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Es ist kühl an diesem Vormittag. Mustafa Gündüz hat sich passend eingepackt mit dicker Jacke, Schal und Mütze. Das muss er auch. Denn in seinem Job steht er häufig draußen. Vor allem dann, wenn viele Kunden Inkoop besuchen.
Bassum – Lässt der Ansturm nach, hält er sich auch mal drinnen im Eingangsbereich auf. Und das von 8 bis 20 Uhr, also 12 Stunden, in denen er eine Stunde Pause macht. Jeden Tag. Ein echter Knochenjob, und das nicht nur körperlich.
Denn der 39-Jährige ist einer von vielen Sicherheitsleuten, die derzeit in verschiedenen Verbrauchermärkten darauf achten, dass genug Desinfektionsmittel bereitstehen, alle Besucher sich einen Einkaufswagen nehmen und eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Und das passt nicht jedem. „Viele ärgern sich, wenn sie nur eben Zigaretten kaufen möchten und dafür einen Wagen nehmen sollen“, erzählt Gündüz. „Ich kann diesen Ärger nachvollziehen. Mir geht es ja ähnlich, wenn ich einkaufe, aber so sind eben die Hausregeln, und das sage ich den Leuten dann auch.“
Security bei Inkoop Bassum: Todesdrohung gegen Mustafa Gündüz
Einsicht zeigen trotzdem nicht alle: „Du hast doch nicht alle Tassen im Schrank!“ oder „Flachwichser!“ Gündüz hat sich in den vergangenen drei Wochen, in denen er in Bassum arbeitet, einiges anhören müssen. Das Heftigste sei die Drohung eines Mannes gewesen: „Ich werde dich umbringen!“ Gündüz rief die Polizei.
„Aber ich würde sagen, dass 80 Prozent der Kunden sehr vernünftig und nett sind“, sagt der 39-Jährige. „Die nehmen sich einen Wagen. Und wenn ich sie darauf anspreche, weil sie keinen haben, reagieren sie verständnisvoll. Besonders die Älteren. Und ein Mann, mit dem ich an meinem ersten Tag hier viel diskutieren musste, ist jetzt schon sowas wie ein Freund“, sagt Gündüz und lacht.
Der 39-Jährige hat sich während seiner Berufs-Laufbahn, in der er unter anderem auf Festivals und bei Fußballspielen für Sicherheit und Ordnung sorgte, ein dickes Fell wachsen lassen. „Dagegen ist das hier nicht so wild“, meint er schmunzelnd. Sein letzter Arbeitsplatz war bei Waterfront in Bremen. Am 1. Dezember kam er dann nach Bassum. Obwohl er schon ein „alter Hase“ in dem Geschäft ist, muss er abends, wenn er zurück in Bremen ist, sich „erstmal setzen und runterkommen. Meist bin ich noch bis 1 Uhr wach, und dann geht’s am nächsten Morgen wieder los.“ Glücklicherweise habe seine Freundin, die seit Kurzem ebenfalls im Sicherheitsdienst arbeite, viel Verständnis.
Security bei Inkoop Bassum: Mustafa Gündüz versucht es mit Höflichkeit
Gündüz hat seine eigene Art gefunden, mit den Kunden umzugehen. Die Menschenkenntnis, die er sich in all den Jahren angeeignet hat, hilft ihm dabei. Er ist kein grimmiger Türsteher, der Leute zurechtweist und böse anschaut. Er versucht es erstmal mit Höflichkeit – und vor allem Humor. „Ich bin ein Spaßvogel und lache gerne“, sagt der 39-Jährige mit einem Lächeln. Ein Charakterzug, den er sich aus seiner Zeit als Animateur in der Türkei bewahrt hat. „Man muss locker bleiben. Wenn jemand sich auf meine Aufforderung hin einen Wagen holt, bedanke ich mich und wünsche einen schönen Tag.“
Mustafa Gündüz hat sich bei Inkoop in Bassum sehr wohlgefühlt
Und die Bassumer scheinen seine Art zu mögen. „Die Leute hier sind sehr nett. Sie fragen, wie lange ich so arbeiten muss, oder schenken mir einfach mal so eine Tafel Schokolade. Nervennahrung, sagen sie dann“, schildert Gündüz und lacht. Am meisten berührt hat ihn eine Frau, die ihm einen selbstgebastelten Anhänger schenkte. Das sind Erlebnisse, die ihn immer wieder aufbauen und motivieren.
Am Mittwoch ist Gündüz’ letzter Arbeitstag in Bassum. Für ihn geht es nächstes Jahr bei Inkoop in Delmenhorst weiter, wo er erstmal bis zum 10. Januar beschäftigt ist. Dort wird er nur sechs Stunden pro Tag arbeiten müssen. Dennoch wird ihm der Abschied schwerfallen. „Ich bin schon traurig. Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt. Das Team und der Filialleiter waren sehr nett und haben mich gut aufgenommen. Ich komme sicher mal wieder hierher – zum Einkaufen.“