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„Dieser Motor überlebt uns alle“

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Von: Heiner Büntemeyer

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Georg Schröder strahlt, denn der renovierte Mühlenmotor läuft kraftvoll rund. Foto: Büntemeyer
Georg Schröder strahlt, denn der renovierte Mühlenmotor läuft kraftvoll rund. © Büntemeyer

Neubruchhausen – Mit einem satten Schmatzen setzt sich der 1934 gebaute „Herforder Motor“ in immer schnellere Bewegung, das große Treibrad dreht sich und setzt schmatzend über den neuen Treibriemen auch die schier endlos lange Antriebswelle in rotierende Bewegung. „Als der Motor am Freitag zum ersten Mal lief, hatten wir Tränen in den Augen“, gestand Florian Butt, denn er und Georg Schröder hatten gemeinsam in gut 800 Arbeitsstunden aus dem verrosteten alten Motor, den wohl die meisten Betrachter damals für einen Schrotthaufen gehalten hätten, ein technisches Kulturdenkmal geschaffen.

Sie hatten diesen Motor, der einst in einer Mühle in Nordrhein-Westfalen gelaufen war, durch Zufall auf einem Oldtimermarkt entdeckt. Er passte hervorragend zum bereits vorhandenen Equipment in der Mühle, zu der als Herzstück die lange Welle gehört, die, um Unwuchten zu verhindern, auf drei Ringschmierlagern liegt. Diese Lager waren nach den 50 Ruhejahren natürlich völlig ausgetrocknet und mussten gereinigt und wieder mit Öl befüllt werden. Jetzt dreht sich die Welle darin völlig geräuschlos und kann später den geplanten Mahlgang und den Walzenstuhl über Treibriemen antreiben. Im Walzenstuhl wird dann Roggen für Roggenbrote und Gerste fürs Schweinefutter geschrotet, während im Mahlgang das Getreide zu Mehl gemahlen wird. „In drei Jahren soll das in Betrieb gehen“, setzt Maik Dannemann ein sportliches Ziel.

Nach und nach kehren die Besucher aus dem Maschinenhaus zurück. Sie staunen, wie kraftvoll dieser Motor wieder läuft und sie haben die Energie gespürt, die der 20 Liter große Zylinder entwickelt. Als Johanna Dannemann berichtete, dass dieser Motor für eine Laufzeit von 100 Jahren im Dauerbetrieb ausgelegt ist, waren sie skeptisch. Jetzt sind sie davon überzeugt, „dass dieser Motor uns alle überlebt“, wie ein Besucher erklärte.

Für die Mühlenfreunde stand die erste Belastungsprobe für den Motor im Mittelpunkt des Mühlentages, und sie waren teilweise von weither angereist, um bei diesem Ereignis dabei zu sein.

Aber sie freuten sich auch über das Ambiente bei dieser Veranstaltung, die durch die Teilnahme von Bovelzumft noch eine besondere Note bekam.

Sie hatten eine Taverne eingerichtet, in der die Besucher Met trinken konnten, sie luden zum Bogenschießen ein, boten in der Legionsküche Gemüsesuppe, bei den Schneider-Weibern handgemachte, herrlich duftende Naturseifen an, und zeigten, wie Eisen zu Zaunankern geschmiedet wird. Der Henker, der in Neubruchhausen natürlich arbeitslos war, wurde zum Wachdienst auf dem Gelände eingeteilt, wo acht Aussteller aus der Region Kunsthandwerk anboten.

Auch der Weg ins Obergeschoss der alten Mühle lohnte sich. Dort, wo später Kleinkunst veranstaltet werden kann, wurde ein Film über die Neubruchhauser Wassermühle gezeigt.

Besonders reizvoll waren die häufigen Gegenüberstellungen von etwa zwei Jahre alten Aufnahmen und aktuellen Fotos, die überzeugend beweisen, dass der Mühlenverein in sehr kurzer Zeit eine wunderbares Projekt hervorragend realisiert hat.

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