Denn bevor sie ein umfangreiches Zahlenwerk zum energetischen Zustand der Samtgemeinde präsentierte, mischte Kornelia Gerwien-Siegel das Publikum auf. Alle sollten aufstehen und sich erst nach Wohnorten sortiert aufstellen, dann positionieren, ob sie selbst noch nichts, bereits einiges oder schon viel für den Klimaschutz getan haben. Damit brachte die Mitarbeiterin des beauftragten Ingenieur-Büros „beks EnergieEffizienz“ aus Bremen wortwörtlich Bewegung in das Thema, das zwar jeden Einzelnen angeht, oft aber noch als abstrakt wahrgenommen wird. „Was kann ein Einzelner schon leisten...“, auf diese resignierte Frage soll der zu erarbeitende Maßnahmenkatalog Antworten geben. Für jeden Einzelnen und mit Beteiligung möglichst vieler.
Die stichprobenartige Befragung der Moderatorin zeigte, das Publikum in Bruchhausen-Vilsen ist interessiert. Und motiviert. Einige im Saal stellten sich sogar als Experten heraus. „Wenn das Interesse am Konzept so bleibt, können wir viel erreichen“, gab sich Bormann optimistisch.
Viel muss erreicht werden, um in der Samtgemeinde bis 2045 kein Kohlendioxid mehr auszustoßen. Daran ließ die Erhebung keinen Zweifel. Was, darüber gingen die Meinungen im Publikum durchaus auseinander.
Während „beks“ das größte Potenzial für Bruchhausen-Vilsen bei der Gewinnung regenerativer Energien sah, fürchtete eine Besucherin, dass „dann überall diese Dinger (Windenergieanlagen, Anm. d. Red.) rumstehen werden“. Während ein Teilnehmer forderte, „endlich“ einzusehen, der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) könne auf dem Land kein Allheilmittel gegen den CO2-Ausstoß sein, wünschte sich eine Teilnehmerin, genau diese Idee erneut zu prüfen. Sogar Angst äußerte ein Besucher, dass er sich eine klimafreundliche Heizungsanlage nicht werde leisten können. Einigen Befürchtungen standen am Ende aber umso mehr Wünsche und Erwartungen an das Konzept gegenüber: Ehrlich und machbar solle es ausfallen, Mut solle es machen, dass auch ein Einzelner einen Beitrag leisten könne.
Andere Erwartungen waren schon ganz konkret: Die Erzeugung alternativer ökologischer Energien, E-Car-Sharing, Baugenehmigungen für Photovoltaikanlagen im Außenbereich, Nutzung von Wasserstoff für Auto und Heizung, eigene Stadtwerke, ein Fernwärmenetz.
Noch bis zum 1. Juni ist jeder aufgerufen, seine Wünsche und Erwartungen, aber auch Befürchtungen und Ängste zu formulieren und sich damit aktiv am Prozess zu beteiligen. Sie fließen in die Beratungen eines Maßnahmenkatalogs ein, den eine 20-köpfige Lenkungsgruppe erarbeitet, sagte Frank Marquardt zu.
Bei einem nächsten öffentlichen Treffen am 9. Mai bekommen die Bürger erneut und sehr viel umfangreicher als am Dienstag Gelegenheit, sich einzubringen. „Der nächste Workshop wird gute drei Stunden dauern“, kündigte „beks“ an. Am 27. Juni wird die Lenkungsgruppe die Vorschläge ohne Öffentlichkeit mit Prioritäten versehen. Das Ergebnis soll am 21. November, dann wieder öffentlich, vorgestellt werden.
„Werden Sie Multiplikator unserer Idee“, wünschte sich der Klimaschutzmanager von den Anwesenden.
Ideen und Vorschläge kann man per E-Mail schicken an klimaschutz@bruchhausen-vilsen.de. Alle bisherigen Erhebungen sollen demnächst auf der Internetseite klimaschutz-sgbruvi.de einzusehen sein.