Julia Grimpe-Nagel gewinnt „Deutschen Waldpädagogikpreis 2020“

Br.-Vilsen – 2017 hat Julia Grimpe-Nagel aus Bruchhausen-Vilsen den Wald zu ihrem Arbeitsplatz gemacht: Seitdem arbeitet sie als Waldpädagogin. Nun wurde sie mit einem besonderen Preis ausgezeichnet.
„Wenn ich arbeite, bin ich da, wo man sich wohlfühlt“, freut sich Julia Grimpe-Nagel. Ihren Hund Paul an der Leine, ist sie oft im Wald unterwegs und genießt die besondere Ruhe. „Im Wald ist man anders drauf, man beruhigt sich“, sagt die 44-Jährige, die den Wald 2017 zu ihrem Arbeitsplatz machte: Seitdem arbeitet sie als Waldpädagogin in ihrem eigenen Unternehmen „Querfeldein – Umwelt-Bildung & Wald-Events“ und ist immer wieder mit ganz unterschiedlichen Gruppen genau dort unterwegs, wo man sich so gut entspannen kann.
Jetzt erhielt sie eine besondere Auszeichnung: den mit 3 000 Euro dotierten „Deutschen Waldpädagogikpreis 2020“, der von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ausgelobt worden war.
Der Corona-Lockdown zwang die Umweltwissenschaftlerin im vergangenen Jahr zu einer unfreiwilligen Pause. „Da habe ich im Internet herumgestöbert und von dem Preis gelesen“, erzählt Julia Grimpe-Nagel. Der „Deutsche Waldpädagogikpreis“ stand 2020 unter dem Motto „Wald und Gesundheit“. „Das passte gut zu der Situation, in der wir damals alle waren“, findet die Waldpädagogin. Sie hatte Zeit und schrieb das Konzept „WaldGesundheit“, mit dem sie sich um den Preis bewarb. Mit Erfolg, wie sie jetzt erfuhr. 32 Projekte aus ganz Deutschland wurden für den Preis eingereicht, fünf nominiert – und Julia Grimpe-Nagel gewann schließlich.
Was ihr Konzept so besonders macht? „Es geht weit über das reine Waldbaden hinaus.“ Stattdessen solle man während des viereinhalb Stunden umfassenden Programms ein Bewusstsein für den Wald entwickeln, ihn entdecken und ihm auch etwas zurückgeben. „Dieses Zurückgeben kann auch einen positiven Effekt auf das persönliche Wohlbefinden haben“, sagt die 44-Jährige. Die Mischung macht es dabei: Kleine Übungen, das Kennenlernen unterschiedlicher Waldtypen, das Bestimmen und Sammeln von Pflanzen, die am Ende gemeinsam zu Powerfood aus der Natur verarbeitet werden und das gegenseitige Kennenlernen innerhalb der Gruppe sind besondere Merkmale des Programms.
Gerade wenn Erwachsene im Wald unterwegs seien, gebe es besondere Aha-Erlebnisse. „Sie entdecken dann oft das Kind in sich“, weiß Julia Grimpe-Nagel. So sei der Spiegelgang für Erwachsene spannend. Dabei halten sie einen Spiegel in unterschiedlichen Höhen und nehmen so sich und den Wald aus einer anderen Perspektive war. „Das ist ein Klassiker in der Waldpädagogik“, sagt die Preisträgerin. „Für Erwachsene ist das einfach eine Erfahrung des anderen Guckens.“ Der Spiegelgang gehört deshalb genauso zu ihrem Projekt Wald-Gesundheit wie das Entwickeln von Ideen, wie jeder einzelne dem Wald etwas zurückgeben kann – zum Beispiel, künftig mehr mit dem Fahrrad zu fahren oder beim Spazieren gehen Müll aufzusammeln.
Einen therapeutischen Ansatz verfolgt sie mit ihrem Projekt nicht, sondern will vielmehr zum Nachdenken über das eigene Wohlbefinden und die persönliche Gesundheit und auch die des Waldes anregen. Sie kann sich aber vorstellen, das Projekt mit einer Freizeitaktivität für Jugendliche mit Krankheitshintergrund anzubieten, wenn diese von therapeutischem Personal begleitet werden. Denn dass der Wald eine ganz besondere Wirkung entfaltet, merkt Julia Grimpe-Nagel immer wieder, wenn sie dort mit Gruppen unterwegs ist. „Wenn ich mit Kindern im Wald bin, lasse ich ihnen viel Freiraum. Sie haben das so selten, dass sie dort frei spielen können. Es ist toll, zu sehen, dass selbst Siebtklässler noch durch den Wald stöbern und anfangen, sich miteinander zu beschäftigen.“
Erwachsene indes hätten das verlernt. Ihnen will Julia Grimpe-Nagel auf die Sprünge helfen und bietet deshalb immer wieder Führungen durch den Wald an – und das durchaus auch für Gesellschaften, die im Forsthaus Heiligenberg feiern und etwas Besonderes erleben wollen. „Neulich hatte ich eine Silberhochzeit“, erzählt die Umweltwissenschaftlerin, die für den Tourismusservice unter anderem auch Nachtwanderungen anbietet.
Was sie mit dem Geld vorhat, welches sie für den „Deutschen Waldpädagogikpreis“ erhalten hat, weiß sie noch nicht genau. Eine Idee aber hat sie schon: „Ich würde gerne Baumzelte für Erwachsene anschaffen.“ Diese könne man wie eine Hängematte mit Dach in die Bäume hängen. „Ich habe zwar noch nicht darin geschlafen. Aber ich kann mir vorstellen, dass das sehr angenehm ist“, sagt die 44-Jährige.