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Projekte eines Freigeistes: Andreas Kernke aus Drebber spricht über sein bewegtes Leben

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Von: Jannick Ripking

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Kunst trifft auf K 70: In dem berühmten Gemälde „Der Schrei“ von Edvard Munch platzierte Andreas Kernke den kultigen Oldtimer von Volkswagen.
Kunst trifft auf K 70: In dem berühmten Gemälde „Der Schrei“ von Edvard Munch platzierte Andreas Kernke den kultigen Oldtimer von Volkswagen. © Andreas Kernke

Andreas Kernke ist ein Freigeist. Beruflich wie privat hat er so viel erlebt, dass man darüber ein Buch schreiben könnte – was er übrigens auch getan hat. Sein neuestes Projekt ist ein besonderer Kalender.

Drebber – Für manche Menschen hat ein Tag scheinbar mehr als 24 Stunden. Andreas Kernke ist so jemand. Immer auf Achse, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Beruflich hat er inzwischen seinen Weg gefunden, aber privat bringen ihn seine vielen Interessen immer wieder auf ungewöhnliche Ideen. Das neueste Projekt des Mannes aus Drebber ist ein selbst gestalteter Kalender, der bekannte Kunstwerke mit dem Volkswagen K 70, seinem liebsten Oldtimer, vermischt.

Freigeist aus Drebber: Erlebnisse reichen für zwei Leben

Andreas Kernke ist 60 Jahre alt und kann Geschichten erzählen, die für mindestens zwei Leben reichen. Seine berufliche Erfüllung hat er als Fahrlehrer gefunden. Wenn er mit seinen Schülern über seine Erlebnisse spricht, seien sie oft fasziniert. „Viele sagen zu mir, dass sie das alles nicht hinkriegen würden. Ich meine aber, man muss die Dinge einfach mal selbst in die Hand nehmen“, sagt der Mann mit den tausend Hobbys, „aber ich habe auch einfach Interesse am Leben.“

Die Interessen des Freigeistes erstrecken sich über verschiedenste Bereiche und finden sich überall in seinem Haus wieder. Der Wintergarten von Kernke ist voller exotischer Pflanzen. Er zeigt auf ein großes Gewächs mit palmenartigen Blättern. „Das ist ein Bananenbaum“, sagt er, „Ich habe aber auch Orangen, Limetten, Tomaten und andere Palmen.“ Seine Leidenschaft für die Gärtnerei verbindet er gerne mit seiner Liebe zum Reisen. „Immer wenn ich in Sizilien Urlaub mache, dann bringe ich eine Pflanze mit.“

Andreas Kernke: Viele Interessen und Leidenschaften

Auch das Wohnzimmer der Familie Kernke ist speziell. Dort lassen sich überall Referenzen zum VW K 70 finden. An der Wand hängt ein großes Panoramabild mit diesen Autos. Der Fernseher steht nicht einfach nur auf einem Regal, nein, er ist in das Heck eines K 70 integriert, das an einer Wand im Wohnzimmer montiert ist. „Das habe ich selbst gemacht“, erzählt Andreas Kernke.

Doch das ist längst nicht alles. Neben seinen Oldtimern und der Freude an Reisen und Pflanzen zählt Kernke auch das Schreiben (er betreibt einen Blog, hat bereits ein Buch geschrieben und liefert Texte für eine K 70-Zeitschrift), Musik hören und machen (er spielt mehrere Instrumente und hatte 25 Jahre ein Nebengewerbe als DJ) und das Fotografieren und Filmen sowie das Bearbeiten dieser Videos und Bilder zu seinen weiteren Leidenschaften.

Jüngstes Projekt: Kalender „Kunst und K 70“

Sein jüngstes Projekt resultierte aus Letzterem. Es ist ein Jahreskalender für 2022 und nennt sich „Kunst und K 70“. Für diesen Kalender hat Kernke zwölf berühmte Kunstwerke bekannter Künstler genommen und mit Photoshop bearbeitet und in jedem Gemälde einen K 70 platziert – mal besonders markant, mal dezenter. Kernke erklärt, wie er auf die Idee gekommen ist: „Ich habe extrem viele K 70-Fotos und habe mich immer gefragt, was ich damit anfangen kann.“

Dann habe er gesehen, dass der Comedian Otto Waalkes das berühmte Cover des Beatles-Albums „Abbey Road“ mit Ottifanten entfremdete. „Ich habe mir gedacht, dass ich einfach den VW Käfer im Hintergrund durch einen K 70 ersetze“, erklärt der Erfinder des besonderen Kalenders. „Dann habe ich Bilder gesucht, wo der Oldtimer auch gut reinpasst.“ Herausgekommen ist „Kunst und K 70“. Für die Folgejahre kündigt Kernke bereits weitere Kalender an. Darin gehe es dann nicht um Gemälde, sondern beispielsweise um berühmte Orte wie den Mount Rushmore in Amerika oder Stonehenge in England.

