Angebot für Trauergespräche auf dem Barnstorfer Friedhof

Der Hospizverein „Dasein“ Barnstorf/Diepholz schafft mit der „Friedhofszeit“ ein neues Angebot für Hinterbliebene. Die geschulten Vereinsmitglieder laden zu Gesprächen jeglicher Art rund um die Friedhofskapelle ein.
Barnstorf – Trauer, Schmerz, Wut – mit all diesen Gefühlen müssen sich die Angehörigen eines verstorbenen Menschen auseinandersetzen. Jede Person trauert dabei auf ihre eigene Weise. Der Verlust eines geliebten Menschen, egal ob Familienmitglied, Freund oder Bekannter, könne jedoch auch einsam machen. Das erfahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ambulanten Hospizdienstes des Vereins „Dasein“ Barnstorf/Diepholz häufig in Gesprächen mit den Hinterbliebenen. Um dies zu verhindern und um jenen trauernden Menschen Beileid, Trost und Aufmunterung zu spenden, bietet der Hospizverein in diesem Jahr die sogenannte „Friedhofszeit“ an.
Es tut aber auch gut, auf dem Friedhof Menschen zu begegnen, mit denen man ins Gespräch kommen kann.
Beim Lesen dieser Bezeichnung kommen dem einen oder anderen sicher erst einmal Fragezeichen in den Kopf: Friedhofszeit? Was ist denn das? „Es tut gut, den verstorbenen Menschen an seiner Grabstelle zu besuchen und in Liebe die letzte Ruhestätte zu hegen und zu pflegen. Es tut aber auch gut, auf dem Friedhof Menschen zu begegnen, mit denen man ins Gespräch kommen kann“, erklärt Christine Müller-Großpietsch, Koordinatorin des Hospizvereins.
Die Idee hierfür sei der ausgebildeten Trauerbegleiterin beim Radiohören gekommen, sagt sie. Hierbei habe sie erfahren, dass es ein solches Angebot bereits in Schleswig-Holstein gibt. „Ich fand, dass das eine schöne Idee ist und habe sofort gedacht: Das machen wir auch.“ Die Bezeichnung „Friedhofszeit“ solle den Fokus bewusst auf den Ort Friedhof legen, begründet sie.
Gespräche jeglicher Art
An jedem ersten Samstag im Monat von 15 bis 17 Uhr werden immer mindestens zwei Mitarbeiterinnen des Hospizvereins vor der Barnstorfer Friedhofskapelle auf interessierte Besucher warten. Auf den Sitzbänken rund um die Kapelle, bei einer Tasse Kaffee oder Tee und einem Stück selbst gebackenem Kuchen haben Trauernde dann die Möglichkeit für Gespräche jeglicher Art.
„In dieser ,Friedhofszeit‘ darf alles Raum und Platz finden, was bei den Menschen gerade oben aufliegt. Alle Fragen dürfen gestellt, Sorgen und Ängste geteilt und auch Alltägliches darf besprochen werden“, heißt es in einer Beschreibung des Hospizvereins. Das bestätigt auch Müller-Großpietsch noch einmal: „Alles kann, nicht muss. Wir möchten einfach in der Umgebung Friedhof für die Menschen da sein.“
Zu dem Team, das vor Ort für diese Gespräche zur Verfügung steht, gehören: Christine Müller-Großpietsch, Brunhild Koop-Lampe, Heidrun Ötting, Jennifer Fleischer, Ulrike Scharfe, Hella Wehmeyer, Christiane Roth und Silke Gück. Sie alle sind Mitglieder im Hospizverein und haben im Vorfeld eine Schulung zum Thema Trauer erhalten. Müller-Großpietsch hebt die Kompetenz der Ehrenamtlichen hervor: „Durch die Fortbildung sind wir in der Lage, auf alles zu reagieren und den Schutz der Trauernden zu gewährleisten.“ Die Organisation, wer wann im Einsatz ist, laufe über eine Art „Dienstplan“.
Angebot offen für alle
Das Angebot richte sich ausdrücklich nicht nur an die Mitglieder des Hospizvereins, sondern an alle Interessierten, unterstreicht die Koordinatorin: „Wir möchten wirklich jeden einladen, dazuzukommen. Jeder, der Interesse hat, kann sich zum Beispiel auch mit einem selbst gebackenem Kuchen beteiligen. Wir sind da für alles offen.“
Eine Besonderheit gibt es gleich beim Termin für das erste Gesprächsangebot. Dieses findet wegen der anstehenden Osterzeit nämlich erst am dritten Samstag, dem 15. April, und nicht am 1. April statt. Ab Mai wird es das Angebot dann, wie ursprünglich geplant, an jedem ersten Samstag im Monat geben. Eine Anmeldung hierfür ist nicht notwendig.
Und für wie lange? „Wir planen die Friedhofszeit als ganzjähriges Angebot ein“, verrät Müller-Großpietsch, wohl wissend, dass „es sicherlich einen Moment brauchen wird, bis es wirklich angenommen wird.“