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Jetzt geht’s ans Innenleben

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Von: Julia Kreykenbohm

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Im Erdgeschoss lagern schon allerlei Einzelteile. Sie sollen bald das Innenleben der Wassermühle bilden.
Im Erdgeschoss lagern schon allerlei Einzelteile. Sie sollen bald das Innenleben der Wassermühle bilden. © -

Neubruchhausen – Eseli scheint es cool zu nehmen. Obwohl er schon etwas einsam und abgeschoben wirkt, wie er so da sitzt in seinem Stuhl, in einer Ecke des Dachbodens der Wassermühle. Doch das Maskottchen des Vereins Wassermühle Neubruchhausen sollte die Ruhe noch ein bisschen genießen – denn damit wird es bald vorbei sein. Zumindest wenn es nach den Mitgliedern des Vereins geht.

Denn für die hat es keine Corona-Pause gegeben. Das ganze Jahr über haben sie mit viel Einsatz an der Wassermühle gewerkelt und bekamen von vielen Seiten Unterstützung in Form von Geld- oder Sachspenden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Neben Eseli auf dem Boden liegen mehrere Beförderungsbänder. „Man sieht sehr gut, wie sie im Laufe der Jahre immer mal wieder geflickt worden sind“, erklärt Maik Dannemann. Doch bald sollen sie wieder eingebaut werde und ihrer Bestimmung nachgehen.

Wie pragmatisch, aber leider nicht immer klug die vorherigen Eigentümer der Mühle vorgegangen sind, zeigt sich auch an einer der sogenannten „Pfetten“– durchlaufende Balken im Dach, die durch Ständer getragen werden. „Er wurde mehrfach durchgesägt, um verschiedene Dinge einzubauen. Das hat die ganze Dachkonstruktion aus dem Lot gebracht“, erzählt Holger Rullhusen.

Doch der Mühlenverein hat das Glück, einen Statiker gewonnen zu haben, der kostenlos die Statik des Daches berechnete. Mit Konstruktionshölzer ist alles repariert worden und die Statik ist wieder so, wie sie sein soll.

Damit ist der Weg im Grunde frei für die Reinigungsmaschine, die irgendwann auf dem Dachboden Einzug halten soll. In der wird das Getreide erstmal gereinigt, bevor es weiter verarbeitet wird.

Überhaupt ist an der Mühle selber nur noch wenig zu tun. Ein paar Wände gehören noch gestrichen und eine Tafel wird aufgehängt, auf der der Mühlenverein und seine Arbeit vorgestellt wird. Ansonsten ist der Anbau am Maschinenhaus fertig, der nun als Lagerraum dient. Ein Mühlenstein begrüßt die Besucher an der Hinweistafel, und eine Bank, gestiftet vom Bürgerblock, lädt zum Durchschnaufen ein. Jetzt konzentriert sich der Verein auf das „Innenleben“ – also die Mühlentechnik. Denn Rullhusen, Dannemann und ihre Mitstreiter haben nach wie vor den Traum, Gästen in der Zukunft zeigen zu können, wie Korn in der Mühle gemahlen wird.

Die schmale Holztreppe vom Dachboden geht es hinunter in den ersten Stock, der noch recht leer wirkt. Hier sollen einmal die großen, schweren Maschinen stehen. Bisher beherbergt er eine kleine Mühle, wie sie laut Rullhusen viele Bauern besessen haben. „Oben in den Trichter kommt das Korn rein und wird dann gemahlen. Vielleicht können wir sie später verwenden, wenn Schulklassen uns besuchen, damit wir nicht die komplette Technik anwerfen müssen, um das Kornmahlen zu zeigen.“

Im Erdgeschoss gibt es hingegen einiges zu bestaunen. Riemenscheiben verschiedener Größen und zahlreiche andere Teile stehen herum, die einmal das Innenleben der Mühle bilden sollen. „Viel Kleinkram ist schon hier, die großen Teile sind noch eingelagert“, erklärt Rullhusen und zeigt auf verschiedenen Bildern an der Wand, was demnächst in der Wassermühle Einzug halten wird. „Ein schwerer Walzenstuhl und ein Mahlstein aus einer Mühle in Giffhorn.“ Maik Dannemann muss bei dem Anblick des zugestellten Raumes lachen: „Es ist noch ein weiter Weg.“

Im Maschinenhaus ist man schon ein Stück weiter. Dort ist das Refugium von Georg Schröder, der dort unter anderem alte Schalttafeln und Elektrik installiert hat. Der Betrachter merkt, wie viel Zeit und Liebe zum Detail hier investiert worden ist. So hat Schröder die notwendige Moderne – Schaltkästen oder Feuerlöscher – in passenden Holzschränkchen verschwinden lassen, damit es keinen optischen Knick gibt und der Besucher sich wirklich wie in einem alten Maschinenhaus fühlen kann.

Für das alte original Ölfass hat er einen passenden Hahn gesucht und auch das Werkzeug lagert in einem Schrank, der sich perfekt in das Gesamtbild fügt. Wer das Licht anschalten möchte, muss den Schalter nicht drücken, sondern drehen.

Was dem Mühlenverein jetzt noch fehlt, sind Spender, die ihn bei seinem Vorhaben unterstützen. „Etwa 70 000  Euro wird alles insgesamt kosten und gut die Hälfte haben wir schon zusammen, weil wir einige Sponsoren gewinnen konnten“, so Rullhusen. Um noch mehr Menschen für das Projekt zu begeistern, hat Müller Florian Butt ein kleines Lesestück mit dem Titel „Der Weg des Getreides in der Wassermühle Neubruchhausen“ erstellt. Darin erläutert er in Text und Bildern, wie die Mühle nach Vollendung in der Lage sein wird, Schrot und Mehl zu produzieren.

Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Was wird aus Eseli? Dannemann lacht. „Für den werden wir auch noch einen guten Platz finden.“ Das wäre nur angemessen. Handelt es sich bei dem Esel der Wassermühle doch um niemand geringen als das Mitglied der Bremer Stadtmusikanten. Und ein ehemaliger Star sollte schon etwas komfortabler residieren als auf einem Dachboden. Oder?

Kontakt

Mehr über den Verein gibt es unter der Adresse www.wassermuehle- neubruchhausen.de

Von Julia Kreykenbohm

Georg Schröder hat im Maschinenraum eine Schaltertafel gebaut.
Georg Schröder hat im Maschinenraum eine Schaltertafel gebaut. © -
Holger Rullhusen zeigt, wo die großen Maschinen einmal stehen sollen. Doch erstmal muss das Geld aufgetrieben werden.
Holger Rullhusen zeigt, wo die großen Maschinen einmal stehen sollen. Doch erstmal muss das Geld aufgetrieben werden. © Kreykenbohm
Ob Eseli noch einen würdigeren Platz bekommt?
Ob Eseli noch einen würdigeren Platz bekommt? © -

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