und erläutert, wie man in Deutschland davon lernen könne.

Diepholz – „Umparken im Kopf“ sei das Wichtigste, betont Gotthardt, dann könne man ebenfalls einen Radverkehrsanteil von 60 Prozent im Nahverkehr erreichen. In den Niederlanden habe man dieses „Umparken“ schon frühzeitig begonnen. „Seit etwa 1970 ist dort das Fahrrad auf Kurzstrecken das Hauptverkehrsmittel.“ Der Umbau des öffentlichen Verkehrs sei in den Niederlanden nicht über Nacht passiert, sondern sei in vielen Jahren nach und nach erfolgt.

Referent Thomas Gotthardt aus Göppingen.
Referent Thomas Gotthardt aus Göppingen. © Gerwanski, Bernd

Was macht den Radverkehr im Nachbarland so attraktiv? Gotthardt, der selbst pro Jahr 5000 bis 6000 Kilometer mit dem Rad fährt und oft in den Niederlanden ist, berichtete: Es seien die sicheren Radwege, Kreuzungen und Kreisverkehre, komfortable und direkte Wege und – wenn machbar – physisch vom Autoverkehr getrennte Radwege. Es seien aber ebenso die überaus zahlreichen Stellplätze für Fahrräder an Bahnhöfen oder Schulen.

Der Referent betonte in diesem Zusammenhang den geringeren Platzbedarf. „Zwölf Pkw benötigen 400 Quadratmeter, 160 Fahrräder hingegen nur 300 Quadratmeter.“ Pauschallösungen gebe es nicht, sagte Gotthardt. „Alles muss individuell betrachtet werden.“

Das Autofahren nicht verbieten

Aber „Sicherheit, direkte und bequeme Verbindungswege“ seien wichtig und man müsse bei künftigen Planungen die vorhandene Infrastruktur beachten. Es gehe nicht darum, irgendjemandem das Autofahren zu verbieten. „Aber wir müssen den Leuten Lust machen auf das Radfahren.“ Ein wichtiger Gesichtspunkt: „Wir brauchen einen Verkehr, bei dem man Kinder alleine bedenkenlos mit dem Rad losschicken kann.“

Viele Fragen und Diskussionsbeiträge folgten am Ende des Vortrags. Etliche Teilnehmer waren auch aus dem Umland gekommen. „Wir sind mit der Veranstaltung sehr zufrieden“, fasst Heiner Rusche zusammen. „Thomas Gotthardt hat gezeigt, welches unglaubliche Potential im Verkehrsmittel Fahrrad steckt und was man tun muss, um die Menschen scharenweise aufs Rad zu bringen.“

In Diepholz sei „einiges bereits geschehen“, sagt Rusche „Die anschließende Diskussion zeigt aber auch, dass in Diepholz beim Thema Radverkehr noch viel Luft nach oben ist.“ Im Namen der ADFC-Ortsgruppe betont Heiner Rusche: „Wir sind in Diepholz in einem regen, konstruktiven Austausch mit Politik und Verwaltung. Das große Interesse seitens der Fahrradfahrenden an unseren Veranstaltungen wie Radtouren, Bildervorträgen bis hin zu Fahrrad-Demos unterstützt die Bedeutung des Radverkehrs. Diepholz ist auf einem guten Weg.“ (Von Bernd Gerwanski)

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