1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Diepholz
  4. Bassum

Kunstpreisgewinnerin Bianca Hardemann und ihre Kunst im Kasten

Erstellt:

Von: Anika Seebacher

Kommentare

Bianca Hardemann hat für „Kunst mit (Aus-)Wirkung“ den ersten Platz beim diesjährigen Kunstpreis gewonnen.
Bianca Hardemann hat für „Kunst mit (Aus-)Wirkung“ den ersten Platz beim diesjährigen Kunstpreis gewonnen. © Anika Seebacher

Bassum – Das Coronavirus steht im Mittelpunkt von „Kunst mit (Aus-)Wirkung“ von Bianca Hardemann. Für ihr Werk hat sie jüngst den Kunstpreis des Vereins Kunst in der Provinz erhalten.

Das Gesundheitssystem, die Politik, die Gesellschaft – das Coronavirus beeinflusst seit mehr als zwei Jahren nahezu alle Lebensbereiche und bestimmt den Alltag. Das zeigt Bianca Hardemann in ihrem Werk „Kunst mit (Aus-)Wirkung“. Für die Darstellung erhielt die Sykerin jüngst den Kunstpreis des Landkreises Diepholz.

Die Nachricht über ihre Auszeichnung erhielt Hardemann im Urlaub. „Das war eine tolle Überraschung“, kommentiert sie mit etwas zeitlichem Abstand zur Verleihung Mitte Juni in der Alten Bürgermeisterei in Sulingen. Dort wurde sie ebenso wie Berend Schoke aus Twistringen mit dem ersten Platz und einem Preisgeld von 600 Euro bedacht.

Sykerin arbeitet im Atelier in Bassum

Entstanden ist das ausgezeichnete Werk im Stil von Hardemanns Kunst im Kasten in ihrem hellen Atelier im Bassumer Gewerbegebiet Auf dem Lockhorn. Dort arbeitet die Künstlerin seit elf Jahren an ihren filigranen Werken und produziert die Kästen, für die sich der Betrachter Zeit nehmen sollte.

„Die Doppeldeutigkeit der Darstellungen entspricht meiner Art“, erläutert Bianca Hardemann. So möchte die 50-Jährige einerseits den Betrachter zum Schmunzeln bringen, andererseits aber auch zum Nachdenken anregen. „Ich mag es, provokante Szenen zu zeigen. Zu kritisch darf es aber nicht sein“, weiß Hardemann. Denn die Kunden, die ihre Kunst unter anderem über eine Galerie in Nürnberg kaufen können, mögen es ihr zufolge eher harmonisch. Daher verzichte sie auf allzu kritische Darstellungen, auch wenn sich Hardemann selbst mehr in diese Richtung wünscht.

Das Virus selbst verstehe ich eigentlich schon als Kunstwerk.

Bianca Hardemann

Zum prämierten Kunstwerk, das die Pandemie in den Mittelpunkt stellt, sagt Bianca Hardemann: „Das Wettbewerbsbild hätte ich im Rahmen meiner alltäglichen Arbeit so sicher nicht angefertigt.“ Doch als sie sich Gedanken zum Thema des diesjährigen Kunstpreises – Spuren – machte, sei ihre erste Idee Corona gewesen. „Das Virus selbst verstehe ich eigentlich schon als Kunstwerk“, sagt die 50-Jährige, „denn es hat so große Auswirkungen auf das Leben“.

Als dann der Ukraine-Krieg ausbrach und sich dessen Folgen einstellten, „habe ich kurz in meiner Themenwahl geschwankt“. Aber am Ende blieb Hardemann bei ihrer ersten Idee.

Von der Verkündung des Mottos bis zum fertigen Kasten habe es ein knappes halbes Jahr gedauert, blickt Hardemann auf den Entstehungsprozess zurück. Die einzelnen Themen, Überlegungen zum Format, die Auswahl der Figuren und deren Positionen im Kasten waren nur einige Aspekte, um die sich die Künstlerin Gedanken machte.

Intensive Auseinandersetzung erforderlich

Entstanden ist am Ende das Kunstwerk, das Hardemann den Titel „Kunst mit (Aus-) Wirkung“ gab. Dabei handelt es sich um einen rechteckigen Rahmen im Format 30 mal 74 Zentimeter mit weißem Passepartout, darin verschiedene Szenen rund um den Schriftzug „Corona“, der wiederum aus Materialien wie einem Schnelltest, Viren aus dem 3-D-Drucker und einer Treppe besteht. Um alle Szenen zu erkennen und im Kontext zu verstehen, „muss man genau hinschauen“, fordert Hardemann zu einer intensiven Auseinandersetzung mit ihrer Kunst im Kasten auf. Denn darin stellt sie „die Spuren, die von Corona geblieben sind“ dar. Chronologisch arbeitet sich Hardemann dabei von links nach rechts durch die Pandemie: Zu Beginn sind das Gesundheitssystem und der Kampf gegen die Viren zu erkennen. Es folgen eine Anspielung auf Hamsterkäufe, die Suche nach einem Impfstoff, Impfgegner und Demonstrationen, eine Ansammlung von Menschen mit Masken und schließlich ein goldenes Virus, das laut Hardemann zeigen soll, dass es nicht nur Pleiten aufgrund der Pandemie gab. Mit dem Werk könne sie lediglich einen Bruchteil von den zahlreichen Situationen und Skandalen darstellen, weiß die Künstlerin und begründet: „Der Kasten war nicht größer.“

„Es geht wieder bergauf“

Sie selbst sei „ganz gut durchgekommen“, beantwortet Bianca Hardemann die Frage auf ihre Situation in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Dennoch freut sie sich, „dass es jetzt wieder bergauf geht“. So zeigt sie einige ihrer Kästen derzeit in der Klostermühle in Bruchhausen-Vilsen und hat wieder mehr Aufträge. Normalerweise fertigt sie nämlich kleinere Kästen im Format 30 mal 30 Zentimeter an, häufig auch Auftragsarbeiten bei Firmenjubiläen oder Hochzeiten, sagt die gebürtige Bielefelderin, die inzwischen seit 18 Jahren in Syke lebt.

Auch interessant

Kommentare