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Seife mit Ritter: Das „Roland-Waschpulver“ aus Bremen-Lesum

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Von: Thomas Kuzaj

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Seifenprodukte im Bremer Übersee-Museum. Links oben: „Roland“-Pulver.
Seifenprodukte im Bremer Übersee-Museum. Links oben: „Roland“-Pulver. © Kuzaj

Bremen – Roland der Riese nicht als „Weißer Riese“, wohl aber als Figur der Waschmittelwerbung: Bremens Wahrzeichen, es hat einst die Verpackung des „Roland-Waschpulvers“ aus der Seifenfabrik August Wencke in Lesum im Bremer Norden geschmückt. Längst gibt es dieses Produkt nicht mehr, und so ist das Waschpulver mit Lokalkolorit heute Thema in unserer Serie „Verschwunden“.

Der Roland steht für Bremens Freiheit, aber offenbar auch für Reinheit – in den frühen Tagen der Markenbildung und des Verpackungsdesigns für Industrieprodukte war eine regionale Verankerung nicht ungewöhnlich. Viele Hersteller warben mit ihrer Herkunft; und auch Bremen stand für Qualität. Der Roland natürlich erst recht.

„Roland-Waschpulver eignet sich vorzüglich für die Wollwäsche“, heißt es in der Gebrauchsanweisung an der Verpackungsseite. „Die Wolle wird in einer lauwarmen Lösung aus Roland-Waschpulver eingeweicht und durch Eintauchen und vorsichtiges Drücken gereinigt.“ Das Ergebnis? Klar: „Tadellos weich“ gehe die Wolle „aus der Wäsche hervor“.

Kooperation mit der Bremer Wollkämmerei

August Wencke (1869 bis 1963) war in Blumenthal geboren worden und hatte eine Ausbildung zum Kaufmann gemacht. Wencke wurde Prokurist bei der Fett- und Seifenfabrik Hegeler & Brünings in Aumund. Anno 1912 übernahm er die Fabrik und baute das Unternehmen weiter aus. So begann Wencke in Kooperation mit der Bremer Wollkämmerei damit, Seifenpulver herzustellen. „In einem speziellen Verfahren wurden hochwertige tierische sowie pflanzliche Fette und Öle verarbeitet“, heißt es auf der Website der Firma August Wencke Industriechemie. „Das Sieden oder Verseifen erfolgte nach damals modernsten Methoden in einem Rührwerkkessel.“

Anfang der 70er Jahre entschied sich das Unternehmen im Bremer Norden, die Seifenpulverproduktion aufzugeben. Wencke spezialisierte sich fortan auf die Produktion technischer Reinigungsprodukte für Großverbraucher – flüssiger Hochdruckreiniger zählt ebenso dazu wie Sanitär-Grundreiniger und Profi-Glasreiniger, um nur drei Beispiele zu nennen. Die für private Haushalte gedachten Produkte mit dem Bremer Roland sind lange schon nicht mehr dabei. Die historischen 500-Gramm-Packungen stehen für Marken- und Imagebildung mit regionalem Einschlag. Sie stammen aus einer Zeit, als etliche Marken geschaffen und etabliert wurden – industrielle Fertigung und aus Amerika abgeschaute Gestaltungs- und Werbestrategien machten es möglich.

Säulen, Gelbtöne und der Bremer Schlüssel

Zurück zum Wasch- und Seifenpulver mit dem steinernen Ritter auf der Schachtel. Der hier von antikisierenden Säulen umrahmte Roland bildet das Bildzentrum vor einem in hellen Gelbtönen gehaltenen Hintergrund. Eine zweite dominierende Farbe ist Rot, so ist unter anderem der Bremer Schlüssel auf rotem Grund zu sehen – gleichsam wie im bremischen Wappen. Zu Füßen des Seifen-Rolands findet sich das Wort „Schutz-Marke“, einunmissverständlicher Hinweis darauf, dass die „Dampf-Seifenfabrik“ in „Lesum bei Bremen“ (Lesum war bis 1939 eine preußisch-hannoversche Gemeinde) in Sachen Markenbildung und Produktgestaltung nichts dem Zufall überließ und auf Wahrung ihrer Rechte Wert legte.

Die aus Karton und Pappe gefertigten Verpackungen des „Roland-Waschpulvers“ und des „Roland-Seifenpulvers“ finden sich heute in Museumssammlungen – als Zeugnisse des Alltagslebens vergangener Tage, als Dokumente von Wirtschaft und Werbung früherer Zeiten. „Roland“-Packungen stehen beispielsweise in einem „Kolonialwarenladen“-Regal des Übersee-Museums sowie im Schaumagazin des Schwachhauser Focke-Museums – und damit sind sie auch im frisch freigeschalteten Online-Schaumagazin des Focke-Museums zu finden. Der Seifen-Roland, er ist in der digitalen Welt angekommen.

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