K 70-Kalender und ein Bananenbaum: Andreas Kerne ist stolz auf seine vielseitigen Interessen.
K 70-Kalender und ein Bananenbaum: Andreas Kerne ist stolz auf seine vielseitigen Interessen. © Jannick Ripking

Das Handwerk für seine private Kreativität hat Andreas Kernke teilweise aus seiner beruflichen Laufbahn ziehen können. „Was ich in meinem Leben schon alles gemacht habe, ist unglaublich“, sagt er selbst über sich. Seine Karriere begann als Gartenbauer, ehe er für 15 Monate zur Bundeswehr ging. „Das war keine schöne Zeit“, sagt der Freigeist rückblickend. Nach dieser Zeit kehrte Kernke allerdings nicht in den Gartenbau zurück. „Ich habe sechs Semester Sozialpädagogik studiert. Ich bin umgeschwenkt, weil ich gemerkt habe, dass Gartenbau eher wie Tiefbau ist – viel Beton, viele Steine. Dabei ging es mir ja eigentlich um das Grüne.“

Aus dem Studium wurde jedoch nichts. „Es gab ein Fach, mit dem ich nicht warm wurde: Recht und Verwaltung“, erläutert Kernke. Er sei 1989 in den Prüfungen zu oft durchgefallen. „Und wenn das passiert, dann darfst du das Fach in Deutschland nicht mehr studieren.“ Kernke blickt zurück: „Mein Vater hat meine Entwicklung bis zu dem Zeitpunkt extrem beeinflusst.“ Teilweise seien seine Entscheidungen fremdgesteuert gewesen. Er sagt: „Das war nicht immer meine eigene Motivation.“

Ich war Vertreter. Das passte gut zu mir, weil sich bei einem Persönlichkeitstest herausgestellt hat, dass ich ein sogenannter typischer lonely wolf bin – also ein Einzelkämpfer.

Andreas Kernke

Von der Uni ging es 1991 zum Arbeitsamt. Dort habe man ihm angeboten, ihm eine Umschulung zum Industriekaufmann zu finanzieren. Um sich ein gewisses finanzielles Polster anzuschaffen, arbeitete Kernke aber erst zwei Jahre ungelernt. „Im ersten Jahr habe ich auf insgesamt sechs Stellen gearbeitet. Im zweiten Jahr bin ich Lkw gefahren.“

Als Industriekaufmann arbeitete der heutige Fahrlehrer ab 1994 mehrere Jahre erfolgreich im Außendienst bei verschiedenen Unternehmen. „Ich war sozusagen Vertreter. Das passte gut zu mir, weil sich bei einem Persönlichkeitstest herausgestellt hat, dass ich ein sogenannter typischer lonely wolf bin – also ein Einzelkämpfer“, erzählt Kernke. Nachdem sein zu der Zeit aktueller Arbeitgeber allerdings pleite gegangen war, orientierte sich Andreas Kernke noch einmal um: „Ich habe angefangen, die Rückseite von Brötchentüten an Werbepartner zu verkaufen. Das habe ich bis 1999 gemacht“.

Kampf zurück ins Leben setzt neue Energien frei

Eine plötzliche schwere Erkrankung hat seinen beruflichen Werdegang allerdings jäh unterbrochen. „Ich hatte eine schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung und wäre fast daran gestorben“, erzählt er. „Meine Bauchspeicheldrüse hat sich zu rund 60 Prozent selbst verdaut.“ Kernke besiegte die Krankheit allerdings und kämpfte sich zurück ins Leben. Auch beruflich änderte sich wieder einmal etwas: „Ich kannte mich schon immer mit Programmen zur Bildbearbeitung aus. Also habe ich angefangen, die Rückseiten der Brötchentüten selbst zu gestalten.“

Doch auch die Firma, für die Kernke die Tüten designte, ging pleite. Wieder ein Neuanfang: „Ich habe bis 2003 eine Ausbildung zum Internetentwickler gemacht. Ich habe mich bundesweit 150 Mal beworben, aber nicht eine Zusage bekommen.“ Für Kernke stand fest, dass er sich selbstständig machen will: „Ich habe eine Ich-AG gestartet.“ Gemeinsam mit einigen Geschäftspartnern ging es für ihn in die Musikszene. Kurz zusammengefasst: „Ich habe Homepages für Schlagersänger und DJs entworfen.“ Doch auch das hielt nicht lange. Die Geschäftspartner und auch Kernke selbst hatten mit privaten Problemen zu kämpfen. „Wir haben die Reißleine gezogen und ich war 2005 erst einmal wieder arbeitslos“, erinnert sich der 60-Jährige.

Andreas Kernke findet seine berufliche Erfüllung als Fahrlehrer

In einem Gespräch mit einem Bekannten aus seiner Zeit als Lkw-Fahrer habe ihm dieser einen Job als Fahrlehrer schmackhaft gemacht. „Er hat mir den ganz schön wässrig geredet“, sagt Kernke. Er habe sich mit seiner heutigen Frau besprochen und sich letztlich für eine Ausbildung zum Fahrschullehrer entschlossen. „2006 hatte ich dann meine erste Anstellung. Seitdem habe ich 805 Fahrschüler durch ihre Prüfung gebracht.“

Beruflich am Ziel und trotzdem noch nicht am Ende. Denn: In Andreas Kernke brodeln nach wie vor Ideen für weitere private Projekte. Es dürfte spannend sein, was sein nächster kreativer Erguss hervorbringt.

Kalender bestellen

Der Kalender „Kunst und K 70“ war ursprünglich nur für die Mitglieder des K 70-Clubs gedacht. Kernke bietet ihn nun auch allen anderen interessierten Autofans und Kunstliebhabern an. Der Preis liegt bei 19,95 Euro pro Exemplar. Bestellungen nimmt Andreas Kernke per E-Mail an akernke@gmx.de entgegen.

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