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Wellness für die Kühe

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Von: Lara Terrasi

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Neugierig sind Shakira und Tango.
Neugierig sind Shakira und Tango. © -

Bünte – Shakira, Toggoline, Sunder und Tunika stehen in Reih und Glied in ihrem Stall. Neugierig schauen sie in die Kamera. Auf ihrem Hof in Bünte hält Familie Brüning 60 Milchkühe und 110 weibliche Nachzuchttiere. Das ist aber noch längst nicht alles. Zwei Ponys und ein Pferd, fünf Katzen, zwei Meerschweinchen sowie Hündin Biike gehören ebenfalls dazu.

Brünings bewirtschaften einen insgesamt 250 Hektar großen Milchviehbetrieb mit Ackerbau und erneuerbaren Energien, erzählt Hergen Brüning, der den Hof in der vierten Generation bewirtschaftet. Neben Grünland bewirtschaften sie Acker mit Getreide, Raps, Mais und Ackerfutter. Was sind Nachzuchttiere denn eigentlich? „Das sind die weiblichen, jungen Rinder, die mal Milchkühe werden sollen“, erklärt seine Frau Tina.

Vor Kurzem haben Tina und Hergen zusammen mit ihren Söhnen Henner und Hagen den dritten Platz des Milchlandpreis-Wettbewerbs erhalten, und konnten sich damit die „Bronzene Olga 2020“ sichern. Die zehn besten Betriebe wurden mit dem Milchlandpreis 2020 geehrt. Die Auszeichnung ist nach Angaben der Landesvereinigung als „Unternehmerpreis für nachhaltiges Wirtschaften“ konzipiert.

Ende Oktober haben sich zwei Gutachter den Hof in Bünte angeschaut. Sie hätten nach den Aktivitäten in den Bereichen Ökologie, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Soziales, Ökonomie, Betriebsmanagement und Tierwohl geprüft. Das Tierwohl liege ihnen besonders am Herzen. „Unseren Tieren geht es richtig gut“, sagt Tina Brüning. Sie ergänzt: „Wir haben zwar nicht viele Kühe, wir können uns aber um die, die wir haben, explizit kümmern.“ Ihr Mann sagt: „Und weil es unseren Kühen so gut geht, produzieren sie viel Milch und werden besonders alt.“ Die älteste Kuh im Stall heißt Heidegold und ist 13 Jahre alt. Im Schnitt gebe eine Kuh 13 500 Liter Milch im Jahr, berichtet der 51-Jährige. Der Tagesdurchschnitt liege bei 40 Litern, so Tina Brüning.

Dass es den Tieren so gut gehe, liege unter anderem am Futter und der Haltung „Wir haben ein besonders ausgefeiltes Fütterungskonzept“, sagt Hergen Brüning. Seine Frau erklärt: „Das geht auf dem Acker los. Wir bauen Mais für die Kühe und die Biogasanlage an. Und den besten Mais bekommen die Kühe.“

Hergen Brüning spricht von Wellness für die Kühe. „Die liegen ganz weich, wie auf Schlaraffia-Matratzen.“ Die Tiefbuchten der Kühe werden mit Strohhexel und Kalk ausgestreut. Warum Kalk? „Damit sich keine Erreger ins Bett mischen“, erklärt Tina Brüning. Zweimal am Tag werden die Boxen gesäubert und die Schlafplätze geebnet. Kurz gesagt: „Zweimal am Tag werden die Betten gemacht“, sagt der 51-Jährige und lacht. Unterstützung bekommen Brünings von einer vollen sowie einer Teilzeitarbeitskraft. Einen Melkroboter haben sie ebenfalls. Das Gerät messe unter anderem, wie viel die Kühe fressen, wie aktiv sie sind und „er misst jedes Mal die Temperatur und die Wiederkauaktivität“, ergänzt Tina Brüning. „Man kann reagieren, bevor die Kuh richtig krank wird.“ Neben dem Roboter zum Melken besitzen sie zwei weitere. „Einmal stündlich fährt ein Roboter durch die Laufgänge und säubert sie“, erklärt der Hergen Brüning. Der dritte Roboter fährt alle zwei Stunden durch den Stall und schiebt das Futter zu den Kühen hin.

„Der Stall ist komplett Licht durchflutet“, sagt Tina Brüning. „Im Sommer haben wir große Ventilatoren, die das Ganze abkühlen.“ Denn Kühe können Temperaturen, die über 18 Grad sind, nicht ab, erklärt die 39-Jährige. Die Milch wird ans Deutsche Milchkontor geliefert.

Vor zwei Jahren hat Tina Brüning eine Weiterbildung zur Bauernhofpädagogin bei der Landwirtschaftskammer absolviert. „Ich habe immer gerne mit Kindern gearbeitet.“ Sie wollte die Arbeit mit Kindern mit dem Hof verbinden. Einmal im Monat kommen jeweils zwei Gruppen von bis zu zehn Kindern zu Besuch auf den Hof. Die Jungen und Mädchen sind zwischen drei und zwölf Jahre alt. „Wir schauen, was zur Jahreszeit so auf dem Acker angesagt ist. Wir haben auch einen Kindergemüsegarten“, schildert Tina Brüning.

Zudem füttert sie zusammen mit den Kindern die Kälber, putzt die Ponys und natürlich schaut sie mit der Gruppe auch bei den Kühen vorbei. „Wir schauen uns die Äcker an und die Kinder sehen, wie das Getreide anfängt zu wachsen.“ Gebastelt werde ebenfalls. „Wir basteln dann was aus Naturmaterialien.“ Zudem ist sie im Bassumer Landfrauenverein aktiv und seit diesem Jahr Beisitzerin im Vorstand. „2018 habe ich zusammen mit meiner Freundin Katharina Buschmann die junge Landfrauengruppe gegründet.“

Ursprünglich kommt sie aus Schleswig-Holstein, Buschmann aus Bayern. „Wir möchten unter anderem Zugezogenen mit dieser Gruppe den Anschluss und Austausch untereinander erleichtern und jungen Familien generell das Leben auf dem Land attraktiver machen.“

Sie ist ländlich aufgewachsen, hat aber für kurze Zeit in Hamburg gewohnt. Sie ist kein Stadtmensch. „Mir gefallen die Natur und die Weite. In der Stadt ist alles sehr anonym“, findet sie.

Mit ihrer Biogasanlage können Brünings vier weitere Häuser mitbeheizen. „Den Strom speisen wir komplett ins Netz ein“, sagt Tina Brüning. „Und das, was übrig bleibt, die Gärreste, kommen als Dünger wieder aufs Feld.“

Weitere Infos

unter www.youtube.com/watch?v=dQgNfDW_5WY&feature=youtu.be

Von Lara Terrasi

Das kleine Kälbchen saugt an Tina Brünings Hand.
Das kleine Kälbchen saugt an Tina Brünings Hand. © -
Haben die „Bronzene Olga“ erhalten: Tina und Hergen Brüning mit ihren Söhnen Henner (links) und Hagen.
Haben die „Bronzene Olga“ erhalten: Tina und Hergen Brüning mit ihren Söhnen Henner (links) und Hagen. © terrasi

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