1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bremen

Sicherheit für die Luftfracht

Erstellt:

Kommentare

BIBA-Wissenschaftler Patrick Dittmer (l.) und IT-Spezialist Jan Nonnen vom Partner Viaboxx testen das neue System. - Foto: Nollmann
BIBA-Wissenschaftler Patrick Dittmer (l.) und IT-Spezialist Jan Nonnen vom Partner Viaboxx testen das neue System. © Nollmann

Bremen - Von Viviane Reineking. „60 Prozent der Luftfracht wird in Passagierflugzeugen transportiert“, sagt Patrick Dittmer vom BIBA, dem Bremer Institut für Produktion und Logistik an der Universität Bremen. „Und auch die Luftfracht kann Ziel von terroristischen Aktionen sein.“ Auch deshalb sei es wichtig, für mehr Sicherheit in der Luftfrachtkette zu sorgen. Mit fünf Partnern hat das BIBA in einem dreijährigen Forschungsprojekt ein neues Sicherheitssystem entwickelt, das am Mittwoch am Bremer Flughafen vorgestellt wurde.

Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft haben sich im Projekt „Erweiterte Sicherheit in der Luftfrachtkette“ damit beschäftigt, wie mit digitaler Logistik eine lückenlose Überwachung und Dokumentation zwischen dem Verpacken und dem Verladen eines Packstückes im Flugzeug funktionieren könnte. „Dafür haben wir Technologien entwickelt, Prozesse designt und am Bremer Flughafen getestet“, so Dittmer über die Arbeit im dem Projekt, das vom Bundesforschungsministerium mit zwei Millionen Euro gefördert wurde und Ende Juni endet.

Eine Luftfrachtkette beginnt in der Regel, wenn ein Versender Luftfracht aufgibt, die von einem Speditionsunternehmen oder Logistikdienstleister – häufig mit dem Status eines „reglementierten Beauftragten“ – abgeholt wird. Dieser hat die entsprechende Zulassung, eine Fracht als sicher oder unsicher einzuteilen und gegebenenfalls unsichere Fracht durch geeignete Kontrollmaßnahmen sicher machen.

Ein Verdachtsmoment – etwa, wenn bei einem verplombten Lkw, der sichere Fracht transportiert, ein Siegel defekt ist – genügt, und die Fracht muss erneut aufwendig geprüft werden, etwa durch Röntgen oder Spürhunde.

Mit dem neuartigen Prüfsystem soll dagegen immer der individuelle Sicherheitsstatus nachvollzogen werden können. Ein in ein Paket eingebrachter Röntgen- und Lichtsensor etwa schlägt Alarm, wenn es geöffnet wurde und zeigt später am Flughafen das erfolgte Röntgen an. Auf einem in einen Aufkleber integrierten RFID-Transponder werden alle wichtigen Daten zur Sendung gespeichert. Im Sicherheitsbereich des Flughafens angekommen, erfasst eine 3D-Kamera die Konturen der Sendung. Alle Daten wiederum laufen in einem System zusammen. Auf einem Wagen gestapelt, passieren die Packstücke dann ein Tor, über das die Ist-Daten der Fracht mit den zum Lufttransport gemeldeten Daten abgeglichen werden. Auch der Zug, der die in Containern verpackte Fracht zum Flugzeug bringt, ist mit RFID-Technologie ausgestattet, so dass der Weg zum Flieger genau verfolgt werden könne („Vorfeld-Tracking“). Der Container selbst ist ebenfalls mit einem Funkchip ausgerüstet, der auch erfasse, wenn der Container auf seinem Weg zum Flugzeug unerlaubterweise geöffnet werde, heißt es. Meldet das System keinen verbotenen Umweg des Zugs zum Flugzeug, nimmt ein sogenannter Highloader die Fracht auf und registriert sie. Ist alles in Ordnung, wird sie im Frachtraum verladen. Als passives RFID funkt der Sender auf dem Container den Wissenschaftlern zufolge im Gegensatz zu einem eigenaktiven Sender nicht unkontrolliert im Frachtraum – ein wichtiger Sicherheitsaspekt während des Fluges..

Jedes Frachtstück verfüge im Sicherheitssystem also über einen digitalen Fingerabdruck, der während der gesamten Transportkette jederzeit genaue Aussagen über den Sicherheitsstatus der Fracht zulasse, so Gesamtprojektleiter Olaf Poenicke vom Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg. Vom Verpacken bis zum Verladen – nichts könne unbemerkt am Packstück verändert werden. „Durch die gezielte Prüfung mehrerer Frachtmerkmale an verschiedenen Punkten der Luftfrachtkette können Manipulationen frühzeitig erkannt werden“, so BIBA-Wissenschaftler Dittmer. „Aufwendige Prüfungen durch Röntgenscans und manuelle Kontrollen können also künftig weitestgehend vermieden werden.“ Neben dem BIBA ist auch Airbus DS Airborne Solutions mit Sitz in Sebaldsbrück beteiligt.

Bislang ist das System nur ein „Demonstrator“, betonen die Wissenschaftler. Zwei Jahre könnten noch bis zur Marktfähigkeit vergehen.

Auch interessant

Kommentare