Fünf Schülerbands im Schlachthof: Einfach mal Karriere machen

Bremen/Wildeshausen - Von Marvin Köhnken. Hausaufgaben hin, Latein-Test her – am Dienstag ist der Alltagstrott für fünf Schülerbands aus Bremen und Wildeshausen zweitrangig. Am Ende geht beim 24. Schulrockfestival im Kulturzentrum Schlachthof das Jazz-Quartett „Swank Think“ als Sieger hervor. Dabei machte es sich die vierköpfige Jury um Pop-Musiker Klaus Lage („1000 und 1 Nacht“) bei der Wahl der Siegerband – natürlich – nicht leicht.
Die Kesselhalle im Schlachthof ist an diesem Abend gut gefüllt, jede Gruppe hat ihre eigenen Fans mitgebracht. Von der ersten Minute passt die Atmosphäre zum Anlass: Auf den Rängen kaum ein freier Platz. Sound und Ton sind – wie bei den großen Künstlern, die sonst im Schlachthof auftreten – auf ganz hohem Niveau. Mehrere Kameras und Mikrofone zeichnen den kompletten Abend auf.
Für Organisator Volker Bruder ist es genau das, was das Schulrockfestival auszeichnet: „Den Musikern bietet sich hier die große Chance, unter sehr besonderen Bedingungen zu spielen.“ 30 Gruppen hatten sich in diesem Jahr für das Festival beworben. Teilnehmen dürfen Schülerbands aus Bremen und den umliegenden Landkreisen. „Jeder der fünf Finalisten ist schon ein Gewinner“, sagt Bruder.
Was abgedroschen klingt, hat einen handfesten Grund: Jede Band erhält im Anschluss an das Konzert Video- und Tonaufnahmen von zwei Songs, die sie im Schlachthof gespielt hat. Die Sieger, Aaron Brüggemann (17, Saxophon), Moritz Schöwing (16, Klavier), Elias Schlieper (16, Schlagzeug) und Magnus Bodzin (15, Bass) vom Jazz-und-Swing-Quartett „Swank Think“, haben nun die Chance, eine Musik-Single aufzunehmen.
Gewinner produzieren im Profi-Tonstudio
Im Tonstudio „Studio Hire“ dürfen die Gewinner zudem ein Video produzieren – der Wert des Ganzen: 600 Euro. Dieser seit 2015 verliehene „Preis der Bremer Schuloffensive“ sei das I-Tüpfelchen, sagt Volker Bruder. Und auch das sind keine leeren Worte. Denn: Man merkt den Musikern auf der Bühne an, wie sie sich vom Publikum mitreißen lassen. Mit ihren guten Leistungen stecken alle Künstler auch die Fans der anderen Bands an.
Jede Gruppe bekommt eine halbe Stunde Zeit, sich den Zuschauern und der Jury zu präsentieren. Den Rufen nach Zugaben können aber nur „Words Of Enlightenment“ nachkommen. Ein bewusster Trick? Die Gruppe hat ihr reguläres Set einfach ein wenig zu früh beendet.

Als erste Band stehen gleich die jüngsten Musiker des Abends auf der Bühne: „The Blue Lights“ aus Wildeshausen sind sofort voll bei der Sache. Ihre Coverversionen von Liedern wie „Teenage Dirtbag“ (Wheatus) und „Highway To Hell“ (AC/DC) sind wohlbekannt. Spielfreude und Talent der jungen Musikschüler stehen den anderen Bands in kaum etwas nach. Ihren Lohn erhalten die Wildeshauser kurz vor der Siegerehrung: Ein Fan im Publikum hat sich spontan entschlossen, der Band 200 Euro zu spenden. Die Freude der Musiker mit Worten zu beschreiben, ist schwierig.
Eine deutlicher Schub Motivation
„Es ist richtig cool, auf so einer großen Bühne zu stehen“, sagt die elfjährige Sängerin Serifé Dönmez nach dem Auftritt. Und Drummer Malte Rademacher (11) ergänzt: „Wir wollten uns hier einfach präsentieren, damit wir vielleicht noch ein bisschen Karriere machen.“ Die Schlachthof-Aufnahmen, das an diesem Abend Erlebte und die Geldspende sind da natürlich eine willkommene Motivationsspritze.

„Das ist hier heute ein toller Beweis, dass man nicht immer am Smartphone sitzen muss, sondern etwas Eigenes schaffen kann“, urteilt Klaus Lage bei der Preisverleihung. So bleibt dem Jury-Sprecher gar nichts anderes übrig, als auch die Leistung der vier Bands jeweils mit einem zweiten Platz zu würdigen. So überzeugt „Shelter“ neben eigenen Songs mit einem starken Pink-Floyd-Cover von „Another Brick In The Wall“, während „Game of Tones“ und „Words Of Enlightenment“ nicht zuletzt mit großer Bühnenpräsenz begeistern.
Den Ausschlag für „Swank Think“ gab letztlich die technisch herausragende Leistung des Quartetts. Eine nachvollziehbare Begründung der Jury – ohne allzu große Zweifel.
Stichwort: „The Blue Lights“
„The Blue Lights“ machen seit Mitte 2015 gemeinsam Musik. Vier der Musiker kannten sich bereits in der Wallschule Wildeshausen. In zwei Jahren, das haben die Musikschüler bereits mit ihrem musikalischen Leiter Thomas Milowski abgemacht, wollen sie sich erneut beim Bremer Schulrockfestival bewerben. Und dann auch mit eigenen Songs die Jury von sich überzeugen.
Termin-Tipp: Am 1. April spielt die Band beim 12. BandXChange in der Bremer Schwankhalle. Auch „Game of Tones“ und vier weitere Gruppen sind dort bei freiem Eintritt ab 19 Uhr zu hören und zu sehen.