Investition in die Köpfe und Herzen junger Menschen

Bassum – Mit einer gewissen Vorfreude zieht Geschäftsführer Friedhelm Bilsing eine der vielen blauen Schubladen des Werkraumes auf, holt einen der Schraubstöcke hervor und befestigt ihn an einem der Werktische. Alles ist schmuck und sauber, noch keine Flecken, Risse oder Kratzer. Kein Wunder, denn noch hat der Raum keinen Unterricht erlebt. Er befindet sich im Anbau der Lukasschule, der so gut wie fertiggestellt ist. Gestern überreichte Architekt Markus Kreis in einer Feierstunde die Schlüssel, während noch der eine oder andere Handwerker am Fenster vorbeihuschte.
Doch das sei kein Vergleich zu den vergangenen sechs Wochen, wo manchmal bis zu 40 Handwerker zeitgleich im Gebäude wuselten, erinnert sich Bilsing und lacht. Doch der Arbeitseinsatz hat sich gelohnt. Auf 1 500 Quadratmetern finden sich nun sieben Klassenzimmer und zwei großzügig ausgestattete Fachräume für Musik sowie Kunst/Werken.
„Die Kollegen sind in den Ferien hergekommen, um sie herzurichten“, lobt Bilsing und Gabriele Wilk-Batram, Leiterin der Realschule, fügt hinzu: „Wir sind überzeugt, dass gute Fachräume auch immer einen Aufforderungscharakter für die Schüler darstellen – also Lust machen, an einem Projekt zu arbeiten.“ So finden sich in den Schubladen unter anderem auch schon die Roboter der Roboter-AG. Der Boden des Werkraums ist auffällig rau. Das sei Absicht, so Bilsing, denn so könne man nicht ausrutschen.
Zudem sind in dem neuen Gebäudeteil ein Aufenthaltsraum für die gymnasiale Oberstufe sowie Räume für die Verwaltung und ein Ruheraum entstanden. Direkt in der ersten Schulwoche werden die Schüler ihn zum ersten Mal in Beschlag nehmen können, weil dann dort die fünfte Klasse der Realschule sowie die des Gymnasiums eingeschult wird. Inklusive der Einrichtung betragen die Kosten für den Neubau 3,4 Millionen Euro.
Genau der ist vollständig mit LAN und WLAN ausgestattet und in allen Klassenräumen befinden sich digitale Tafeln. „Da wir keinen Glasfaseranschluss bekommen, haben wir eine Antennenanlage aufgebaut, die die 250 M/Bit, die wir am Grundschulgebäude haben, hier her überträgt“, so Bilsing. Auch beim bestehenden Schulgebäude wurde WLAN nachgerüstet und vier Klassenräume mit digitalen Tafeln ausgestattet. „Es ist natürlich eine Herausforderung für die Kollegen, alle technischen Möglichkeiten nun zu bespielen“, erklärt Lehrerin Elena Lenk. „Aber es ist auch motivierend, gerade für jüngere Lehrer.“
Zwei Lüftungsanlagen versorgen die Klassenzimmer im neuen Gebäudeteil mit Frischluft, ohne dass die Fenster geöffnet werden müssen. So gibt es in jeder Stunde einen dreifachen Luftwechsel, was gerade in Zeiten von Corona große Bedeutung habe. „Die Frischluft kann temperiert werden“, so Bilsing. „Im Winter bis auf 22 Grad, im Sommer auf 27 Grad, wenn draußen 35 Grad herrschen. Der Strom dafür kommt von der Photovoltaik-Anlage auf dem Schuldach.
Außerdem sind zwei Wärmepumpen installiert, die der Innen- oder Außenluft Wärme entziehen, beziehungsweise der Zuluft zum Heizen auch wieder zuführen können. Unter der Rasenfläche des Schulhofes befindet sich eine 30 Kubikmeter große Regenwassertonne, die das Wasser für die Toilettenspülung im Neubau bereitstellt.
„Am 24. Mai vergangenen Jahres standen wir hier auf grünem Rasen und feierten den ersten Spatenstich. Und jetzt stehen wir hier in einem fertigen Gebäude, dank Einsatz, Herzblut und Gebet“, freut sich Gabriele Wilk-Batram. Die 3,4 Millionen seien gut angelegt. „Es gibt keine bessere Investition als in die Köpfe und Herzen junger Menschen.“
Von Julia Kreykenbohm
