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Junge Mitglieder des Modellflugvereins Schwarme basteln an Miniaturmaschinen

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Zwei Monate hat die Jugendabteilung des MFV Schwarme für den Bau der sechs flugfähigen Gnumpf-Modelle veranschlagt. Alle Beteiligten sind mit Feuer und Flamme dabei.
Zwei Monate hat die Jugendabteilung des MFV Schwarme für den Bau der sechs flugfähigen Gnumpf-Modelle veranschlagt. Alle Beteiligten sind mit Feuer und Flamme dabei. © Ulf Kaack

Schwarme/Bremen - Von Ulf Kaack. Noch vor vier Jahrzehnten stand der Bau von Flugzeugmodellen ganz offiziell auf dem Lehrplan des Schulunterrichts. Manch Leser männlichen Geschlechts mag sich daran erinnern, wie er im Werkunterricht den legendären Graupner Uhu gebastelt und anschließend in luftige Höhen gebracht hat.

Diese Idee haben die Macher in der Jugendabteilung des Modellflugvereins (MFV) Schwarme aufgegriffen. Im Industriegebiet in Bremen-Hastedt, in direkter Nachbarschaft der ehemaligen Fabrikanlagen von Focke-Wulf und Goliath, befindet sich eine gut ausgestattete Werkstatt für den Bau von Modellflugzeugen. Bereits seit Mitte Februar basteln hier sechs Jugendliche des MFV unter sachkundiger Anleitung an ihren Miniaturmaschinen.

Motor - elektrisch oder methanolbetrieben?

Jeder fertigt für sich ein flugfähiges und fernsteuerbares Modell vom Typ Gnumpf. Gut ein Meter misst die Spannweite, nach Abschluss aller Arbeiten wird das Abfluggewicht etwa 850 Gramm betragen. Abhängig davon, ob die jungen Nachwuchs-Konstrukteure einen elektrischen oder methanolbetriebenen Motor einbauen.

„Der Gnumpf ist eine sehr schnelle und wendige Maschine, die recht einfach zu bauen ist und ursprünglich als Motorentest-Plattform entwickelt wurde“, sagt Wolfgang Bischet, zweiter Vorsitzender des MFV. „Auf der Digital-Fräse eines unserer Vereinskollegen haben wir die einzelnen Holzbauteile schon einmal grob vorgefertigt. Schritt für Schritt und mit den verschiedenen notwendigen Arbeitstechniken, Werkzeugen und Materialien bauen die Kids nun die Einzelteile zu einem kompletten Modell zusammen – inklusive Motor und den Komponenten für die Fernsteuerung.“

Keine Arbeit für Grobmotoriker

Im ersten Bauabschnitt galt es, den Rumpf in seine Form zu bringen. Für die anstehenden Arbeiten erhielten David, Ole, Paul, Felix, Dennis und Sönke – alle zwischen 13 und 15 Jahren alt – eine kleine Kiste mit den benötigten Werkzeugen. Balsamesser, Schmirgelpapier, Leim, Kreppband, Stecknadeln, Geodreieck, Schutzbrille und Staubmaske sind darin enthalten.

Und dann ging es hochmotiviert ans Werk. Der Rumpf mit dem Seitenleitwerk entstand in Spantenbauweise aus Sperr- und Balsaholz. Dabei wurden die einzelnen Bauteile und -gruppen mit Leim miteinander verbunden. Ähnlich gingen die Schüler auch bei den Tragflächen und Höhenrudern vor, deren Oberfläche abschließend mit einer speziellen Spannfolie beplant wurde. Zum Schluss war Feinarbeit gefragt: Bei den Tragflächen musste die Nasenleiste sauber verschliffen werden und bei den Rümpfen waren alle Kanten exakt abzurunden.

Riesige Unterstützung durch Eltern, Freunde und Unternehmen

Zwischendurch schauen immer mal wieder Besucher in der Werkstatt vorbei – Eltern, Freunde, Kollegen aus dem MFV oder anderen Modellfliegervereinen. Sie blicken den jungen Modellbauern über die Schulter, geben den einen oder anderen Tipp oder packen bei kniffligen Situationen schon mal selbst mit an.

Überhaupt ist die Unterstützung für das Gnumpf-Projekt riesig, freut sich Jugendleiter Thomas Eilers: „Der Grundpreis für die sechs Jugendlichen beträgt lediglich 90 Euro, worin der komplette Bausatz inklusive Motor und Servos enthalten ist. Die Betreuung und Unterweisung in die verschiedenen Arbeitsschritte leisten die erfahrenen MFV-Mitglieder selbstverständlich kostenlos. Auch Unternehmen aus der Branche haben uns unterstützt: Oracover stellte Bespannungsfolie zur Verfügung, Multiplex eine Jugend-Fernsteuerung, Horizon Hobby zwei nagelneue Spektrum-Fernsteuerungen für den Lehrer-Schülerbetrieb und Modellbau Heers spendierte Kleinmaterial. Alles kostenlos.“

Im Training wird ein Flugzeug mit zwei Fernbedienungen geflogen

Überhaupt wird Jugendarbeit groß geschrieben bei den Schwarmer Modellfliegern. „Der demografische Wandel und das veränderte Freizeitverhalten in der Gesellschaft ist seit vielen Jahren bekannt und trifft nahezu alle Vereine mehr oder weniger schmerzhaft“, sagt MFV-Präsident Bernd Beschorner. „Darum versuchen wir, junge Menschen schon früh an die Modellfliegerei in all ihren verschiedenen Facetten heranzuführen. Eben durch solche Bauprojekte, die Beteiligung an Ferienpass-Aktionen, Schnupperfliegen oder unser jährlich stattfindendes Jugendlager. Weitere Mitstreiter – junge und erwachsene – sind bei uns stets willkommen.“

Parallel zum Gnumpf-Projekt lernen die sechs Nachwuchspiloten auch das Modellfliegen an sich. Dazu bietet die Jugendabteilung spezielle Schulungskurse mit vereinseigenen Trainingsflugzeugen an. Dabei wird mit zwei Fernbedienungen geflogen – eine hat der Schüler, die andere der Lehrer. Tritt ein Problem auf oder wird ein Fehler gemacht, greift der Coach einfach ein und verhindert eine unsanfte Landung.

Im nächsten Schritt folgt für die sechs Jugendlichen nun der Einbau von Motoren, den Empfängern für die Signale der Funkfernsteuerung und der Servos zur Steuerung von Drehzahl, Höhen- und Seitenruder. Nur noch wenige Wochen, dann sollen die sechs Vögel fertig sein und das erste Mal vom Boden abheben. Optimalerweise am Samstag, 22. April, beim traditionellen Anfliegen auf dem Flugplatz des MFV Schwarme.

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