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Samtgemeinde – Mit Spannung dürften Anlieger, Investoren, Rat und Verwaltung das sogenannte avifaunistische Gutachten für die 102. Änderung des Flächennutzungsplans erwartet haben. Dieser soll Gebiete ausweisen, an denen Windenergieanlagen (WEA) in Zukunft in gebündelter Form, als Windpark, Platz finden sollen. In Asendorf machen Brutvögel demnach keinen Windpark möglich, in Martfeld kann die dafür vorgesehen Fläche aber erweitert werden.
101 Seiten lang ist das Gutachten, das die Samtgemeinde beim Oldenburger Planungsbüro NWP in Auftrag gegeben hatte. „Der beste Ornithologe Norddeutschlands“, habe daran mitgearbeitet, sagte Samtgemeindebürgermeister Bernd Bormann am Dienstagabend im Planungsausschuss. Im Forum hatten sich fast 40 Zuhörer eingefunden, die die Entwicklung zum Thema Windenergie in der Samtgemeinde aus erster Hand verfolgen wollten.
Vorgaben der Raumordnung und zahlreiche gesetzliche Abstandsregeln hatten im Sommer zu einer Karte geführt, die vier mögliche Standorte für Windparks in der Samtgemeinde ausweist. Dass die Vorkommen von Brutvögeln diese Pläne kreuzen könnten, hatte Bernd Bormann bei zahlreichen Gelegenheiten öffentlich angeführt. Übriggeblieben sind jetzt drei Flächen: In Martfeld die Bereiche Hustedt und Neue Weide sowie das gemeindeübergreifende Gebiet im Schwarmer-Süstedter Bruch. Da die ohnehin kleine Asendorfer Fläche zu mehr als der Hälfte in einem bedeutenden Brutgebiet liegt, wird dort kein Windpark entstehen. So jedenfalls heißt die einstimmige Empfehlung des Fachausschusses an den Samtgemeindeausschuss.
Die beplanbare Fläche in Hustedt wird etwas kleiner, die in der Neuen Weide nach Nordosten und Südwesten etwas größer. Eine direkte Verbindung des vorhandenen Schwarmer Windparks zu einer neuen Fläche im Bruch wird es nicht geben, erläuterte Bernd Bormann die Möglichkeiten, die der Samtgemeinde bleiben, nachdem der Brutvogelbestand ermittelt worden war.
Die Karte, auf der die Planer dargestellt haben, welchen Flächen von lokaler, regionaler, landesweiter oder nationaler Bedeutung sind, ist denkbar bunt. „Wir beschränken und bei der Planung ausschließlich auf Flächen, die unterhalb der lokalen Bedeutung für das Vorkommen von Brutvögeln liegen“, erläuterte Bormann stellvertretend für den Gutachter, der krankheitsbedingt nicht an der Sitzung teilnahm.
Ausschlaggebend für die Definition der Flächen sind neben Rotmilan, Kiebitz und Trauerschnäpper aber auch noch ganz andere Brummer: Die Bundeswehr habe in ihrer Stellungnahme auf „Hubschraubertiefflugkorridore“ hingewiesen. „Wo genau die liegen, ist geheim“, durfte sich Bernd Bormann öffentlich nicht weiter dazu äußern.
Um die einzelne Hoflage Holschenböhl werde es einen Anlagen-freien Raum von insgesamt gut 180 Grad geben.
Einige Zuhörer hatten sich intensiv in das Gutachten eingelesen und kritisierten die Einstufung der Vogelkundler. „Wir sind alle nicht vom Fach und verlassen uns darauf, was die Experten sagen“, antwortete Bernd Bormann für Rat und Verwaltung auf Nachfragen. Pitt Brandstädter und Hildegard Grieb für die Grünen wiesen für die weitere Beratung darauf hin, dass im Süstedter Bruch ein sogenannter Riegel an Anlagen entstehen könnte. Die Planung ziele auf eine Konzentration der Windenergieanlagen, erinnerte Bormann.
Als nächstes befasst sich der Samtgemeindeausschuss in seiner nicht-öffentlichen Sitzung mit der Änderung des Flächennutzungsplans. Der Samtgemeinderat beschließt über die öffentliche Auslegung in seiner öffentlichen Sitzung am 10. Dezember um 19 Uhr im Forum. Laufe das Verfahren dann planmäßig weiter, erwarte er im Frühsommer 2021 den Beschluss über künftige Flächen für Windenergieanlagen, sagte Bernd Bormann.
Gutachten im Internet
Das Gutachten findet man in den Sitzungsunterlagen auf www.bruchhausen-vilsen.de.
Im Untersuchungsgebiet Hustedt erfassten die Vogelkundler 60 Vogelarten, davon 46 als Brutvögel. 14 weitere Arten traten als Nahrungsgäste auf. 20 Arten sind in den Roten Listen Niedersachsens und/oder Deutschlands aufgeführt.
Für Martfeld sind 54 Vogelarten festgehalten, davon 41 als Brutvögel, 13 Arten traten als Nahrungsgast oder Durchzügler auf, darunter die stark gefährdete Kornweihe. 18 Arten sind in den Roten Listen aufgeführt.
In Asendorf sind 55 Vogelarten erfasst, davon 46 als Brutvögel. Neun weitere Arten traten als Nahrungsgäste auf. 23 Arten sind in den Roten Listen geführt.
Im größten Untersuchungsgebiet Süstedt-Schwarme erfassten die Beobachter 86 Vogelarten, davon 68 als Brutvögel. 17 Arten traten dort als Nahrungsgäste oder Durchzügler auf, auch im Bruch wurde die Kornweihe gesichtet. 33 Arten sind in den Roten Listen aufgeführt.