Bremer Pastor Latzel darf wieder predigen

Einigung zwischen Pastor Olaf Latzel, der Martini-Gemeinde und der Bremischen Evangelischen Kirche: Der wegen Volksverhetzung zu seiner Geldstrafe verurteilte Pastor darf wieder auf die Kanzel.
Bremen – Der vorläufig vom Dienst enthobene Bremer Pastor Olaf Latzel darf wieder predigen. Der konservative Theologe, seine Gemeinde und die Kirchenleitung haben sich auf einen entsprechenden Vergleich geeinigt, wie aus einer gemeinsamen Erklärung vom Donnerstagabend hervorgeht. Auf ihrer Website kündigte die St.-Martini-Gemeinde an, schon am Sonntag, 18. April, werde Pastor Latzel wieder den Gottesdienst halten: „Wir sind sehr dankbar, dass Gott unsere Gebete erhört hat und wir zu einer Einigung mit der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) kommen konnten.“
Urteil gegen Latzel ist noch nicht rechtskräftig
Latzel war als Pastor der Martini-Gemeinde im November 2020 vom Amtsgericht Bremen wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die unterhalb der Grenze einer Vorstrafe liegt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Latzel hat Berufung eingelegt. Bis zu einer endgültigen Entscheidung hatte ihn die Kirchenleitung vorläufig des Dienstes enthoben, ein schon Monate zuvor eingeleitetes kirchliches Disziplinarverfahren ruht. Vor der Disziplinarkammer der BEK beantragte Latzel, die Freistellung auszusetzen – mit Erfolg.
In einem nicht öffentlichen Erörterungstermin am 22. März habe die Kammer Bedenken gegen die vorläufige Dienstenthebung geäußert und den Beteiligten „dringend“ einen Vergleich empfohlen, hieß es dazu. „Pastor und Gemeinde müssen sich deutlich von Hassbotschaften distanzieren – und Olaf Latzel muss sich bei den Betroffenen nochmals entschuldigen“, beschrieb Bremens leitender Theologe Bernd Kuschnerus am Freitag einen wichtigen Teil der Einigung.
Nach Auffassung des Amtsgerichtes hatte der Theologe in einem Eheseminar im Oktober 2019 zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt. Im Verlauf des Seminars warnte er unter anderem, Homosexualität sei eine „Degenerationsform von Gesellschaft“ und „überall laufen die Verbrecher rum vom ,Christopher Street Day"“.
Gemeinde steht hinter ihrem Pastor
Der Konvent der Martini-Gemeinde hatte sich im März uneingeschränkt hinter den Pastor gestellt. Latzel habe in „seinen Äußerungen zur praktizierten Homosexualität auf dem Eheseminar in keiner Weise gegen die aus seiner Ordination bestehenden Pflichten verstoßen“. Der Konvent beauftragte den Gemeindevorstand, alle juristischen Möglichkeiten auszuschöpfen, um die vollständige Wiedereinsetzung des Pastors zu erreichen. Sowohl Latzel als auch die Gemeinde sehen sich seit Jahren Angriffen von Gegnern ausgesetzt, diese gehen bis ins sehr Persönliche.
BEK behält Pastor „im Blick“
Mit Blick auf die vorläufige Dienstenthebung erläuterte Kuschnerus, die Kirchenleitung habe nach dem Urteil des Amtsgerichtes nicht anders handeln können. Latzels Äußerungen seien mit den Grundsätzen der Kirche nicht vereinbar. „Wir respektieren, dass das Kirchengericht bezüglich der Dienstenthebung juristisch eine andere Auffassung hat.“ Nach der Einigung gehe er davon aus, dass sich bei Pastor Latzel solche Äußerungen nicht mehr wiederholten: „Wir werden das im Blick behalten.“
Freude bei Latzel-Anhängern
Im Netz gab es schnell viele positive Reaktionen von Latzel-Anhängern auf die Einigung. „Unsere Herzen tanzen vor Freude“, ist beispielsweise auf Facebook zu lesen. „Bruder Latzel hat uns durch seine glasklare Verkündigung so viel weiter im Glauben gebracht.“
Farbanschlag gegen Martini-Kirche
Im März hatte die Martini-Gemeinde eine Trennung von der BEK erwogen. Kurz zuvor hatte es einen massiven Farbanschlag auf die Kirche gegeben. Die historische Fassade war mit riesigen Farbflecken verhunzt worden. Der Schaden geht in die Zehntausende. Die Gemeinde erfuhr nach den Anschlägen große Unterstützung aus Politik und Kirche, alle verurteilten die Angriffe.
Zu der Tat bekannte sich eine den „Flinta“-Menschen nahestehende Gruppe. Flinta steht für Frauen, Lesben, Transsexuelle und andere. Man habe den 8. März (Frauentag) zum Anlass genommen, die Kirche „zu verschönern“, hieß es. epd/gn