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Komponisten wetteifern beim „Composer Slam“ im Bremer Konzerthaus Glocke

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Alle Teilnehmer vereint beim Abschluss-Jam des „Composer-Slams“ in der Glocke: Christopher Hermann (v.l.), Matthias Entrup, Riccardo Castagnolla, Miako Klein und Zdenek „Stanley“ Ehrenberger. - Foto: Kowalewski
Alle Teilnehmer vereint beim Abschluss-Jam des „Composer-Slams“ in der Glocke: Christopher Hermann (v.l.), Matthias Entrup, Riccardo Castagnolla, Miako Klein und Zdenek „Stanley“ Ehrenberger. © Kowalewski

Bremen - Von Martin Kowalewski. Mit leichten und tänzerischen Klängen auf den Spitzenplatz: Der Blick von Christopher Hermann (34) ist konzentriert und nur auf die Saiten gerichtet. Der Cellist hat den dritten „Composer Slam“ in der Glocke am Sonnabend gewonnen. Das Applausurteil der etwa 150 Zuschauer war knapp, denn auch die anderen Darbietungen hatten es in sich.

Die beiden Stücke Hermanns, der aus Bad Cemberg in Hessen kommt, sind Teile einer Suite und seiner Schwester gewidmet. Das erste Stück spielt er ausschließlich auf dem Violoncello. Es entstand, nachdem seine Schwester ihm eine CD mit Cello-Suiten von Benjamin Britten geschenkt hat. Weite Teile seines Spiels wirken wie ein sehr direkter Ausdruck von Stimmungen, gleichzeig scheinen traditionelle Denkweisen durch. E-Geige mit ordentlich Einsatz eines Loop-Geräts, Hermanns zweiter Auftritt wirkt etwas futuristisch. Klänge bleiben stehen und erinnern entfernt an Walfischgesänge. Doch Kern des Satzes ist veredelte Lagerfeuerromantik. Hermann zupft das Cello. Der Klang erinnert an zerlegte Gitarrenakkorde. Die eingängigen Melodien wirken absolut tänzerisch leicht und jugendlich.

Das Grundkonzept des „Composer Slams“ ist von den Poetry-Slams abgeguckt. Jeder Kandidat hat fünf Minuten pro Auftritt. Während der Aufführungen dürfen die Komponisten zwar ihre Stimme benutzen, aber nur um Geräusche zu erzeugen. Text ist verboten. Zehn Zuschauer bekommen Blätter mit Wertungszahlen bis zehn. Sie sollen sich am Applaus orientieren und mit den Menschen um sie herum austauschen. Die höchste und die niedrigste Wertung werden gestrichen.

Zdenek „Stanley“ Ehrenberger (36) erreicht mit 134 Punkten den zweiten Platz. Der Tscheche, Gitarrenlehrer und Kompositionsdozent mit Konservatoriums-Abschluss, hat schon viel in Deutschland gearbeitet und drückt mit seinem ersten Beitrag die Stimmungen bei der Rückkehr in sein Heimatland aus. Diese verpackt er virtuos in klar erkennbare Melodien und filigrane Läufe. Das Stück wirkt leicht barock angehaucht. Sein zweiter Vortrag, eine Sonate, ist einem Gitarrenbauer in England gewidmet, der ihm ein Instrument baute, mit einem Klang sanft wie eine Laute.

Der Bremer Matthias Entrup (39) begeistert auf dem Vibraphon mit federleichter Musik komponiert für das Puppentheater-Stück „Werkstatt der Schmetterlinge“, im vergangenen Jahr aufgeführt in der Botanika. Miako Klein (35) aus Berlin kommt mit einer riesigen, eckigen Kontrabassblockflöte auf die Bühne. Kombiniert mit Elektronik offenbart sie das rhythmisch-perkussive Potenzial des ungewohnten Instruments.

An Riccardo Castagnolla (30), Bremer italienischer Abstammung und Absolvent von Kompositionsstudien an der Bremer Hochschule für Künste und des Konservatoriums von Bologna, scheiden sich die Geister. Castagnolla erzeugt bei seinem ersten Auftritt auf unterschiedlichste Weise elektronische Klänge, in dem er eine Voodoo-Puppe aus Holz und Draht verbiegt. Das Ergebnis ist mehr eine Bild-Geräusch-Collage als ein Vortragsstück. Bei seinem Auftritt wird die Arbeit seiner Hände an einem Regelpult gezeigt. Im Publikum mischt sich ein durchaus begeisterter Applaus mit zwei Buh-Rufen.

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