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Frauen in Führungspositionen bei der Feuerwehr

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Von: Sigi Schritt

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Blickt auf ihre Zeit als Ortsbrandmeisterin: Annette Brümmer aus Uenzen.
Blickt auf ihre Zeit als Ortsbrandmeisterin: Annette Brümmer aus Uenzen. © Sigi Schritt

Vorreiterin und Vorbild: Annette Brümmer war für mehr als ein Jahrzehnt Chefin der Ortswehr Uenzen.

Uenzen – Noch sind sie deutlich in der Unterzahl. Aber immer mehr Frauen übernehmen Führungspositionen bei der Feuerwehr. Das sagt Ralf Rohlfing, der bei der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen für die Feuerwehren zuständig ist. Der Rathausmitarbeiter wünscht sich mehr Frauen wie Annette Brümmer.

„Meine Feuerwehrkarriere war ziemlich steil“, sagt die Uenzerin im Gespräch mit dieser Zeitung. Mehr als ein Jahrzehnt stand die gelernte Bäckerin an der Spitze der Uenzener Ortswehr. Gibt es etwas, das eine Frau als Ortsbrandmeisterin anders macht als ihr männliches Pendant? „Es war nie ein Thema, dass ich eine Frau bin.“

Gab es in ihrer Zeit größere Einsätze in Uenzen? „Die Zeit hat es gut gemeint“, sagt sie. Mal musste eine Ölspur abgestreut werden, mal unterstützten die Einsatzkräfte das Deutsche Rote Kreuz beim Tragen eines Patienten. Mal wurden Sturmschäden beseitigt. Und sie erinnert sich noch gut an den Fall, als die Feuerwehrleute eine Katze vom Baum holen sollten. Das Tier ließ sich schließlich auf das Sprungtuch der Einsatzkräfte fallen. Größere Einsätze gab es auch – da verstärkten die Uenzer die Feuerwehren der Umgebung.

Vor einem halben Jahr hat Annette Brümmer die Leitung abgegeben. Warum sie aufgehört hat? Eine Ortsfeuerwehr zu leiten, sei ein anspruchsvolles Ehrenamt. Es sei schwierig gewesen, das Amt mit ihrer beruflichen Tätigkeit zu verbinden. Sie arbeitet in einer Wohngruppe einer Einrichtung für traumatisierte Kinder.

Sie sei seit ihrem Eintritt mit dem Feuerwehrvirus infiziert. Es sei ihr eine Ehre gewesen, Ortsbrandmeisterin von Uenzen zu sein. Sie habe gerne mit allen Mitgliedern der Wehr, der Politik, dem Rat und der Verwaltung zusammengearbeitet. Brümmer hatte jedoch angekündigt, nicht mehr kandidieren zu wollen und wollte das Amt auch in jüngere Hände legen. Nun führt Ludger Runte die Wehr. Er ist 15 Jahre jünger und ein Mann.

Erfolgreicher Quereinstieg bei der Feuerwehr in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen

Das Beispiel von Annette Brümmer zeigt, dass man es auch als Quereinsteigerin in der Feuerwehr bis an die Spitze schaffen kann. Warum sie sich für Uenzen entschieden hat? Das habe mit ihrem Lebenslauf zu tun, sagt sie. Annette Brümmer ist 1970 in Recklinghausen geboren. Im 13. Lebensjahr zog sie von Nordrhein-Westfalen ins niedersächsische Ochtmannien. In der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen absolvierte sie ihre Ausbildung. Sie lernte ihren Mann Heiner kennen und lebte eine Zeit lang in Bassum. Erst als sich Sohn Kevin ankündigte, überlegte das Paar genauer, wo es ihren Nachwuchs großziehen sollte. Uenzen sollte es sein, denn dort steht das Elternhaus ihres Mannes. „1995 sind wir hierher gezogen“, erzählt sie. Zwei Jahre später war sie bereits Mitglied der örtlichen Feuerwehr. Doch dabei blieb es nicht.

Von 2004 bis 2011 war sie Jugendwartin der Feuerwehr Bruchhausen-Vilsen und Umgebung. Bis zu 40 Jugendliche waren in der Jugendfeuerwehr organisiert.

Als in Uenzen ein Nachfolger für ihren Vorgänger Gerd Bauer gesucht wurde und keiner in Sicht war, bewarb sie sich erfolgreich. Ende 2011 wurde sie gewählt. Anfang 2012 trat sie ihr Amt als Ortsbrandmeisterin an.

Die Ortsfeuerwehr Uenzen sei eine Stützpunktfeuerwehr, erklärt sie. Die Uenzener Einsatzkräfte haben ein Tragkraftspritzenfahrzeug, bei dem man die Pumpe herausnehmen kann. Damit könne man an einer Einsatzstelle eine Wasserversorgung aufbauen und das Fahrzeug anderweitig nutzen. Mit über 50 Aktiven sei es eine gesunde Ortswehr, sagt Brümmer. Das sei umso bemerkenswerter, als Uenzen ein Dorf mit rund 700 Einwohnern sei. Einen Sportverein gibt es in Uenzen allerdings nicht. Deshalb bleibe neben dem Heimatverein nur die Feuerwehr, wenn man sich direkt vor Ort engagieren wolle. Die Kyffhäuser Kameradschaft sei längst Geschichte. Der Verein habe sich 2018 aufgelöst. Jetzt kümmere sich die Feuerwehr um die Dorfgemeinschaft und organisiere Feste.

Bevor Annette Brümmer ihr neues Amt antrat, absolvierte sie für den Dienst in der Feuerwehr zahlreiche Lehrgänge: Unter anderem wurde sie Atemschutzgeräteträgerin. Heute keine Seltenheit, damals in der Samtgemeinde schon.

Für das Amt der Ortsbrandmeisterin absolvierte sie weitere Lehrgänge an den Feuerwehrschulen in Loy (Gemeinde Rastede) und Celle.

Macht sie weiter? „Mit der Feuerwehr höre ich nicht auf. Niemals.“ Es sei für sie kein Problem, wieder in die Kommandokette zurückzugehen, wie einst ihr Vorgänger.

Von Sigi Schritt

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