Geflüchtete Ukrainer bedanken sich in Barnstorf mit Speisen

Geflüchtete Ukrainer haben sich am Freitag, 24. Februar, mit warmen Speisen bei den Barnstorfern für deren Gastfreundschaft bedankt. Emotional wurde es, als ukrainische Kinder und Jugendliche ein Lied über einen Soldaten sangen, der wegen des Krieges nicht mehr nach Hause zurückkehrt.
Barnstorf – „Djakuju“ heißt „Danke“ auf Ukrainisch. Diese Botschaft haben Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Barnstorf Zuflucht fanden, öffentlich an die Bürger herangetragen. In Form von traditionellem ukrainischen Essen. Wareniki, Piroschki und Blintschiki – das sind die Namen der Speisen, die die Geflüchteten auf dem Platz vor der Volksbankfiliale verteilten. Das Datum für die Aktion – 24. Februar – war bewusst gewählt: Der russische Angriff auf die Ukraine ist genau ein Jahr her.
Geflüchtete Ukrainer bereiten alles selbst vor
Nadja Rempel unterstützte die Ukrainerinnen und Ukrainer bei dieser Aktion. Sie ist selbst Ukrainerin, lebt schon länger in Deutschland, musste aber nie fliehen. Deswegen will sie sich selbst nicht in den Vordergrund stellen und betonte: „Die Geflüchteten wollten alles selbst machen, und haben auch alles selbst organisiert und vorbereitet.“ Das war ihnen wichtig. Auch wenn mehr als genug Hilfe da gewesen wäre: Sowohl der Arbeitskreis Willkommen als auch die Migrations- und Integrationskoordination (MIK) hatten Unterstützung angeboten – „aber wir durften nicht“, sagte Klaus-Joachim Schmelz vom Arbeitskreis lächelnd.
Trotz der Mühen verlangten die Geflüchteten nichts für die Aktion. „Die Ukrainer wollen keine Spende für das Essen haben. Es ist doch ein Dankeschön. Und das macht man ohne Gegenleistung“, so Rempel. Sie hätten einfach etwas an die Barnstorfer zurückzahlen wollen, „weil sie hier ein Dach über dem Kopf gefunden haben“.
Barnstorf: Fast eine zweite Heimat für geflüchtete Ukrainer
Das Besondere an Barnstorf sei für die Geflüchteten, dass es „ein kleiner, niedlicher Ort ist, wo es sicher ist“. Kontakte zu knüpfen falle leichter, als in einer großen Stadt, erklärte Rempel. „Man kennt sich einfach. Obwohl es für viele noch immer fremd ist, sind die Leute schon bekannt.“ So falle es den Kindern in der Schule und den Erwachsenen im Alltag leichter, mit den Menschen in ihrem Umfeld zu interagieren. „Alle sind freundlich und nett. Für viele ist es fast schon wie ein zweites Zuhause“, meinte Nadja Rempel.
Sie betonte aber auch: „Diese Aktion ist keine Feier.“ Zu tief sitze die Trauer darüber, dass der Krieg in der Ukraine mittlerweile ein Jahr andauere. „Für uns alle war und ist es ein Schock.“ Rempel zeigte auf Bilder in zwei aufgestellten Pavillons, die ihr Heimatland – Menschen in traditioneller Kleidung und Landschaften – zeigt. „Die Ukraine ist ein schönes Land. Es darf nicht zerstört werden.“

Spätestens als ukrainische Kinder und Jugendliche zwei ukrainische Lieder mit ernstem Inhalt sangen, wurde noch einmal ganz deutlich, dass diese Veranstaltung keine Feier war: Bei vielen Ukrainerinnen und Ukrainern brachen die Dämme, Tränen flossen. „Das erste Lied ist aktuell und wegen des russischen Angriffs entstanden“, erklärte Rempel. „Es handelt von einem Soldaten, der in den Krieg muss und deswegen nicht mehr nach Hause kommt.“ Die Kinder und Jugendlichen war deutlich anzumerken, dass auch sie unter der Situation in ihrer Heimat leiden. „Sie haben sich die Lieder selbst ausgesucht“, sagte Rempel.
Weil die Ukrainer bewusst Hilfe ausgeschlagen hatten, hatten sie sich schon zwei Wochen vorher ans Werk gemacht, um die Veranstaltung vorzubereiten. Sie bereiteten 2 500 Wareniki und 1 000 Piroschki zu. „Und bei den Blintschiki haben wir irgendwann aufgehört zu zählen“, sagte Nadja Rempel. Rund 50 Ukrainerinnen und Ukrainer waren an der Aktion beteiligt. Dazu kamen noch einige Kinder, die ukrainische Süßigkeiten selbst hergestellt und Geschenke als Dank für die deutsche Gastfreundschaft gebastelt hatten. Mehr als 300 Barnstorfer kamen, um das traditionelle ukrainische Essen zu probieren. Nadja Rempel ist zufrieden: „Obwohl wir schlechtes Wetter hatten, waren so viele Menschen da.“ So viele, dass sich das für 16 Uhr angesetzte Ende nach hinten verschob.