Mit Ordnung ins Chaos im Boulevardtheater Bremen

Bremen – Es gibt Stücke, die etablieren sich so sehr auf Komödienbühnen, dass es sich irgendwann anfühlt, als habe es sie immer schon gegeben. So ein Stück ist die Verwechslungskomödie „Ein Schlüssel für zwei“, im Original aus dem Jahr 1982. Der Schlüssel-Trubel kommt nun an die Weser und feiert am Freitag, 10. März, im Boulevardtheater Bremen im Woltmershauser Tabakquartier Premiere, in der zweiten Spielstätte des Weyher Theaters also.
„Ein Schlüssel für zwei“ („Key For Two“) ist das Werk der Briten Dave Freeman (1922 bis 2005) und John Chapman (1927 bis 2001). Die beiden wussten ganz genau, wie Komik funktioniert. Chapman hat auch mit Komödien-Profi Ray Cooney („Und alles auf Krankenschein“) zusammengearbeitet; Freeman hat unter anderem für die TV-Show von Benny Hill (1924 bis 1992) geschrieben.
In „Ein Schlüssel für zwei“ bringt das Duo Chapman/Freeman Paare in einem turbulenten Chaos so richtig schön durcheinander. Gina (Sarah Kluge) genießt das Leben, die Männer sind verrückt nach ihr. Sie hat zwei Freunde und einen ausgeklügelten Zeitplan, damit Frank (Kay Kruppa) und Heiko (Joachim Börker) sich nicht begegnen. Alles läuft rund, bis Fischer Heiko seiner Geliebten einen Fisch mitbringt, auf dem Frank später ausrutscht. Ein Lügen- und Versteckspiel beginnt. Zu allem Überfluss kommen auch noch Ginas beste Freundin Anne (Isabell Christin Behrendt), ihr Ex-Mann Ingo (David Gundlach) und die beiden Ehefrauen Martina (Maren Kannelon) und Claudia (Isolde Beilé) hinzu, letztere natürlich auf der Suche nach ihren Männern. Im Interview spricht Darsteller und Regisseur Kay Kruppa über die Kunst der Komödie und. . . Fisch.
Worin liegt das Erfolgsgeheimnis dieser Komödie?
Das Stück ist deshalb so erfolgreich, weil die Verwechslungen, die hier konstruiert werden, einfach brüllend komisch und zwingend logisch sind. Anders als bei anderen Farcen steht hier eine Frau – bei uns die ganz wunderbare Sarah Kluge – im Mittelpunkt, die ein Verhältnis mit zwei Männern hat und nach einem strengen Stundenplan lebt. Dieser Plan gerät natürlich ins Wanken, und so muss ihre beste Freundin – bei uns die ebenfalls ganz wunderbare Isabell Christin Behrendt – einspringen, um das Lügengebilde nicht einstürzen zu lassen.
Wie schaffen Sie es, dass das Publikum den Überblick behält in all dem Verwechslungstrubel?
Etwas, was ich meinen Schauspielerinnen und Schauspielern immer mit auf den Weg gebe, ist, dass man „Chaos“ und „Panik“ immer so ruhig und geordnet spielen muss, wie es nur geht. Die Zuschauerinnen und Zuschauer müssen die Nöte und Existenzängste der Figuren verstehen und ihnen folgen können, denn der Witz und die Komik entstehen nur dadurch, dass der Zuschauer als objektiver Dritter immer mehr weiß als die Protagonisten auf der Bühne. Darauf achten wir ganz extrem bei den Proben.
Was macht eine dankbare Komödienrolle aus?
Dankbar sind Figuren in Komödien vor allem dann, wenn sie glaubhaft sind und entsprechend „Futter“ haben: Wenn man sich als Zuschauer und auch als Schauspieler mit den Sorgen und Nöten der Figur identifizieren kann – und wenn die Figur so in die Handlung geworfen wird, dass durch die Ernsthaftigkeit der Darstellung die Komik erst so richtig vorangetrieben wird.
Wie stark darf man die Figuren überzeichnen – oder anders: brauchen die Figuren noch Wurzeln im realen Alltagsleben?
In unseren Komödien und vor allem in Farcen – „Ein Schlüssel für zwei“ ist eine Farce – müssen die Figuren so normal wie möglich sein, denn die Situationen, in die die Figuren geraten, sind manipuliert. Nur, wenn die Figuren glaubhaft sind, nimmt man ihnen die Existenzängste ab – und geht mit den Figuren mit. Im Falle einer Farce eben in Form des Lachens. Würde man die Figuren hier überzeichnen, wäre es nicht mehr komisch. Wenn in einer Farce eine Ehefrau ihren Mann mit einer anderen Frau im Bett erwischt, ist die Reaktion der Ehefrau dieselbe wie in einem Drama. Die Komik entsteht ausschließlich dadurch, dass das Publikum in einer Farce schlauer ist als die Ehefrau und genau weiß, warum der Mann mit einer anderen Frau im Bett liegt, nämlich nicht unbedingt, um mit dieser fremdzugehen…
Auch Fisch spielt ja eine wichtige Rolle in diesem Stück. Apropos – mögen Sie Fisch? Und wenn ja, was ist Ihr Lieblingsfisch?
Ich liebe Fisch im Allgemeinen! Da fällt es mir sehr schwer, mich für einen einzigen zu entscheiden. Das hängt auch immer von der Region ab, in der ich mich befinde. Hier im Norden bei uns esse ich gerne Matjes, Bismarckhering oder auch geräucherten Lachs – und in Südeuropa liebe ich zum Beispiel gegrillten Tintenfisch oder Seezunge.
Die Termine im Tabakquartier
Das Boulevardtheater Bremen im Woltmershauser Tabakquartier zeigt die Verwechslungskomödie „Ein Schlüssel für zwei“ ab Freitag, 10. März. Die Premiere beginnt um 20 Uhr. Premierenkarten: zum regulären Preis ab 37 Euro. Weitere Vorstellungen folgen ab Sonnabend, 11. März, bis Mitte April; reguläre Kartenpreise ab 33 Euro. Eine Vorpremiere des Stücks steht am Donnerstag, 9. März, auf dem Spielplan. Karten regulär ab 26 Euro.