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Auf Sand gebaut: Besuch der Förderstätte in Stühren

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Von: Anika Seebacher

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Sieben Hektar groß ist der erste Abschnitt, auf dem seit einem guten halben Jahr Sand in Stühren abgebaut wird. Der Rohstoff ist ein gefragtes Gut - und in dem Vorranggebiet in Bassum noch reichlich vorhanden.
Sieben Hektar groß ist der erste Abschnitt, auf dem seit einem guten halben Jahr Sand in Stühren abgebaut wird. © Seebacher

Sand ist ein kleines Sedimentgestein. Die Ressource ist endlich - und es gibt sie eben nicht „wie Sand am Meer“. In Stühren und Fesenfeld sind aktuell aber noch reichlich Reserven vorhanden.

Bassum – Ob private Bauherren oder Fachfirmen beim Straßenbau, überall wird Sand benötigt. Der Rohstoff ist nach Wasser die wichtigste Ressource der modernen Gesellschaft – und ebenso endlich. Ein Großteil des Materials für Vorhaben im Landkreis Diepholz und im benachbarten Bremen kommt aus dem Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung aus der Gemeinde Bassum, wo noch ausreichende Reserven vorhanden sind, wie das zuständige Unternehmen der dortigen Förderstätten erklärt. Um den Sandabbau in Fesenfeld und Stühren ist in der Vergangenheit viel diskutiert worden. Axel Habermann, Geschäftsführer der M & S Transporte, gibt einen Einblick in die Arbeiten an den Standorten und stellt klar: „Ich wünsche mir ein Miteinander mit den Anwohnern.“

Noch etwa drei Jahre Trockengewinnung

Seit einem guten halben Jahr wird in Gräfinghausen bei Stühren Sand abgebaut. Die insgesamt 34,5 Hektar große Abbaustätte, auf der die Unternehmensgruppe Meyer & Schreiber aus Stuhr den Rohstoff abbaut, ist in mehrere Abbauabschnitte unterteilt. Derzeit laufen die Arbeiten im ersten Abschnitt, der gut sieben Hektar umfasst. Dieser Bereich sei vollständig archäologisch untersucht, erklärt Habermann. Daraufhin habe das Unternehmen den restlichen Mutterboden abtragen können, um an die verschiedenen Sandarten zu gelangen. Inzwischen ist die Grube etwa fünf Meter tief. „Wir befinden uns kurz vor dem Grundwasser“, sagt Habermann. Allerdings müsse der Aushub noch verbreitert werden, um in die nächste Phase einzutreten: Der Geschäftsführer rechnet damit, dass in gut drei Jahren von der Trockengewinnung zum Nassabbau gewechselt werden könne. Dann soll ein Schwimmbagger anrücken, den Radlader ersetzen und den Sand aus der Tiefe befördern.

Sandabbau ist mit Geräuschen verbunden. Doch durch diverse Erdwälle, die rings um die Gräfinghauser Grube angelegt wurden, sind die Arbeiten eingesetzten Abbaumaschinen kaum zu hören. „Der Wall zur Straße Gräfinghausen war Bestandteil des Abbauantrags. Die parallele Zufahrtsstraße sowie die weiteren Wälle waren ein Entgegenkommen unsererseits“, beschreibt Habermann die Infrastruktur und die Lärmschutzmaßnahmen. Täglich rücken dem Geschäftsführer zufolge circa 50 Lastwagen an, um Sand aus Stühren abzuholen. Außerdem, ergänzt er, handele es sich mit Zeitfenstern von 6 bis 17 Uhr um „übersichtliche Zeiten“, in denen gearbeitet werde.

Fesenfeld I wird zum See

Der Sandabbau des Stuhrer Unternehmens werde noch einige Jahre dauern, so Habermann. „Unsere Genehmigung ist auf 20 Jahre ausgelegt“, erinnert er. Zwar könne man nicht wissen, was in den nächsten Jahren passiere, doch wie es mit den Betriebsstätten weitergeht, steht bereits fest. So erläutert Habermann zur Grube Fesenfeld I: „Seit Anfang der 1990er-Jahre sind wir aktiv und haben bald den Sand ausgebeutet. Wenn der Schwimmbagger fertig ist, bleibt der See.“ Dieser solle eingezäunt und der Natur überlassen werden. Bis es soweit ist, können Habermann zufolge noch eine Million Kubikmeter Sand in Fesenfeld I abgebaut werden.

In der Abbaustätte Fesenfeld I holt ein Schwimmbagger (links) den Sand aus dem entstandenen See.
In der Abbaustätte Fesenfeld I holt ein Schwimmbagger (links) den Sand aus dem entstandenen See. © Seebacher, Anika

Die Gruben Fesenfeld II und III hingegen werden mit überschüssigen, unbelasteten Böden aus Baumaßnahmen der gesamten Umgebung verfüllt. „Zusammen mit Landschaftsplanern stellen wir die Bereiche wieder für die Natur her“, sagt Habermann zu den Plänen, die gemeinsam mit dem Landkreis Diepholz erstellt wurden. Daraus geht hervor, dass für die Grube Fesenfeld II Magerrasen und Gehölzbepflanzung vorgesehen sind, für Fesenfeld III Sukzessionsflächen und ein Eichen-Mischwald. Für die Natur sieht Habermann durch den Sandabbau eine Verbesserung. „Hier war reine Ackerfläche. Jetzt entsteht ein See, der zusätzlich bepflanzt wird.“ Schon jetzt habe sich eine vielfältige Tierwelt angesiedelt.

Ausgleichsmaßnahmen: Allee angepflanzt

Jüngst habe das Unternehmen zudem eine Allee gegenüber der Gräfinghauser Grube angepflanzt. Zudem entsteht dort aktuell eine Beregnungsanlage. So soll der Sandflug von den Lastwagen verhindert werden.

Man muss zwischen einer subjektiven Sichtweise und der ökologischen Realität unterscheiden.

Axel Habermann, Geschäftsführer M + S Transporte

Dass es zahlreiche Gegenstimmen zum Eingriff in die Natur gibt, ist dem Geschäftsführer bewusst. „Man muss zwischen einer subjektiven Sichtweise und der ökologischen Realität unterscheiden“, meint Habermann. Bislang hätten sich keinerlei Schäden gezeigt, etwa in Form von Grundwasserabsenkungen.

Darüber hinaus werde der Abbau von Experten begleitet, und es werden regelmäßige Proben genommen, erläutert der Unternehmer. Auch der parallele Betrieb der Förderstätten stand immer wieder in der Kritik. „Wir arbeiten im Trocken- und Nassabbau, um an die verschiedenen Sandarten zu kommen“, begründet Axel Habermann. Denn beides werde benötigt. Wenn aber der Schwimmbagger in Gräfinghausen in wenigen Jahren loslegt, soll Fesenfeld I abgeschlossen werden.

Verschiedene Sandarten

Bei einem Blick in die Sandgrube fallen unterschiedliche Strukturen auf, die auf die Sandarten in den verschiedenen Schichten hindeuten. So unterscheidet das Stuhrer Unternehmen zwischen Füllsand und F1-Sand. Bei Füllsand handelt es sich um lehmhaltiges Material, das laut Axel Habermann in erster Linie für private Bauvorhaben verwendet wird. Der feinporige F1-Sand hingegen komme beim Tief- und Straßenbau zum Einsatz. Sein Vorteil: die Frostsicherheit.

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