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Rathaus, Häfen, Regen: Wie die Norddeutschen Realisten Bremen sehen

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Von: Thomas Kuzaj

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„Auf Sicht“: Anne Schweisfurth (l.) und Claudia Seidel im Hafenmuseum in der Überseestadt.
„Auf Sicht“: Anne Schweisfurth (l.) und Claudia Seidel im Hafenmuseum in der Überseestadt. © Kuzaj

Bremen – Regen, Sturm, dunkelgraue Wolken. Wer im Freien malt, muss damit rechnen – zumindest in Bremen. Erstmals haben die Norddeutschen Realisten nun in Bremen gemalt. Auf Einladung des Overbeck-Museums gab es im Juni und im September vergangenen Jahres gleich zwei Symposien – so nennt die Gruppe ihre Mal-Zusammenkünfte – in der Hansestadt. Und dabei hat es zuweilen tüchtig geregnet.

„Wie aus Kübeln“, präzisiert Kuratorin Anne Schweisfurth vom Hafenmuseum (Speicher XI, Überseestadt). Bremen im Spiegel der Kunst: Unter dem Titel „Auf Sicht“ sind die Bremen-Bilder der Norddeutschen Realisten ab diesem Wochenende in drei Museen zu sehen. Bei ihren Symposien malen die Künstler stets an Ort und Stelle. Und das eben auch bei Wind und Wetter. Es wirkt wie eine demonstrative Rückkehr zum Analogen in einer digitalisierten Welt. Die meisten – nämlich gut 70 – der insgesamt 145 Arbeiten hängen im Hafenmuseum. Die Ausstellung, „sie ist maritim, sie ist bremisch und sie ist wetterfest“, sagt Kuratorin Schweisfurth.

Dr. Katja Pourshirazi, die Leiterin des Overbeck-Museums, hatte die Norddeutschen Realisten eingeladen, in Bremen zu malen. „Als Landschafts- und Freilichtmaler überführen sie eine längst verloren geglaubte Tradition in die Gegenwart und entwickeln sie weiter“, so Pourshirazi über die Gruppe. Margreet Boonstra, Tobias Duwe, André Krigar, Meike Lipp, Mathias Meinel, Lars Möller, Frank Suplie, Till Warwas und Corinna Weiner malten Bremer Motive – das Spektrum reicht vom Bunker „Valentin“ in Farge bis zur Rolandmühle in der Überseestadt, von Knoops Park in Lesum bis zum Osterdeich, von der Alten Hafenstraße in Vegesack bis zum Welterbe Bremer Rathaus.

So bremisch wie schon lange nicht mehr...

Beim Rundgang durch das Hafenmuseum fällt dabei ins Auge, wie unterschiedlich die gleichen Szenerien von verschiedenen Künstlern wahrgenommen werden – und doch ist es immer wieder Bremen; eine dermaßen bremisch durchwirkte Kunstausstellung hat es lange nicht zu sehen gegeben.

Im Hafenmuseum im Speicher XI (Überseestadt) ist der größte Teil des Ausstellungsprojekts zu sehen.
Im Hafenmuseum im Speicher XI (Überseestadt) ist der größte Teil des Ausstellungsprojekts zu sehen. © Kuzaj

Das Hafenmuseum kam ins Spiel, weil das Overbeck-Museum, das in Vegesack im Bremer Norden liegt, für das „Auf-Sicht“-Projekt auch einen Ausstellungsort in der Stadt suchte, sagt Claudia Seidel vom Hafenmuseum. In den großen Räumen im Speicher XI sind die Bilder nicht nach Künstlern geordnet, sondern nach Orten und Schauplätzen – „weil die Orte für die Künstler eine besondere Rolle spielen“, so Seidel. Die Ausstellung gleicht hier einem Rundgang durch Bremen; vom Westen aus geht es in Richtung Osten und dann wieder zurück. Die Stationen: Industriehäfen, Holz- und Fabrikenhafen, der Marktplatz (inklusive Besuch im Rathaus), Schlachte (mit kräftig peitschenden Wassermassen), Osterdeich (im Vergleich zur Schlachte beinahe sinnlich grün), Hastedt (samt Weserblick aus Kraftwerks-Perspektive), Ostertor, Bürgerpark, Überseestadt.

Bremen mal urban und mal grün

So wirft die Ausstellung „Schlaglichter auf Bremen“, sagt Seidel. „Mal urban, mal grün, mal Industrie.“ Tausendfach im Alltag gesehene Bauwerke, altbekannte Szenerien, bis zum Überdruss fotografierte Sehenswürdigkeiten – im Spiegel der Malerei und durch den Filter der künstlerischen Wahrnehmung gewinnen sie eine neue und zugleich frische Dimension. Hinzu kommt der Blick für aussagekräftige Details und Szenen am (vermeintlichen) Rande – die Sackkarren im Magazin des Hafenmuseums, die Menschen auf den Bänken unter den Rathausarkaden. Ebenfalls hinzu kommt natürlich immer mal wieder der Regen.

Das Ausstellungs-Trio „Auf Sicht – Die Norddeutschen Realisten malen in Bremen“ ist ab Sonntag, 5. März, und bis zum 16. Juli im Overbeck-Museum, im Hafenmuseum und im Vegesacker Geschichtenhaus zu sehen. Eröffnung im Overbeck-Museum: Sonnabend, 4. März, 14 Uhr; im Vegesacker Geschichtenhaus: 4. März, 16 Uhr; im Hafenmuseum: Sonntag, 5. März, 11 Uhr.

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