Galeria-Karstadt in Bremen vor dem Aus: Gibt es eine Chance auf Rettung?

Das Galeria-Karstadt-Haus in Bremen soll schließen, so der Wille des angeschlagenen Konzerns. Der Senat will sich jedoch für den Erhalt des traditionsreichen Standortes in der Bremer City einsetzen.
Bremen – Was wird aus dem Bremer Karstadt-Standort? Müssen Bremer und Buten-Bremer nach dem 31. Januar 2024 tatsächlich auf das einzige große Warenhaus in der Region verzichten? Dass die Eigentümerin, die österreichisches Signa-Holding um Gründer René Benko, Bremen nun doch auf der offiziellen Streichliste hat, war am Montag Gesprächsthema in Bremen und „umzu“. Der Senat zeigte sich überrascht von den Plänen und möchte Karstadt nicht ziehen lassen.
Galeria-Karstadt in Bremen soll schließen: Miete des Unternehmers Kurt Zech könnte Grund sein
Wie eine Trutzburg steht das mächtige Karstadt-Warenhaus mitten in der Bremer Innenstadt. Seit gefühlten Ewigkeiten. Nun steht die Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof an der Obernstraße womöglich vor dem Aus – wenn sich beide Seiten nicht doch noch einigen. Entsprechende Meldungen trafen die Bremer Politik und ganz Bremen am Montag unerwartet. Hintergrund sollen Uneinigkeiten zwischen dem Unternehmen und dem Vermieter des Gebäudes, dem Bauunternehmer Kurt Zech, über die Höhe der Mietkosten sein. Zech hatte das Gebäude mit der Postadresse Obernstraße 5-33 Anfang 2014 erworben.
Auf Nachfrage wollte sich die Zech-Gruppe nicht zu dem Thema äußern – weder zu möglichen Problemen bei der Miete noch zur Laufzeit des Mietvertrages. Auch dazu, wie eine eventuelle Nachnutzung des großen Gebäudes ohne Karstadt aussehen könnte, wollte der Sprecher nichts sagen.
Betriebsversammlungen informieren über Schließungen: Karstadt kurzzeitig geschlossen
Die Beschäftigten im Bremer Karstadt-Haus wurden am Nachmittag in einer kurzfristig anberaumten Betriebsversammlung von den Schließungsplänen informiert. „Liebe Kunden! Aufgrund einer innerbetrieblichen Veranstaltung schließen wir heute bereits um 14 Uhr“, hieß es in Durchsagen. Die Kunden wurden, unter anderem an den Rolltreppen gebeten, das Warenhaus zu verlassen. Nach der Streichliste des Konzerns ist der Bremer Standort am 1. Februar 2024 Geschichte.

Die Bremer City ohne Karstadt? Das scheint undenkbar zu sein. Seit Generationen steht der Spruch „Ich fahr’ mal nach Karstadt (hin)“ als Synonym für einen Einkaufstrip in die Innenstadt. „Ein Erhalt des Karstadt-Standorts ist für die Attraktivität des Einzelhandelsangebots und als Anziehungspunkt für Kunden in der Bremer Innenstadt sehr wichtig“, kommentierte die Handelskammer und appellierte an alle Beteiligten, möglichst rasch eine Lösung zu finden, die einen Fortbestand des Karstadt-Hauses in der Bremer City möglich mache. An den Türen des denkmalgeschützten Gebäudes kleben derweil Hinweise auf den „verkaufsoffenen Sonntag“ am 2. April. „Besuchen Sie uns.“
Karstadt-Schließung in Bremen: Existenz von 240 Mitarbeitern bedroht
Die Gewerkschaft Verdi zeigte sich entsetzt. Mit „großer Bestürzung“ habe man die Nachricht über die anstehende Schließung der Filiale zur Kenntnis genommen. Das sei „ein Schlag ins Gesicht“ der betroffenen Kollegen, sagte Handelssekretärin Sandra Schmidt. Dieser Plan komme völlig überraschend und bedrohe nun die Existenz von rund 240 zumeist weiblichen Beschäftigten. „Der innerstädtische Einzelhandel in Bremen verliert damit einen wichtigen Kundenfrequenzbringer und damit an Attraktivität“, so Schmidt. Verdi kündigte einen Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze an und forderte den Senat auf, die Gewerkschaft dabei zu unterstützen. Alle Akteure der Innenstadt müssten „schnellstmöglich an einen Tisch kommen“, verlangte Verdi-Geschäftsführer Markus Westermann. Die City müsse eine Zukunft haben.

Mit Unverständnis reagierten Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) darauf, dass die Bremer Filiale nun doch von der Schließung bedroht ist. Offenbar hätten sich die Beteiligten nicht über Mietzahlung und Finanzierung anstehender Investitionen einigen können. Bovenschulte und Vogt forderten sie auf, eine Lösung zum Fortbestand des Standortes Bremen zu finden. „Schnellstmöglich“, auch im Sinne der Beschäftigten, müssten sich die Seiten zusammensetzen.
Es muss verhindert werden, dass der Warenhaus-Standort geschlossen wird, obwohl er aufgrund der Umsätze durchaus überlebensfähig ist.
Der Senat sei zur Unterstützung bereit. „Es muss verhindert werden, dass der Warenhaus-Standort geschlossen wird, obwohl er aufgrund der Umsätze durchaus überlebensfähig ist“, sagte der Bürgermeister. Vogt zeigte sich von der negativen Entwicklung überrascht, zumal Karstadt in Gesprächen „keinen Zweifel daran gelassen hat, dass Bremen ein tragfähiger Standort ist und das auch künftig sein kann“.
Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck äußerte sich zu den Galeria- und Karstadt-Schließungen. So werde es jetzt die Aufgabe der Sozialpartner sein, eine Lösung zu finden, die es den betroffenen Menschen möglichst einfach mache, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
Mehr als 120 Jahre: Karstadt hat eine lange Geschichte in Bremen
Die Bremer Karstadt-Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1902, als an der Ecke Sögestraße/Pelzerstraße die erste Filiale eröffnet wurde. Von 1930 bis 1932 wurde das Warenhaus an der Ecke Obernstraße/Sögestraße nach den Plänen der Bremer Architekten Heinrich Wilhelm Behrens und Friedrich Neumark gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus 1944 zerstört, nach dem Krieg bis 1952 komplett wieder aufgebaut, 1965 umgebaut und mit vierläufigen Rolltreppen bestückt. Nach der Erweiterung galt das Bremer Karstadt-Warenhaus mit 30.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf sieben Etagen als das viertgrößte Kaufhaus in Deutschland und das größte in Norddeutschland.
Das Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof will 52 der zuletzt bundesweit 129 Warenhäuser schließen. Das Bremer Haus galt lange Zeit als gesichert, weil es dem Vernehmen nach gute Umsätze macht. Schon 2020 hatte der Konzern ein Insolvenzverfahren durchlaufen. Damals wurden rund 40 Filialen geschlossen, rund 4000 Stellen gestrichen. Auch die Kaufhof-Filiale in Bremen und die Karstadt-Filiale in Bremerhaven wurden geschlossen. Das einstige Karstadt-Sporthaus übernahm „Sport Scheck“.