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Klimaschutz: Gesprächsbereiter Barnstorfer Bürgermeister

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Von: Jannick Ripking

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Fleckenbürgermeister Fredy Albrecht sieht Barnstorf in Sachen Klimaschutz auf einem guten Weg. Es gebe viele Möglichkeiten, zu einer klimafreundlicheren Kommune beizutragen – auch im privaten Bereich, wie zum Beispiel mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des eigenen Hauses.
Fleckenbürgermeister Fredy Albrecht sieht Barnstorf in Sachen Klimaschutz auf einem guten Weg. Es gebe viele Möglichkeiten, zu einer klimafreundlicheren Kommune beizutragen – auch im privaten Bereich, wie zum Beispiel mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des eigenen Hauses. © Jannick Ripking

„Ich bleibe dabei“, sagt Barnstorfs Fleckenbürgermeister Fredy Albrecht. Er verurteilt die Straßenblockade der „Letzten Generation“ in Barnstorf weiterhin. „Das bleibt für mich unterste Sohle.“ Der Diepholzer Wolbert Schnieders-Kokenge hatte ihn in einem Leserbrief als naiv bezeichnet. Das will Fredy Albrecht so nicht stehen lassen.

Barnstorf – Wolbert Schnieders-Kokenge hatte geäußerter, dass Albrecht sich ein Beispiel am Hannoveraner Bürgermeister Belit Onay nehmen solle. Der hörte sich die Forderungen der „Letzten Generation“ an und unterstützt die Aktivisten seitdem. Albrecht kontert: „Kein Mensch weiß, wann so eine Aktion geplant ist.“ Er selbst sei zum Zeitpunkt der Blockade aus terminlichen Gründen nicht vor Ort gewesen. „Ich konnte also gar nicht mit den Aktivisten sprechen.“

Fredy Albrecht über die Klimakrise, Vorwürfe in Leserbriefen und die „Letzte Generation“

Seine Devise bleibt deswegen die Gleiche. Er appelliert an die Aktivisten: „Macht es auf öffentlichen Plätzen, ladet mich dazu ein – und dann können wir in die Diskussion eintreten.“ Er zeigt sich also grundsätzlich gesprächsbereit, ärgert sich aber darüber, dass Aktivisten der „Letzten Generation“ Straßen blockieren statt sich nach Alternativen umzusehen: „Ich habe noch nie jemanden von der Truppe in einer öffentlichen Ratssitzung gesehen.“ Für solche Anliegen gebe es extra Einwohnerfragestunden.

Für Albrecht „wäre es auch überhaupt kein Problem“ eine Aussprache mit der „Letzten Generation“ auf die Tagesordnung einer öffentlichen Ratssitzung zu setzen. Aber: „Der Aktivist muss zu mir kommen und sagen, er möchte das.“ Das sei bisher nicht geschehen, bedauert er. Noch lieber sei ihm in dem Zuge aber eine gemeinsam organisierte Informationsveranstaltung. „Dann hat man wirklich für dieses eine Thema Zeit“, so Albrecht.

Mehr Akzeptanz für „Letzte Generation“ durch Dialog

Er glaubt auch, dass ein im Voraus geplanter Dialog für mehr Akzeptanz der „Letzten Generation“ bei den Bürgern in Barnstorf sorgt. Der zivile Ungehorsam der Klima-Aktivisten habe in seinen Augen eher das Gegenteil bewirkt: „Ich glaube nicht, dass die Aktion in Barnstorf für die ,Letzte Generation‘ ein Erfolg war. Die Bevölkerung haben sie eher negativ erreicht. Das höre ich zumindest aus den Gesprächen, die ich geführt habe, heraus.“

Ein häufiges Gegenargument von Klima-Aktivisten lautet, dass Straßenblockaden notwendig seien, weil Demonstrationen auf öffentlichen Plätzen nicht mehr wahrgenommen oder gehört werden. Gerade auf dem Dorf sei dieser Gedanke falsch, so Albrecht. „Ich bin der Meinung, wenn so etwas bei uns zum Beispiel vor der Volksbank ist, dann bleibt der eine oder andere doch auch stehen. Da kann ich mehr ansprechen, als wenn ich so eine Klebe-Aktion starte.“ Das sei nicht zielführend. Anders als in einer Großstadt „erreicht man hier nicht diejenigen, die man erreichen will“, meint er.

Deswegen sei der von Wolbert Schnieders-Kokenge in seinem Leserbrief gezogene Vergleich mit Hannover so nicht zu halten: „Der Verfasser muss einfach davon ausgehen, dass wir hier Landeier sind.“ Es sei lobenswert, dass Hannovers Bürgermeister Belit Onay sich nun stark für die Verbesserung des ÖPNV in Niedersachsens Landeshauptstadt einsetzt.

„Hier ist es anders“, sagt Albrecht. Im Ort sei es einfach nicht möglich, den ÖPNV so wie in Hannover auszubauen. „Ein Bus, der hier – mit vielleicht zwei oder drei Personen an Bord – im Halbstundentakt fährt, ist im Hinblick auf das Klima auch nicht zielführend“, sagt er. Im Rahmen des Möglichen habe die kommunale Politik in Barnstorf aber schon vieles umgesetzt.

Szenarien billigend in Kauf genommen

„60 Minuten Verkehrsstillstand sind Kinkerlitzchen“, so Schnieders-Kokenge in seinem Leserbrief. Fredy Albrecht sieht das anders: „Man darf so eine Aktion nicht einfach durchziehen, ohne mögliche Folgen in die Bewertung einfließen zu lassen.“ Es gab bei der Blockade der Bundesstraße durch die „Letzte Generation“ zwar eine mögliche Rettungsgasse für den Notfall, „aber da hängt viel mehr dran“. Beim Rettungsdienst und der Feuerwehr komme es auf im Zweifelsfall „auf jede Minute“ an. Der Stau auf der Bundesstraße sei durch die Klima-Blockade so lang gewesen, dass Einsatzfahrzeuge – trotz Rettungsgasse – zeitlich in Verzug geraten wären, ist Albrecht überzeugt. Es sei in dem Fall nicht möglich gewesen, einfach in vollem Tempo an den stehenden Autos vorbeizufahren. Albrecht könne nicht akzeptieren, dass die Aktivisten, diese möglichen Szenarien billigend in Kauf genommen haben.

Ein weiterer Vorwurf im Leserbrief: Sozialdemokraten wie Fredy Albrecht scheuen sich noch, „ernsthaft auf vielen Ebenen“ etwas gegen die Umweltzerstörung zu unternehmen. Der Fleckenbürgermeister widerspricht dem: „Wir sind als Rat des Flecken und auch der Samtgemeinde gerade in dem Bereich ständig aktiv. Da geht es um erneuerbare Energien, um Radwegekonzepte. Es liest sich in dem Leserbrief so als würden wir hier nur rumschnarchen. Das ist nicht so.“

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