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Werden und vergehen

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Delia Nordhaus liebt ihre „Biosphären“-Bewohner.
Delia Nordhaus liebt ihre „Biosphären“-Bewohner. © Langkowski

Bremen - Von Ilka Langkowski. „Organics“ heißt das Bild mit der Fliege, das Delia Nordhaus uns in der Reihe „Mein Kunst-Stück“ vorstellt. Es stammt aus ihrer Serie „Biosphären“. Dort lenkt sie den Blick aufs Kleine, das uns umgibt.

In der bildlichen Umgebung der Goldfliege finden sich auf der Leinwand Fleischstücke, Kontinente, die liegende Acht als Symbol der Unendlichkeit und die Spirale für Spiritualität. Leben, Sterben und Evolution, das seien schon immer ihre Themen gewesen, sagt Nordhaus. Der Fliege gelte derzeit ihr besonderes Interesse. „Es gibt über 600 verschiedene Arten bei uns, von der Schmeißfliege bis zum blutsaugenden Wadenstecher“, sagt sie. Die ersten Fliegenbilder, mit unterschiedlichen Farben und Formen, weisen bereits auf die Vielfalt dieser Spezies hin.

Nordhaus will deren Wesen festhalten und malt, was das bloße Auge kaum wahrnehmen kann. Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man, dass beispielsweise die Goldfliege auf ihrem schillernden Panzer noch einzelne Härchen hat. Mit ihren makroskopischen Bildern für alles, was um uns herum kreucht und fleucht, will die Künstlerin die Wahrnehmung für die Schönheit der Tiere sensibilisieren und die Gedanken auf deren biologische Bedeutung lenken. Viele Insekten spielen eine wichtige Rolle im organischen Stoffkreislauf. Entsprechend kommen Insekten in der Kunst als Zeichen für Tod und Vergehen, aber auch für Wandlung und Erneuerung des Lebens vor.

Die besondere Herausforderung in dieser Reihe sei es, dem Betrachter Dinge näherzubringen, die er für gewöhnlich eher abstoßend findet, erklärt die Malerin. Ihre Verantwortung als Künstler liege darin, diese Hemmschwellen abzubauen und neue Zugänge zu schaffen.

Ganz im Sinne von Vergänglichkeit und Wandel will Nordhaus alle Bilder, die aus ihrer derzeitigen Ausstellung in der Galerie „Wallerie“ im Walle-Center nicht verkauft werden, verbrennen. Zwar gehörten die älteren Bilder zu ihrer persönlichen künstlerischen Entwicklung, räumt Nordhaus ein, dennoch sollen sie Platz für neue Projekte machen. Einige Ideen bedürfen einer langfristigen Materialsammlung. Deswegen lagert Nordhaus bereits fleißig tote Fliegen für eine Installation. „Aber töten tue ich keine, dafür bin ich zu buddhistisch eingestellt“, sagt sie und lacht.

Kunst hat in Nordhaus’ Leben schon immer stattgefunden. Mit ihrer Mutter habe sie oft zusammen an der Staffelei gesessen, erzählt die Bremerin. „Die Frage, ob ich etwas anderes als Kunst machen würde, stellte sich einfach nicht.“ Schon mit 15 Jahren malte sie Bilder für Mitschüler, die im Kunstunterricht bessere Noten wollten. Nach der Fachoberschule arbeitete Nordhaus als Schauwerbegestalterin. Seit 2001 ist sie freischaffende Künstlerin. Man findet ihre Malereien an vielen Bremer Fassaden oder Restaurantwänden. Die großflächigen Landschaften und szenischen Bilder stehen im Kontrast zu „The Huuties“ – die verwegenen Miniaturskulpturen sind gerade einmal daumengroß.

Das Leben als Künstler sei vor allem arbeitsreich, meint Nordhaus. Aufgabe der Kunst sei es, die Aufmerksamkeit der Menschen zu wecken. Das erreiche man durch die künstlerische Bearbeitung eines Gegenstandes. „Ich forciere damit praktisch die Beschäftigung mit den Inhalten“, erklärt sie. Das Gehirn des Betrachters bekomme dadurch eine Aufgabe, die der Künstler ihm stellt. Gleichzeitig schärfe der kreative handwerkliche Prozess die Sinne und Fertigkeiten des Künstlers.

Zwei Künstler, die Nordhaus besonders mag, sind Carl Spitzweg, der in seinen Bildern Humor und Melancholie verbinde, und Andy Warhol, der es verstanden habe, schon zu Lebzeiten von seiner Kunst leben zu können. Wenn Nordhaus ein Bild verschenken müsste, dann ginge es an Mahatma Gandhi, sagt sie. „Ich verehre ihn sehr.“

www.delianordhaus.com

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