Verein „Lebenswege begleiten“ bekommt Unterstützung von Asylhelfern

Br.-Vilsen - Von Vivian Krause. Wo sind der Supermarkt, die Schule, der Kindergarten, der Arzt? Wer hilft beim Ausfüllen von Anträgen? Wie bekomme ich einen Internetanschluss und einen Handyvertrag? Diese Fragen treiben Neubürger um. Bis dato kümmerten sich Asylbegleiter um Flüchtlinge, die in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen ankommen.
Doch nach fast drei Jahren ist es an der Zeit, die Organisation der Flüchtlingsarbeit zu überdenken: Der Bruchhausen-Vilser Verein „Lebenswege begleiten“, der die Flüchtlingsarbeit in der Samtgemeinde koordiniert und die soziale Betreuung von Flüchtlingsfamilien übernimmt, schlägt neue Wege ein und bezieht die Zugezogenen, die schon länger in der Samtgemeinde leben, in diese Arbeit mit ein.
„Der bewährte Ansatz, dass eine neue Familie von einem erfahrenen ehrenamtlichen Asylbegleiter und einem, der neu in dieser Aufgabe ist, betreut wird, soll beibehalten werden“, erklärt „Lebenswege“-Mitarbeiterin Meina Fuchs. „Nur, dass dieser ,Neue‘ jetzt aus demselben Heimatland stammt wie die ankommende Familie.“
So gibt es neben den rund zwölf Asylbegleitern nun auch die Asylhelfer Erika Aydee aus Kolumbien, Mojghan Saraj und Surush Gushunizadah aus dem Iran sowie Mohamad Bakour aus Syrien, die in Sachen Integration unterstützen. „Wir sind eine Verbindung zwischen den Asylbegleitern und den Neubürgern“, sagt Mojghan Saraj.
Mohamad Bakour, der seit etwa drei Jahren in Bruchhausen-Vilsen lebt, weiß beispielsweise, wie die Familien in Syrien ticken. Er vermittelt unter anderem als Übersetzer und hilft bei Fragen zum deutschen Bildungssystem.
„Wir alle haben unsere eigene Geschichte“, sagt Erika Aydee und erinnert sich an ihre Ankunft in der Samtgemeinde. „Wir wollten nicht stören, als wir ankamen“, beschreibt sie ihre Unsicherheit. Und ebendiese Ansicht, niemandem zur Last fallen zu wollen, können Erika Aydee und ihre drei Mitstreiter sehr gut verstehen.
Erika Aydee lebt seit rund zwei Jahren in der Samtgemeinde, zunächst wohnte sie in Asendorf, jetzt in Bruchhausen-Vilsen. Sie hilft derzeit der Familie Garces Hurtado – die eine von insgesamt rund 200 Familien ist, die laut Meina Fuchs vom Verein betreut werden. Die Kinder Heica und Johan haben eine „Tante“ in der Kolumbianerin gefunden. Sie waren anfangs sehr schüchtern und sind, auch dank Erika Aydee, schnell aufgeblüht.
Apropos Kinder: Diese haben es nach der Ansicht der vier leichter, sich neu zurechtzufinden. „Ihre Speicher sind leer“, sagt Mohamad Bakour. Sie würden nicht so viel nachdenken, schneller die deutsche Sprache lernen und so unbedarfter in das neue Leben starten.
Das Ziel sei es, zu verhindern, dass Neubürger Hilfe suchen und diese nicht finden, führt Mohamad Bakour aus. „In ,Lebenswege‘ haben wir diese Hilfe gefunden“, sagt er. Und die Unterstützung des Vereins nehmen die vier noch immer an. Denn die Integration ist nicht nach einem Jahr getan: „Wir sind fast vier Jahre hier und brauchen noch immer Hilfe“, sagt Surush Gushunizadah und nennt als Beispiel kaum verständliche Formulare.
„Alleine ist keiner, es gibt immer Unterstützung“, sagt Meina Fuchs. Die ehrenamtlichen Asylbegleiter arbeiten laut Fuchs anders als die „neuen“ Asylhelfer. Letztere „denken nicht deutsch“, fügt sie an. Wöchentliche Treffen oder Zeitpläne seien nicht die Regel. Oft würden sie von Tag zu Tag handeln. „Einfach machen und nicht darüber nachdenken“, so beschreibt es Surush Gushunizadah und sagt: „Für uns ist das normal.“