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Tafel Bassum: Lebensmittel werden knapp

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Von: Anika Seebacher

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Die Ehrenamtlichen der Tafel, die Stadt Bassum und die WIR hoffen auf Unterstützung für die soziale Einrichtung an der Eschenhäuser Straße: (v.l.) Uschi Stolte, Anders Niedenführ, Torsten Spille, Peter Schwamborn, Harald Köster, Bassums Erster Stadtrat Karsten Bödeker und Jürgen Donner von der WIR.
Die Ehrenamtlichen der Tafel, die Stadt Bassum und die WIR hoffen auf Unterstützung für die soziale Einrichtung an der Eschenhäuser Straße: (v.l.) Uschi Stolte, Anders Niedenführ, Torsten Spille, Peter Schwamborn, Harald Köster, Bassums Erster Stadtrat Karsten Bödeker und Jürgen Donner von der WIR. © Seebacher

Aufgrund der großen Nachfrage kann das Team nicht mehr alle Kunden versorgen. 50 Haushalte sind betroffen.

Bassum – Weniger Lebensmitte, immer mehr Kunden – die Bassumer Tafel steht vor einem Problem. „Diese Entwicklungen sind nicht kompatibel“, sagt Anders Niedenführ. Der Vorsitzende der Tafel Bassum und sein ehrenamtliches Team sind derzeit gefordert wie nie.

Auf der einen Seite verzeichnen die Helfer immer mehr Neuanmeldungen. Das habe mehrere Gründe: „Die Lebensmittelpreise sind gestiegen“, weiß Niedenführ, sodass die Kosten Löcher in einige Haushaltskassen reißen und sich der Einkauf nur noch über die Tafel realisieren lasse. „Viele sind auf uns angewiesen.“ Darüber hinaus verweise die Stadt ukrainische Flüchtlinge gezielt an die Einrichtung. Etwa 60 geflüchtete Familien seien am vergangenen Freitag unter den Kunden gewesen. Insgesamt waren es 105 Familien – fast doppelt so viel wie früher, sagt Tafel-Kassenwart Harald Köster.

Problem: Mehr Neuanmeldungen und weniger Ware

Andererseits erhält die Tafel seit dem Winter immer weniger Lebensmittel, berichtet Niedenführ weiter. „Die Geschäfte müssen aufgrund der Preissteigerungen und logistischer Probleme anders kalkulieren“, mutmaßt er. Das habe jedoch zur Folge, dass die Tafel mit weniger Ware auskommen müsse. Ein Problem, mit dem wohl alle Tafelausgabestellen derzeit zu kämpfen hätten, so Niedenführ. „Selbst größere Stellen haben nichts mehr abzugeben“, ergänzt Köster. So habe die Bassumer Einrichtung in der Vergangenheit Reste von der Tafel Bremen erhalten. „Inzwischen sind wir auf uns selbst gestellt“, so Köster. „Anfangs haben wir das gut auffangen können. Aber allmählich wird es bei uns deutlich enger“, erläutert Niedenführ.

Die Bassumer Tafel musste bereits eine erste Notmaßnahme ergreifen: Statt an die bisherigen vier Gruppen, die zeitversetzt zur Ausgabe kommen, werden nur noch an drei Gruppen Lebensmittel ausgehändigt. Das bedeutet, dass rund 50 Haushalte im wöchentlichen Wechsel derzeit auf die Unterstützung durch die Tafel verzichten müssen. „Wir hätten das natürlich gern vermieden, aber diese Vorgehensweise erschien uns die fairste Lösung“, sagt Niedenführ.

„Können nur das weitergeben, was wir haben“

Laut System gebe es bei der Bassumer Tafel aktuell zwar noch 30 freie Plätze, berichtet Harald Köster. Aber die Vorräte seien ausgeschöpft. „Wir können nur das weitergeben, was wir erhalten“, sagt Anders Niedenführ. Jeden Freitagmorgen sei es für die Ehrenamtlichen eine Überraschung, was an überschüssiger, aber qualitativ einwandfreier Ware geliefert wird. Den gesamten Vormittag sortiert das Team die Lebensmittelspenden und bestückt damit den Verkaufsraum. Um 14 Uhr beginnt schließlich die Ausgabe und die Kunden formieren sich in langen Schlangen auf dem Gelände und warten geduldig auf Einlass.

Sprachliche Barrieren gebe es mit den ukrainischen Flüchtlingen nicht. „Unter unseren Mitarbeitern und Kunden gibt es einige hilfsbereite Dolmetscher“, sagt der Tafel-Vorsitzende. Überhaupt zeigen ihm zufolge alle großes Verständnis. „Wir sprechen viel mit den Menschen und erklären ihnen unsere Probleme.“

Bei der Stadt Bassum schon im März eine Warenspende beantragt

Eine Entlastung erhoffen sich die Ehrenamtlichen von der Stadt Bassum. Ende März haben sie einen offiziellen Antrag gestellt und „darin um eine Warenspende gebeten“, berichtet Harald Köster. Denn, so sieht es die Satzung der Organisation vor, die Tafel darf keine Geldspenden annehmen und davon Lebensmittel beschaffen. Bassums Erster Stadtrat Karsten Bödeker sprach den Ehrenamtlichen bei einem Besuch nun die Wertschätzung der Verwaltung für den Einsatz um die Tafel aus. „Die Tafel ist wichtig für die Menschen und den Zusammenhalt in Bassum“, so Bödeker. Zum Antrag informierte er, dass das Anliegen im Verwaltungsausschuss besprochen und sich eine Lösung finden werde. „Allerdings darf es nicht zur Regel werden, dass Sozialleistungen auf diese Art aufgestockt werden“, machte der Stadtrat deutlich, dass es sich um „einmalige Aktion“ handele.

„Es gibt eine große Hilfsbereitschaft und die bisherigen Spenden haben schon sehr geholfen“, bedankt sich Anders Niedenführ für den Rückhalt aus der Bevölkerung. Dennoch sei die Tafel weiter auf Hilfe angewiesen. Das hat die Wirtschafts- und Interessengemeinschaft Bassum (WIR) auf den Plan gerufen. „Die Folgen des Kriegs in der Ukraine sind auch bei der Bassumer Tafel deutlich spürbar“, heißt es in einem Aufruf, in dem Unternehmer und Privatpersonen um Spenden gebeten werden. Die Idee stellt WIR-Vizevorsitzender Jürgen Donner vor: „Bei den Projektpartnern gibt es Gutscheine, von denen Lebensmittel angeschafft werden.“ Darüber hinaus stelle die WIR ihre Internetseite zur Verfügung und unterstütze mit Plakaten, um auf die Notlage aufmerksam zu machen.

Helfer gesucht

„Unsere Ehrenamtlichen sind nur begrenzt belastbar“, sorgt sich Anders Niedenführ neben der aktuellen Entwicklung um die Zukunft der Bassumer Tafel. Das Team wünscht sich daher weitere Helfer, die am Freitag bei den Vorbereitungen und der Ausgabe der Lebensmittel mit anpacken. Diese treten automatisch dem Förderverein der Tafel bei. Wer sich ehrenamtlich für eine der größten sozialen Bewegungen engagieren möchte, kann sich beim Bassumer Tafel-Vorsitzenden Anders Niedenführ unter Telefon 04241/971977 melden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bassumer-tafel.de.

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