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„Chauvinistische Sprache“: Bremer Student soll Notenabzug bekommen

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Von: Christian Einfeldt

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Weil ein 20-jähriger Student der Universität Bremen nicht die gendergerechte Sprache nutzte, soll er einen Notenabzug erhalten. Das sorgt für Diskussionen.

Bremen – Die Einhaltung gendergerechter Sprache bereitet vielen Menschen Kopfschmerzen. Nicht wenige würden darauf lieber komplett verzichten. Gerade für Studenten, denen durch das wissenschaftliche Schreiben sowieso schon der Kopf dröhnt, macht es die Arbeit nicht gerade leichter. Doch wie jetzt ein Fall der Bremer Uni zeigt, könnte es mächtig Ärger geben, verzichtet man einfach darauf.

Stadt:Bremen
Fläche:326,7 km²
Einwohner:569.352 (Stand: 2019)
Bürgermeister:Andreas Bovenschulte (SPD)

Uni Bremen: gendergerechte Sprache als Bewertungsmaßstab?

Nachdem zuvor ein Student in Kassel gar mit Punktabzug bestraft wurde, geriet nun auch ein Bremer Student in eine ähnliche Situation. Ein 20-jähriger Student musste ein komplettes Referat überarbeiten, da es sprachlich nicht gendergerecht angepasst war.

Der Fall versetzt die Bremer Uni in Aufruhr. Viele Stimmen werden laut, die die Verwendung der gendergerechten Sprache als vereinzelt-aufgeführten Bewertungsmaßstab stark kritisieren. Dass der Bremer Student am Ende keinen Abzug seiner Note befürchten musste, hat er seinem Konrektor Thomas Hoffmeister zu verdanken.

Erst vor Kurzem wurde der Online-Duden gegendert*, auch das deutsche Buchstabier-Alphabet macht demnächst Schluss mit A wie Anton. Und in immer mehr Bereichen und Branchen nimmt der Einfluss der zeitgemäßen Gender-Bewusstsein Einfluss auf die Sprache. So machten in England Schlagzeilen die Runde, dass eine Umbenennung der „Muttermilch“ in „Menschenmilch“* gefordert wurde.

Das Foto zeigt einen Computer-Bildschirm, darauf zu sehen Regeln für gendergerechte Schreibweisen
Uni Bremen: Die Vernachlässigung der gendergerechten Sprache sorgt für Ärger. © Gregor Bauernfeind/dpa

Uni Bremen: Gendergerechte Sprache ist keine „unbedingt einzuhaltende Vorschrift“

Im Fall des drohenden Notenabzugs an der Uni Bremen schritt letztlich der Konrektor ein. Der stellt nun noch mal klar: „Eine Notenverschlechterung bei Nichtverwendung gendergerechter Sprache gibt es an der Universität Bremen nicht.“ Er beruft sich dabei auf einen Leitfaden, den das Land Bremen 2014 veröffentlicht hatte. In Bezug auf eine zeitgemäße wie geschlechtergerechte Sprache teilte das Schreiben mit, dass eine stilistische Anpassung unabdingbar sei, will man seinen Text an alle Geschlechter adressieren.

Doch eine „unbedingt einzuhaltende Vorschrift“ werde damit nicht verordnet. Starre Regeln vertrage die Sprache schließlich nicht. Der Leitfaden diene also lediglich als Orientierungshilfe.

Gendern: Gesellschaft befindet sich in einem Lernprozess

Dass die Einhaltung eines solchen Leitfadens gerade in wissenschaftlichen Arbeiten nur schwer aufrechtzuerhalten ist, wird schnell offensichtlich. Wie Ulrich Berlin, Sprecher der Bremer Hochschule, bestätigte, sollen Hinweise bezüglich fehlender oder mangelhafter gendergerechte Sprache daher nur den „Lernprozesse stützen“. Bis die gendergerechte Sprache verinnerlicht ist, befinde man sich eben noch in einem Lernprozess.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir den Studenten mit falschem Namen genannt. Die Person, die von uns namentlich wurde, ist nicht der betreffende Student, sondern hatte sich als dessen Kommilitone gegenüber dem Weserkurier lediglich zu dem Vorfall geäußert.

Bremer Student kritisiert den Dogmatismus hinter der gendergerechten Sprache

Die Meinungen, ob eine Anpassung der gewohnten Sprache nun wirklich richtig ist, gehen weit auseinander. Wie eine bundesweite Umfrage zeigte, geben jedenfalls nur 14 Prozent ein klares Ja zur gendergerechten Sprache*. Ob der Großteil der Gesellschaft also bereit ist für eine korrekte Adressierung aller Geschlechter die Sprache anzupassen, bleibt also abzuwarten. *nordbuzz.de, 24hamburg.de und kreiszeitung.de, fr.de, merkur.de und extratipp.com sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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