QR-Code als Retter

Fast jeder hat schon einmal einen Schlüssel verloren, ein Portemonnaie oder ein Handy. Manchmal hat man Glück und bekommt es wieder, etwa, wenn es bei der Polizei abgegeben wurde. Wie die App „Patavinus“, federführend in Bremen konzipiert, bei Verlusten hilft, ist hier zu erfahren.
Bremen – Per QR-Code kann der Finder, oft wohnhaft in der Nähe desjenigen, der etwas verloren hat, ruckzuck Kontakt aufnehmen. Die Installation geht schnell. Die App beansprucht nur wenige Megabyte Speicherplatz. Dann kann der Nutzer Anhänger mit QR-Codes für zehn Euro bekommen oder ab zwei Euro Sticker. Er kann aber auch, sagen die Entwickler, die Codes ausdrucken, um selbst Sticker daraus zu machen. Diese lassen sich am Schlüsselbund befestigen und auch anderen Gegenständen. Kurz den Code einlesen – und der Gegenstand ist gespeichert. Wird er gefunden, muss der Finder nur den QR-Code einlesen und wird direkt mit dem Besitzer und „Patavinus“-Nutzer verbunden. Der Finder muss „Patavinus“ dafür nicht installiert haben. Der Kontakt findet anonymisiert statt, heißt es. Finder und Besitzer können miteinander per Texteingabe kommunizieren.
Moritz Armbrust (32) hatte die Idee zu der App, als er sich 2018 am Tag vor Himmelfahrt „sehr aufregen“ musste. „Ich hatte im Viertel meinen Schlüsselbund verloren. Ich wusste genau, wo“, sagt er. „Ich hatte mein Fahrrad umgedreht, denn die Kette war abgesprungen.“ Der Bund sei dabei aus seiner Tasche gefallen. Er habe ihn liegenlassen und dann vergessen, ihn aufzuheben. „20 Minuten später bin ich wiedergekommen. Der Schlüsselbund war weg.“ Der Schlüsseldienst habe ihn 650 Euro gekostet, „ein Wucherpreis“, gegen den er sich im Nachhinein nicht mehr habe wehren können. „Es hat mich geärgert, dass diese Leute überhaupt eine Existenzgrundlage haben. Warum helfen wir uns nicht gegenseitig?“, fragte sich Armbrust.
Er ist Anforderungsmanager beim Bremer Software-Unternehmen „Team Neusta“. „Ich bin die Schnittstelle zwischen Nutzer und Programmierer“, sagt er. Er arbeitete mit drei weiteren Männern aus seinem früheren beruflichen Umfeld zusammen, um seine Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Darunter ist der Programmierer Marc Gerken, ehemals Bremer und heute in Flensburg tätig. „Er ist ein Datenschützer vor dem Herrn. Er will so wenige Daten wie möglich in unseren Datenbanken“, sagt Armbrust. Tatsächlich fragt die App keine Daten ab. Die Angabe einer Mailadresse für Benachrichtigungen ist freiwillig, aber sinnvoll, wenn das Handy mal verlorengeht. Zudem waren zwei Designer in Nürnberg an der Gestaltung der App beteiligt. In Nürnberg fand auch ein erster Test statt, mit Schlüsselattrappen. „Wir haben 100 Stück so platziert, als ob wir sie verloren hätten“, sagt Armbrust. „70 sind bereits in den ersten Stunden zurückgekommen. Die Finder haben die QR-Codes intuitiv eingelesen.“
Das „Patavinus“-Team steht zudem mit dem Deutschen Tierschutzbund in Kontakt. Die Überlegung: Tiere markieren. Seine Tante habe das schon mit ihrem Hund gemacht, sagt der 32-Jährige. „Bei den heute gängigen Chips muss der Finder erst zum Tierarzt oder zum Tierheim. Mit unserer App kann der Finder den Besitzer binnen einer Minute direkt kontaktieren.“ Neben einer hilfreichen Idee ist „Patavinus“ auch eine Geschäftsidee. „Wir wollen Geld verdienen über die Sticker und die Anhänger“, gibt der Tüftler unumwunden zu. „Wir fragen auch bei Firmen an, ob diese welche als Werbegeschenk haben wollen.“ Erst kürzlich habe eine Anwaltskanzlei 25 Anhänger bestellt. Noch kommen die Anhänger aus China. Bisher war die Fertigung deutschen Unternehmen zu aufwendig. Armbrust will gerne mit der Produktion nach Deutschland oder wenigstens nach Europa.
Der Name der App erinnere an Antonius Patavinus, Schutzpatron der verlorenen Sachen der Kirche, so Armbrust. „Der Antonius hat selber viele Wertsachen verloren, aber diese durch hilfsbereite Leute immer wiederbekommen.“
Kontakt unter
www.patavinus.com