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Florian Butt sucht Fotos von der Bramstedter Mühle: „Allein nicht zu schaffen“

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Von: Frauke Albrecht

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Florian Butt vor der Bramstedter Motormühle. Sein Traum wäre es, die Technik zu restaurieren. Foto: Albrecht
Florian Butt vor der Bramstedter Motormühle. Sein Traum wäre es, die Technik zu restaurieren. © Albrecht

Bramstedt –„Oh, da fotografiert jemand meine Mühle.“ Mit einem Grinsen stellt Florian Butt sein Fahrrad ab und blickt zu dem Gebäude. „Bitte nicht da vorne fotografieren, das sieht so unaufgeräumt aus. Meine Lieblingsseite ist die da“, sagt der junge Mann und deutet auf die seitliche rote Backsteinmauer hin - der man die Jahre durchaus ansieht.

Mitten im Ortskern von Bramstedt, direkt hinter dem Kaufhaus Grafe, steht die alte Motormühle von Heinrich Grafe. Sie wird von den meisten kaum wahrgenommen. Florian Butt jedoch hat sich bereits vor Jahren in das Gebäude verguckt. Vor seinem geistigen Auge treibt der Motor den Mühlstein an, um Schrot zu mahlen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Florian Butt ist gelernter Müller und in seiner Freizeit Mühlen- und Technikfan. Diese Leidenschaft hat ihm sein Großvater vererbt. Butt ist seit Jahren Experte in Sachen Mühlen, viele holen seinen Rat ein. Jahrzehntelang hat er Mühlen in ganz Deutschland und auch im Ausland besucht, fotografiert und dokumentiert. Und auch deren Technik zum Teil gesichert.

Herzensprojekt in Bramstedt ein bisschen nach hinten gerückt

Vor sieben Jahren pachtete er die Bramstedter Motormühle, um sie als Museumsmühle herzurichten. Doch dann kam ein anderes Projekt dazwischen – die Wassermühle in Neubruchhausen. Der 34-Jährige steht dem dortigen Mühlenverein mit seinem Wissen und seiner Tatkraft zur Verfügung. Und das kann noch eine Weile dauern. Und so ist das Herzensprojekt in Bramstedt zwar nicht ad acta gelegt, aber ein bisschen nach hinten gerückt. „Es muss hier sehr viel gemacht werden. Das ist allein nicht zu schaffen“, sagt Butt. Zwar habe er bereits viel Zeit und Geld investiert – doch ohne Verein sei es ein langer Weg. Seine Hoffnung ist, dass er irgendwann einmal Gleichgesinnte findet, die, ähnlich wie in Neubruchhausen, das Projekt in Bramstedt zusammen angehen.

Bis dahin will er die Grundlagenforschung abgeschlossen haben. Denn bevor eine Mühle technisch rekonstruiert werden kann, muss deren Geschichte hinreichend dokumentiert sein. Dazu bittet Butt um Mithilfe von Personen, die noch Fotomaterial oder sonstige Unterlagen zur Mühle Grafe haben. Er möchte diese digital reproduzieren.

Mühlenexperte will Mühle vermessen und technische Zeichnungen anfertigen

„In Kürze wird ein befreundeter Mühlenexperte die Mühle vermessen und technische Zeichnungen anfertigen, die veranschaulichen sollen, wie die Mühle damals gearbeitet hat“, erzählt Butt.

Einiges sei in der Chronik von Bramstedt nachzulesen.

„Erbaut wurde das Backsteingebäude im Jahre 1933. Ein Jahr darauf ist die Mühle in Betrieb gegangen“, so Butt. Dazu gehörten nicht nur Lagermöglichkeiten für Getreide, Mahlerzeugnisse und Dünger, sondern eine Schweineverladerampe, eine Strohmattenfabrikation, ein Kohlenhandel, bis 1967 noch eine Schankwirtschaft und das bis heute noch betriebene Kaufhaus.

Butt: „Bemerkenswert ist, dass das Gelände ursprünglich über zwei Anschlussgleise ans Netz der Bahn angeschlossen war. Eines verlief direkt hinter der Mühle, um Getreide und Schrot umschlagen zu können.“ Er zeigt auf diverse Luken: „Hier wurde Dünger in den Mühlenkeller verfrachtet. Das zweite Gleis führte an der Viehrampe vorbei, kreuzte die heutige Werkstraße und endete vor der heutigen Halle, an der früher die Strohmattenfabrik stand.“ Mittlerweile seien alle Schienenstränge abgebaut.

Bis 1983 war die Mühle in Bramstedt in Betrieb

Der Mühlenbetrieb wurde mit ein paar Jahren Unterbrechung während des Krieges von Müllermeister Heinrich Grafe geführt, bis dieser 1965 starb. Kurz darauf, so Butt, hatte die ehemalige Landbag in Syke den Betrieb gepachtet, um ein Außenlager für den Handel mit landwirtschaftlichen Gütern und Futtermitteln einzurichten. 1983 war dann Schluss. „Die noch voll eingerichtete Mühle diente schließlich viele Jahre als Lagermöglichkeit.“

Im Inneren ist noch viel Mühlentechnik erhalten geblieben. „Das meiste davon lässt sich instand setzen“, ist der Müller überzeugt. Der Motor allerdings fehlt. Butt schätzt, dass allein die Rekonstruktion der Mühlentechnik gut 60.000 bis 70.000 Euro kosten würde. Hinzu kämen die Kosten für die Gebäudesanierung. Das Mauerwerk müsse ausgebessert und neu verfugt werden, der Keller ist feucht. Und das seien nur die Mängel, die auf den ersten Blick ersichtlich seien.

Dennoch: Butt hängt an der Mühle – auch oder besser, weil es sich um eine Motormühle handelt. Diese würden selbst von Mühlenliebhabern oft eher stiefmütterlich behandelt.

Seine Lieblingsmühle sei die Motormühle in Oldenburg Kreyenbrück. Diese Mühle habe der Müllerssohn mit Akribie und Ausdauer wiederhergestellt – „und zwar so, wie sie am letzten Arbeitstag des Vaters ausgesehen hat. Heute gibt es dort Führungen.“ Diese Zukunft wünscht sich Butt für Bramstedt auch.

Hinweise und Fotos an Florian Butt

Telefon 04242 / 60476 oder 0157 / 73213646 oder per Mail an butt.muehlen@gmail.com

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