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Verdeckte AfD-Geschäftsstelle in Diepholz?

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Von: Eberhard Jansen

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In der Nähe des Diepholzer Marktplatzes – der vierten Station des „antifaschistischen Spaziergangs“ – ist nach Informationen des Bündnisses „Wir sind mehr“ in einer Wohnung die AfD-Kreisgeschäftsstelle Diepholz.
In der Nähe des Diepholzer Marktplatzes – der vierten Station des „antifaschistischen Spaziergangs“ – ist nach Informationen des Bündnisses „Wir sind mehr“ in einer Wohnung die AfD-Kreisgeschäftsstelle Diepholz. © Jansen

Die AfD soll eine Wohnung in Diepholz in der Nähe des Marktplatzes verdeckt als Kreisgeschäftsstelle nutzen. Das erklärte Erika Schneider als eine Sprecherin bei dem öffentlichen „antifaschistischen Spaziergang“, zu dem das Bündnis „Wir sind mehr“ eingeladen hatte.

Diepholz – Es gebe an dem Haus weder am Klingelschild noch an den Briefkästen einen Hinweis darauf, „dass sich hier die AfD versteckt hat“, so die Sprecherin. In der einen Wohnung gebe es regelmäßige Veranstaltungen und Treffen von AfD-Mitgliedern. In den anderen Wohnungen des Mehrfamilienhauses würden Migranten leben oder rumänische EU-Bürger, die in der Region arbeiten. Es sei absolut erbärmlich, dass diese Partei, die im Landtagswahlkampf viele der gesellschaftlichen Probleme mit Zuwanderung oder Migration erklärt habe und als Lösung diese Menschen möglichst schnell wieder ausbürgern oder zurückschicken wolle, ihr Büro ausgerechnet in diesem Haus eingerichtet habe, so Erika Schneider in ihrer öffentlichen Rede während des „antifaschistischen Spaziergangs“ am Samstag. Für Ende März sei zudem die Gründung eines AfD-Ortsverbandes Diepholz vorgesehen, sagte sie.

Etwa 50 Teilnehmer hatte der „antifaschistische Spaziergang“ am Samstagmittag in Diepholz. Der Weg führte vom Rathaus an der St.-Nicolai-Kirche vorbei zum Marktplatz.
Etwa 50 Teilnehmer hatte der „antifaschistische Spaziergang“ am Samstagmittag in Diepholz. Der Weg führte vom Rathaus an der St.-Nicolai-Kirche vorbei zum Marktplatz. © Jansen

Das Bündnis „Wir sind mehr“, das sich nach eigenen Angaben aus verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen aus dem Landkreis Diepholz zusammensetzt und sich seit vielen Jahren gegen Rassismus und für Solidarität engagiert, kritisierte zudem, dass die AfD in Diepholz kein leer stehendes Ladenlokal nutze, sondern „dringend benötigten Wohnraum“.

„Antifaschistischer Spaziergang“ mit 50 Teilnehmern

Der Marktplatz war die vierte Station des „antifaschistischen Spaziergangs“ durch Diepholz, zu dem Michael Röder als Sprecher des Bündnisses am Samstagmittag etwa 50 Teilnehmer begrüßte und mit dieser Resonanz sehr zufrieden war. Fünf Polizeibeamte begleiteten den angemeldeten Umzug, der laut Röder „keine klassische Demonstration“ war, etwa anderthalb Stunden dauerte und wie geplant ablief. Start war um 11.30 Uhr am Diepholzer Rathaus, wo Erika Schneider darauf hinwies, dass die AfD in Diepholz einen Sitz im Rat habe und aufgrund ihrer Stimmenzahl bei der Kommunalwahl noch einen zweiten bekommen hätte, die Partei aber nur einen Kandidaten hatte.

An Taten der Nazis in Diepholz erinnert

An der zweiten Station auf der Langen Straße in Höhe des Kaufhauses Ceka – in dem Bereich hatten frühen viele Diepholzer jüdischen Glaubens gelebt – ging Michael Röder ausführlich auf die Zeit des Nationalsozialismus in Diepholz ein und auf die Zerstörung der Synagoge, die an der nahen Mühlenstraße stand, im November 1938. Röder erinnerte an die Verfolgung und Ermordung von Juden und an den Mord an dem Diepholzer Otto Kolkhorst, der als Zeuge Jehovas von den Nazis verfolgt wurde. Es dürfe „kein Verzeihen und kein Vergessen“ für die Taten der Nazis geben, sagte Michael Röder sehr bewegt.

Bei der „Spaziergang“-Station am „Rasthaus“ an der Hinterstraße – der Übernachtungsstelle des Caritasverbandes für Wohnungslose – forderte eine Rednerin „sichere und warme Orte für alle“. Nach der Station auf dem Marktplatz berichtet Sylvia Holste-Hagen (Grüne) beim Abschluss der Veranstaltung vor dem Rathaus von den Montagsdemonstrationen und Gegendemonstrationen, die in Twistringen stattfinden.

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