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175 Jahre Schützenverein Bassum von 1848

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Von: Frauke Albrecht

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Moderator Frank Poppe
Vorsitzender Frank Poppe moderiert die Veranstaltung. © Frauke Albrecht

Die Schützenhalle platzte am Sonntag aus allen Nähten. Der Vorstand hatte anlässlich des Geburtstages zu einem großen Empfang eingeladen. Die Gratulanten standen Schlange und viele hatten, neben lobenden Worten, Geschenke im Gepäck.

Bassum – In der Umgangssprache gibt es den Ausdruck „Die Arschkarte ziehen“, der so viel bedeutet wie „Pech gehabt“. Meistens muss derjenige dann noch die Schadenfreude anderer ertragen. Genau das ist am Sonntag beim Jubiläumsempfang zum 175. Bestehen des Schützenvereins Bassum von 1848 passiert. Der Pechvogel war in diesem Fall Bassums Bürgermeister Christian Porsch. Dabei hatte er es doch nur gut gemeint.

Als sich der erste Redner, Landrat Cord Bockhop, während seiner Lobeshymne auf den Verein mehrmals räuspern musste, reichte der Bürgermeister ihm hilfsbereit ein Glas Wasser, was Bockhop allerdings empört ablehnte, daraufhin ein Bier bekam und es in einem Schluck leerte. Die Gäste johlten.

Gut gestärkt ging der Landrat dann in seinem geschichtlichen Streifzug auf die Ereignisse vor 175 Jahren ein, erklärte nicht nur die Geschichte der Bundesflagge, die ebenfalls 175 wird, sondern auch (warum auch immer), woher der Begriff Arschkarte stammt – nämlich aus dem Fußball. Am Ende übergab er ein „Flachgeschenk“. Bockhop grinste in Richtung Porsch und bat den Vorsitzenden, Frank Poppe, über die Höhe nichts zu sagen, denn das Geschenk sei über die Kreisumlage finanziert, demnach also auch von der Stadt Bassum.

Video belegt: Die Bassumer Schützen verstehen zu feiern

Diesen Ball nahm Christian Porsch nur allzugerne auf und beendete wiederum seine Laudatio damit, dass die Stadt ihr Geschenk ja bereits gegeben hätte. Ein Eigentor! Denn alle nachfolgenden Redner – und das waren viele – beendeten ihre Ausführungen und Geschenkübergaben zur Freude der Zuhörer jedes Mal mit einem Seitenhieb auf Porsch. Der trug es allerdings mit Humor.

Geschenk? Bassums Bürgermeister Christian Porsch sorgt für einen Running Gag.
Der Tisch der Ehrengäste mit Bassums Bürgermeister Christian Porsch und Landrat Cord Bockhop. © Albrecht

Überhaupt war es eine sehr launige und kurzweilige Veranstaltung, die Frank Poppe moderieren durfte. Wer nicht persönlich kommen konnte, hatte sich in einem lustigen Video verewigt, das Schützenmitglied Peer Klausing gedreht hat. Es zeigt, was den Schützenverein ausmacht; nämlich das Jung und Alt zusammen feiern, Spaß haben und sich aufeinander verlassen können.

Das ist vermutlich auch der Grund, warum die Schützen Bassum von 1848 so viele Freunde haben, die allesamt via Bildschirm Glückwünsche überbrachten – angefangen vom Bundestagsabgeordneten Axel Knoerig über Bassums Äbtissin Isabell von Kameke, dem Polizeidienststellenleiter Ingo Hüttemeyer bis hin zu Michael Thürnau vom NDR und den Berliner Fahnenschwingern.

Michael Thürnau vom NDR ist nur einer von vielen Gratulanten

Viel Applaus erhielt auch Bernd Bokelmann, der sich mit der 175-jährigen Geschichte des Vereins befasst hat und einige Anekdoten zum Besten gab. Hervorgegangen ist der Schützenverein aus einer Bürgerwehr: 1848 gärte es in ganz Europa, es kam zu revolutionsähnlichen Zuständen, die auch vor Bassum nicht Halt machten. Missernten und Kartoffelfäule hatten zu einer Verknappung und Verteuerung der Nahrungsmittel geführt. Als der damalige Amtshauptmann die Müller anwies, neben Korn auch Stroh mit zu vermahlen, um die Vorräte zu strecken, zogen erboste Bürger zur Freudenburg und randalierten. Im Zuge dieser Ereignisse fanden sich Männer zusammen, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Am Folgetag ließen die Bürgermeister die Fleckentrommel rühren – die befindet sich übrigens heute noch im Besitz des Vereins.

Bernd Bokelmann von den Bassumer Schützen am Mikrofon
Bernd Bokelmann hat sich mit der Vereinsgeschichte befasst © Albrecht
Aufmerksam lauschen die Ehrengäste den Rednern.
Aufmerksam lauschen die Ehrengäste den Rednern. © Albrecht

Als die Bürgerwehr nicht mehr benötigt wurde, wollten die Männer das Beisammensein nicht missen und gründeten einen Schützenverein.

Schützenverein geht auf die Gründung einer Bürgerwehr zurück

Bokelmann erinnerte auch an das Fest zum 75-jährigen Bestehen 1923. Die Inflation belastete die Menschen. Trotzdem spielte die Kapelle in stattlicher Besetzung auf. Da das Geld täglich an Wert verlor, waren Sachwerte begehrt. Und so wurden die Musiker am Ende mit Butter bezahlt. Ein Pfund Butter wurde am 5. August 1923 mit 180 000 Mark gehandelt. Für alle Musiker standen am Ende des Festes 20 Millionen Mark auf dem Deckel.

In diesem Jahr wird die Rechnung wesentlich günstiger ausfallen als vor 100 Jahren. Auch wenn der Vorstand jetzt schon für Pfingsten eine große Sause verspricht. Und wer weiß, vielleicht steuert Christian Porsch bis dahin noch ein passendes „Flachgeschenk“ bei.

Die ganze Historie ist nachzulesen unter www.bassum1848.de

Wer die ganze Geschichte des Bassumer Vereins in den vergangenen 175 Jahren nachlesen möchte, kann dies im Internet tun unter www.bassum1848.de.

Und wer wissen möchte, woher die besagte Redewendung stammt, auf die Landrat Cord Bockhop einging, bekommt hier die Auflösung: Der Ursprung liegt im Fußball begraben: 1970 wurden die Gelben und Roten Karten als Symbole für den Platzverweis oder eine Verwarnung eingeführt. Damals gab es noch Schwarz-Weiß-Fernsehen. Damit die Zuschauer wussten, welche Karte der Schiedsrichter zieht, wurden diese in unterschiedlichen Taschen aufbewahrt: die Gelbe in der Brusttasche und die Rote in der Tasche am Allerwertesten.

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