Uroma Tilly macht‘s: Älteste kirchliche Taufpatin jemals in Barnstorf

Was tun, wenn die ursprünglich angedachten Taufpaten nicht mehr in der Kirche sind? Vor dieser Frage stand das Ehepaar Hartmann aus Barnstof. Die Lösung: Uroma Tilly wird im Alter von 86 Jahren am Pfingstsonntag, 28. Mai, in Drentwede zur wohl ältesten Taufpatin jemals in Barnstorf.
Barnstorf / Drentwede – Eigentlich sollten die Taufpaten der kleinen, vier Monate alten Malou Hartmann Timo und Steffi heißen. Timo ist der Bruder von Papa Nils, Steffi ist die beste Freundin von Mama Theresa. Das Problem: Beide sind keine Mitglieder in der evangelischen Kirche und können daher die kirchliche Patenschaft nicht übernehmen. Eine Taufe ohne solche Paten aus dem engsten Kreis kam für Familie Hartmann aus Barnstorf aber nicht infrage. Die Lösung: Uroma Tilly wird im Alter von 86 Jahren am Pfingstsonntag, 28. Mai, in der Kapelle in Drentwede zur wohl ältesten Taufpatin der Kirchengemeinde Barnstorf.
„Menschen im höheren Alter sind in der Regel eher scheu in diesem Zusammenhang und übernehmen eine Patenschaft nicht mehr“, erzählt Pastor Torben Schröder. Umso schöner sei es, dass Tilly Schöneich, die Oma von Nils Hartmann, bereit ist, dieses Amt zu übernehmen. Torben Schröder hat bei Kollegen nachgefragt: „Frau Schöneich ist wohl die, bei allem Respekt, älteste Taufpatin jemals in Barnstorf. Ich freue mich sehr, dass sie das macht.“ Und auch wenn Taufgottesdienste für den Pastor immer etwas Besonderes seien, am Sonntag werde es daher für ihn „etwas ganz Besonderes“.
Uroma Tilly sagt sofort als Taufpatin zu
Auch die Eltern der kleinen Malou, Theresa und Nils Hartmann, sind froh, dass Uroma Tilly zugesagt hat. „Wir hatten das gar nicht so auf dem Schirm“, sagt Nils Hartmann. Erst als die beste Freundin Steffi anmerkte, dass sie nicht mehr in der Kirche ist, habe sich die Familie Gedanken gemacht. Weil auch Bruder Timo kein Kirchenmitglied ist, habe man beim Pastor nachgefragt, erzählt der Vater. „Wir standen ohne Taufpaten da.“
Denn: Laut Kirchenrecht muss mindestens ein Taufpate evangelisch sein, erklärt Schröder. Eine Taufe wäre zwar auch ohne kirchlichen Paten aus dem näheren Umfeld der Familie möglich, aber das war für die Hartmanns keine Option.
Kirchliche Taufpaten hätten für Nils Hartmann, der selbst Mitglied in der evangelischen Kirche ist, eine „gewisse Tradition“. „Es war mir definitiv wichtig, dass wir da jemanden finden. Und unsere ältere Tochter Mia ist ja auch getauft.“ Theresa Hartmann ergänzt: „Da meine Familie katholisch ist, war relativ schnell klar: Dann fragen wir halt Oma Tilly.“ Ihr Enkel war sich sicher: „Oma macht das bestimmt.“ Und so war es dann auch. Uroma Tilly habe sofort „Ja“ gesagt. Es ist die zweite Taufpatenschaft, die sie übernimmt. „Ich freue mich riesig und bin stolz. Ich lasse meine Familie ja nicht im Stich“, meint die 86-Jährige, die sich selbst als „Familienmensch“ beschreibt.
Kirchliche Taufpaten immer schwerer zu finden
Einem kirchlichen Taufpaten kommt die Aufgabe zu, die christliche Erziehung seines Patenkindes zu fördern und es bei den wichtigen Stationen des Glaubenslebens zu begleiten, erklärt Torben Schröder. Der Taufpate solle ein Vorbild im Glauben für sein Patenkind sein. „Frau Schöneich bringt alles mit, was eine gute Taufpatin ausmacht. Sie weiß, was hinter der Aufgabe steht“, ist Schröder sich sicher. Uroma Tilly blickt ebenfalls positiv auf die Aufgabe: „Ich fühle mich noch fit und gesund. Ich freue mich, die Kleine noch ein paar Jahre begleiten zu dürfen.“
Das Problem der Hartmanns, Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Taufpaten zu haben, ist für den Pastor nichts Neues. Bei vielen Leuten sei es so, dass die Wunschpaten eben nicht mehr in der Kirche sind oder es nie waren. „Wir werden definitiv häufiger gefragt, welche Möglichkeiten es in diesem Fall gibt.“ Trotzdem habe er noch nie erlebt, dass eine Taufe gescheitert ist. „Wir wollen nicht Verhinderer sein, sondern Ermöglicher. Wir finden schon eine Lösung“, versichert er. In ganz kritischen Fällen könne auch der Pastor oder ein Elternteil zu Taufpaten werden, erklärt er. Paare mit Schwierigkeiten könnten sich auf jeden Fall gerne bei Pastor Schröder oder seinen Kollegen melden.
Familie Hartmann findet die für sie perfekte Lösung
Die Lösung bei Familie Hartmann heißt jetzt Tilly Schöneich. Aber auch die ursprünglich angedachten Paten, Bruder Timo und beste Freundin Steffi, werden an der Zeremonie am Pfingstsonntag um 11 Uhr in Drentwede teilnehmen. „Bei der Taufe gibt es dann auch keine Einschränkungen für nicht kirchliche Paten“, erklärt Schröder. Auch sie könnten die Taufkerze anzünden, den Taufvers verlesen oder das Kreuzzeichen zeichnen – nur bekommen sie keine kirchliche Urkunde für die Patenschaft.
Wer diese Aufgaben am kommenden Sonntag übernimmt, ist noch nicht klar. Eines ist für Familie Hartmann aber sicher: Mit Uroma Tilly als kirchliche Patin und Bruder Timo sowie der besten Freundin Steffi als nicht kirchliche Paten habe man eine gute Lösung für die kleine Malou gefunden.