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Suppe mit dem Barnstorfer „Klima-Kleber“

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Von: Eberhard Jansen

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Weitere Aktionen angekündigt: Der Barnstorfer Aktivist der „Letzten Generation“, Arne Springorum (stehend), sprach beim „Suppentopf-Palaver“ am Sonntag im Kultur- und Kneipentreff Hibbelers in Rechtern zwei Stunden lang.
Weitere Aktionen angekündigt: Der Barnstorfer Aktivist der „Letzten Generation“, Arne Springorum (stehend), sprach beim „Suppentopf-Palaver“ am Sonntag im Kultur- und Kneipentreff Hibbelers in Rechtern zwei Stunden lang. © Jansen

Hat die „Letzte Generation“ etwas von einer Sekte? Diesen Eindruck hatten einige kritische Teilnehmer am „Suppentopf-Palaver“. Bei der Veranstaltung des Vereins Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB) war dieses Mal ein Klima-Aktivist zu Gast: Der aus Barnstorf stammende Arne Springorum war durch seine Beteiligung an der Blockade der B 51 im Barnstorfer Ortskern vor gut zwei Wochen bekannt geworden. Vor 25 Zuhörern hielt der 50-Jährige am Sonntagmittag im Kultur- und Kneipentreff „Hibbelers“ in Rechtern eine zweistündige, mitunter missionarisch wirkende Rede, bevor die Suppe auf den Tisch der alten Scheune kam und danach noch diskutiert wurde.

Barnstorf/Rechtern – Bei der öffentlichen Veranstaltung „Suppentopf-Palaver“, die für Arne Springorum eine „Krisensitzung“ war, malt der frühere Schüler der Diepholzer Graf-Friedrich-Schule und studierte Geologe ein ganz schwarzes Bild von der Zukunft der Erde. „Wir alle sind die letzte Generation vor dem Kipp-Punkt“, betont er. Ab diesem schon in wenigen Jahren nahenden Punkt seien Folgen des Klimawandels unumkehrbar. Aber das nimmt die Menschheit – inklusive der Regierungen – nach Meinung der Klima-Aktivisten nicht ernst. Die „Letzte Generation“ protestiert und demonstriert deshalb nicht einfach im Rahmen von Gesetzen und fordert auf diesem legalen Weg von Regierungen mehr Klimaschutz und weniger CO2-Ausstoß. „Wir machen Störungen in der Gesellschaft, die nicht ignoriert werden können“, sagt Arne Springorum. Und das nicht nur als „Klima--Kleber“, wie die Aktivisten vielfach genannt werden. Er habe „kein Problem, Farbe gegen Plexiglas zu schmeißen, auch wenn dahinter ein Gemälde ist, das 140 Millionen Euro kostet“, bezieht sich Springorum auf Aktionen der „Letzten Generation“ in Kunstmuseen. Der Barnstorfer betont aber mehrfach: Die Aktionen seien immer friedlich und respektvoll. Die Teilnehmer seien trainiert, gewaltfrei zu bleiben.

„Wir müssen leider stören“

„Wir müssen leider stören“, meint Springorum. Sonst werde man nicht gehört. Die „Letzte Generation“ generiere eine gesellschaftliche Spannung. „Wir werden nicht aufhören, bis wir eine angemessene Reaktion der Regierung bekommen“, kündigt Springorum, der als Aktivist schon mehrfach festgenommen wurde, weitere Aktionen im April in Berlin an.

Der gebürtige Barnstorfer lebt in Prag. Er sei mit dem Flix-Bus gefahren, erklärt er, dass es für den Einzelnen im derzeitigen System kaum möglich sei, ganz CO2-neutral zu leben.

Kurzfristige Forderungen

Die kurzfristigen Forderungen der „Letzten Generation“ sind schlicht: Die Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets, ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen und einen „Gesellschaftsrat“, der sich aus zufällig gelosten Menschen zusammensetzt, die die Bevölkerung Deutschlands nach Kriterien wie Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss und Migrationshintergrund bestmöglich abbilden. In Teilen wiederholte der Vollzeit-Aktivist also Forderungen, die er auch schon in einem Interview mit der Mediengruppe Kreiszeitung aufgestellt hatte.

Durch das Festkleben auf Straßen und andere Aktionen erreicht die „Letzte Generation“ über die Medien die Öffentlichkeit, will Klimaschutz als Thema so mehr in die Gesellschaft bringen. Arne Springorum wirbt um Unterstützung der „Letzten Generation“: Man müsse nicht selbst an den Aktionen teilnehmen, sondern könne auch bei der Organisation helfen. Und man könne Geld spenden.

„Rekrutierungsveranstaltung“

Viele Gäste des „Suppentopf-Palavers“ sahen die „Letzte Generation“ positiv. Aber nicht alle, wie die Diskussion zeigte. So sah Joel Hoff, Ratsmitglied der Grünen in Diepholz, dieses Suppentopf-Palaver als „Rekrutierungsveranstaltung für die ,Letzte Generation“. Er habe keine neuen Inhalte bekommen, die ihm weiterhelfen, Verständnis für deren Sichtweise zu haben, sagte er in die Fernsehkamera des NDR. Der Beitrag in „Hallo Niedersachsen“ ist noch im Internet in der ARD-Mediathek zu finden.

Für Arne Springorum ist auf jeden Fall klar: „Wir eskalieren weiter, weil: Es steht alles auf dem Spiel.“

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