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Zwei auf neuen Wegen

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Michael Messer und Brigitta Wortmann bereiten sich auf ihren ersten gemeinsamen Auftritt vor. Foto: Kreykenbohm
Michael Messer und Brigitta Wortmann bereiten sich auf ihren ersten gemeinsamen Auftritt vor. Foto: Kreykenbohm

Eschenhausen - Von Julia Kreykenbohm. Sanft und munter zugleich erklingen die Töne, die Michael Messers Finger auf dem Klavier hervorbringen. Als würde die Melodie etwas erzählen. Wenige Augenblicke später lässt Brigitta Wortmann ihre Harfe antworten. Mal wechseln sich die beiden Instrumente ab, mal erklingen sie gemeinsam. „Auf neuen Wegen“ heißt das Stück, das Messer extra für Harfe und Klavier komponiert hat. Und auf neue Wege begeben sich auch Messer und Wortmann, die am 11. Mai zum ersten Mal gemeinsam auftreten wollen – wobei das nicht die einzige Neuheit ist, die das Publikum erwartet.

Die Harfe verstummt, und Wortmann dehnt ein wenig ihre Hand. Das Stück verlangt teilweise hohen Fingereinsatz. An dem Abend im Mai wird sie noch weitere Werke von Messer spielen und lässt sich deswegen im Vorfeld Unterricht von einer Harfenlehrerin geben. Beide Künstler fiebern dem Auftritt entgegen. Sie wollen ihrem Publikum einen schönen Abend bereiten und sie mit Melodien und Märchen für etwa zwei Stunden in andere Welten entführen – ohne vor Perfektionismus zu verkrampfen. „Was wir präsentieren, ist mit Freude und Leidenschaft entstanden“, sagt Wortmann. „Und die Leute sollen auch merken, wie viel Spaß wir hatten.“

Wer die Märchenerzählerin und den Musiker aus Leidenschaft miteinander erlebt, spürt das. Neben dem konzentrierten Proben wird auch viel gelacht und sich gegenseitig geneckt. Der Umgang ist vertraut, geprägt von gegenseitigem Respekt vor der Kunst des jeweils anderen.

„Wir kennen uns schon sehr lange“, berichtet Messer. Früher sei er mit seinen Kindern zu den Märchen am Lagerfeuer während der Ferienkiste gegangen. „Ich kann mich in diesen Geschichten verlieren“, schwärmt der Bassumer. Als die Kleinen dann größer wurden, habe ein „Alibi-Kind“ für die Besuche herhalten müssen, wie Messer schmunzelnd erzählt. Später habe er dann gefragt, ob er auch ohne Kind zuhören dürfe. Im Gegenzug gab er Wortmann seine erste, selbst komponierte CD, woraufhin sie ihm riet: „Machen Sie was draus!“ 2014 komponierte er das erste Stück für die Märchenerzählerin: „Morgentau“. Gemeinsam aufgetreten sind sie hingegen noch nicht.

Das wollen die beiden nun anlässlich von Wortmanns 20. Jahr als Märchenerzählerin nachholen. Eine ganze Reihe von Veranstaltungen hat sie deswegen schon gegeben (wir berichteten). „Dabei wollte ich sowohl alte als auch neue Sachen hineinbringen. Den Auftritt mit Messer habe ich bewusst ans Ende gesetzt, weil er eben etwas völlig Neues zeigt.“

Wortmann fragte den Hobby-Musiker, ob er sich das vorstellen könne und der fühlte sich geehrt – obwohl auch Zweifel da waren. „Ich habe zwar schon Erfahrungen bei Auftritten gesammelt. Aber meistens bin ich der, der im Studio sitzt und feilt, während Brigittas Kunst immer vor Publikum vorgetragen wird. Ich bin der Konserven-Onkel, sie ist die Live-Tante.“

Und während die Live-Tante eifrig die Stücke paukt, die der Konserven-Onkel ihr komponiert, liest er die Märchen, die sie ihm schickt. Denn Wortmann wird im Mai zum ersten Mal vier selbst geschriebene Märchen vortragen. In dem einen geht es um die wahre Geschichte vom Froschkönig, das nächste erzählt von einem magischen Vogel, und in dem dritten reist ein alter Fischer namens Weißbart mit einer Prinzessin und ihren Rittern auf die Insel der Wünsche. „Willst du nicht den alten Mann sprechen?“, fragt Wortmann. Messer lacht: „Kann ich nicht lieber ein schöner Prinz sein?“ „Immerhin kein doofer Ritter“, kontert Wortmann und schmunzelt. So wird wohl aus einem Musiker für einen Abend tatsächlich ein Märchenerzähler. Dass Messer Weißbart spricht, scheint auch nur folgerichtig, denn letztendlich hat sein Lied „Bleibt die Hoffnung“ Wortmann zu der Geschichte inspiriert.

An dem vierten Märchen arbeitet Wortmann noch. Es soll lustig werden und die typische Geschichte von Mann und Frau aufgreifen. „Vielleicht finden beide keinen Partner und stricken sich deswegen welche aus Stroh“, überlegt sie. „Und dann kommen die Stroh-Figuren zusammen“, schlägt Messer vor und beide lachen. Der Musiker gibt Wortmann ein ehrliches Feedback, ohne sich in ihre Arbeit einzumischen. Umgekehrt hält sie es genauso.

Die zwei Künstler fangen wieder an zu spielen. In den nächsten Wochen wollen sie öfter zusammen proben, damit auf der Reise ins Märchenland alles rund läuft. Der Abend im Mai steht übrigens unter dem Motto, das ihn wohl am besten beschreibt: „Auf neuen Wegen“.

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